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Weihnachts-Spezial: 100. Jahrestag der Gründung des hessischen Motorradherstellers „Horex“ im Jahr 1923

Über ein Motorrad oder Motorrad-Teile der Bad Homburger Traditions-Motorradmarke „Horex“ unterm Weihnachtsbaum würden sich Motorsportbegeisterte sicherlich besonders freuen. Zusammengesetzt aus dem „Ho“ des Standortes Bad Homburg und dem Warenzeichen „REX“ der elterlichen „REX-Konservenglasgesellschaft Bad Homburg“ trug die Marke hessische DNA buchstäblich im Namen. Anlass genug, um einen Blick auf die bewegte Firmengeschichte des hessischen Unternehmens zu werfen, das der Fabrikant Fritz Kleemann unter dem Credo „Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer“ vor genau 100 Jahren, im Krisenjahr 1923, gründete.

Biografie von Fritz Kleemann und frühe Unternehmerjahre

Fritz Kleemann kam am 24. Juni 1901 als Sohn von Friedrich Kleemann und dessen Frau Maria in Bad Homburg in der Metropolregion Rhein-Main zur Welt. Friedrich Kleemann erwarb 1918 das gemeinsam mit Jean Emil Leonhardt gegründete Bad Homburger Großhandelsunternehmen „Rex-Konservenglas-OHG“ vollständig. Dort begann Sohn Fritz 1920 zu arbeiten, nachdem er zuvor bereits beim Rüsselsheimer Automobilhersteller „Opel“ sowie bei der „Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron“ tätig gewesen war. Die Oberurseler Motorenfabrik „Columbus-Motorenbau-AG“, an der Friedrich Kleemann die Aktienmehrheit hielt, entwickelte zu Beginn der 1920er-Jahre einen 1-PS-Fahrrad-Hilfsmotor mit dem Namen „Gnom“, den Fritz Kleemann an Fahrrädern montierte und vertrieb. Im Jahr 1922 konstruierte Kleemann sein erstes Motorrad – unter Verwendung eines 250-Kubikzentimeter-Motors von „Columbus“ sowie eines Rahmens der Frankfurter Maschinenfabrik „Stein“.

Gründung und Aufstieg der „Horex-Fahrzeugbau-AG“

1923, im wirtschaftlich herausfordernden Jahr der Ruhrbesetzung und der Hyperinflation, gründete Kleemann gemeinsam mit seinem Vater die „Horex-Fahrzeugbau AG Bad Homburg“. Rasch begann „Horex“ mit der Konstruktion von Maschinen mit vergrößertem Hubraum, die als „Imperator“, „Resident“ oder „Rebell“ auch im Rennsport eingesetzt wurden. So feierten verschiedene Fahrer, etwa der bekannte Rennfahrer Karl Braun, insgesamt 55 Siege mit „Horex“-Maschinen. 1925 fusionierten „Columbus“ und „Horex“ vor dem Hintergrund finanzieller Schwierigkeiten beider Unternehmen. In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre gelangen den Konstrukteuren der Firma technische Durchbrüche wie die Entwicklung des langhubigen Parallel-Zweizylinders mit obenliegender Nockenwelle für den Rennsport, der über 24 bis 30 PS verfügte.

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges entwickelte „Horex“ den 350-Kubik-Viertaktmotor, der während des Krieges mit wenigen technischen Änderungen an die Nürnberger „Victoria-Werke“ geliefert wurde. Die Motorradproduktion als Kerngeschäft des Unternehmens ruhte jedoch zwischen 1939 und 1945.

Unternehmensentwicklung vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart

Als erstes deutsches Motorradunternehmen erhielt „Horex“ 1948 die alliierte Genehmigung zur Wiederaufnahme des Herstellungsbetriebes von Motorrädern von über 250 Kubikzentimetern Hubraum. 1950 kam mit der „Regina“ das wohl bekannteste „Horex“-Motorrad mit 350-Kubikzentimeter-Einzylindermotor auf den Markt. Zwei Jahre später stieg das Modell mit 20.400 gebauten Exemplaren zum weltweit meistverkauften Motorrad mit 350-Kubikzentimeter Hubraum auf. Im Zusammenhang mit einer Reform der Haftpflichtprämien für Motorräder mit einem Hubraum von über 250 Kubikzentimetern fielen die Absatzzahlen nach 1955 jedoch rapide. 

Diese Absatzschwierigkeiten veranlassten Fritz Kleemann 1956 zur Einstellung der Produktion sowie zum Verkauf des Restbestandes an Motorrädern in die USA. Während die Werksanlagen 1960 vom „Daimler-Benz“-Konzern übernommen wurden, gingen die Namensrechte an die „Münch Motorradfabrik GmbH“ über. Ihr Gründer Friedel Münch produzierte anschließend ein Liebhabermodell unter dem Namen „Horex 1400 TI“. Der Comic „Werner – eiskalt“ von Zeichner Rötger Feldmann ließ die Erinnerung an die kultigen „Horex“-Maschinen in den 1980er-Jahren wieder aufleben, da im Comic einer der Protagonisten ein Motorrad mit „Horex“-Motoren baut. Zeichner Feldmann setzte diese Idee in die Realität um, als er 1989 mit seiner Maschine „Red Porsche Killer“ unter Verwendung von vier „Horex“-Motoren bei einem Rennen teilnahm.

Nach verschiedenen vorangegangenen Stationen und einem Insolvenzverfahren 2014 übernahm 2015 die „3C-Carbon-Composite Company“ in Landsberg am Lech das Unternehmen „Horex“. Anlässlich des hundertjährigen Firmenjubiläums produziert „3C“ 500 Stück des Typs „Regina Evo“. Zum 1. Januar 2023 waren in Deutschland noch 2613 „Horex“-Krafträder für den Straßenverkehr zugelassen.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind u.a. folgende Publikationen zum Thema erhältlich: