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22. Juli 1823: 200. Geburtstag des Politikers und Bankiers Ludwig Bamberger

Bankier, Politiker und Journalist, radikaler Demokrat, aber auch persönlicher Berater von Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Friedrich III. – all das war Ludwig Bamberger. In Mainz geboren, gehörte er von 1874 bis 1890 für den Wahlkreis „Hessen 8“ (Bingen/Alzey) dem Reichstag an. Nicht nur in der Bankenmetropole Frankfurt am Main ist der Gründer der Deutschen Bank heute kaum noch jemandem bekannt.

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Ludwig Bamberger kam am 22. Juli 1823 als eines von sechs Kindern in einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Mainz zur Welt. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem familiären Hintergrund der Mutter, die der Bankiersfamilie Bischoffsheim entstammte, verinnerlichte Bamberger schon früh (wirtschafts-)liberale Grundsätze und begeisterte sich für die Französische Revolution. Nach dem Abitur studierte Bamberger Jura in Heidelberg, Göttingen und Gießen, wo er auch promovierte. Eine juristische Laufbahn als Richter oder im Staatsdienst blieben ihm aufgrund seines jüdischen Glaubens jedoch verwehrt.

Publizist während der Märzrevolution

Bamberger erhoffte sich durch den Ausbruch der Revolution im Deutschen Bund im März 1848 Demokratisierung, Liberalisierung sowie die Schaffung eines Nationalstaats. Noch im März des Jahres begann er, für die „Mainzer Zeitung“ über die Geschehnisse zu schreiben und stieg rasch zum Chefredakteur und Mitherausgeber auf. Hierbei plädierte er für die Umsetzung radikaldemokratischer Ziele sowie für eine strikte Orientierung am Vorbild Frankreichs. Im Oktober 1848 wurde Bamberger mit nur 25 Jahren zum Präsidenten des gesamtdeutschen Demokratenkongress, einer Versammlung demokratischer und republikanischer Politiker, gewählt. Im Laufe der Revolution wandte er sich dennoch enttäuscht von der Arbeit der mehrheitlich gemäßigten Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung ab. Obwohl er die kleindeutsche Lösung und das Festhalten der Paulskirchenabgeordneten am Erbkaisertum scharf kritisierte, unterstützte er die Reichsverfassungskampagne des Jahres 1849, mit der die Paulskirchenverfassung im Angesicht der erstarkenden Konterrevolution doch noch durchgesetzt werden sollte. Vor der vorrückenden preußischen Armee floh Bamberger im selben Jahr nach Zürich. 1852 wurde er wegen seines Wirkens im Rahmen der Deutschen Revolution in seiner Abwesenheit sogar zum Tode verurteilt.

Leben im Exil und Gründung der Deutschen Bank

Ende 1849 siedelte Bamberger nach London über, wo er im Bankhaus der Familie seiner Mutter zu arbeiten begann. Nach einem kürzeren Aufenthalt in der Filiale in Antwerpen gründete der Geschäftsmann 1851 in Rotterdam sein eigenes „Bankhaus L.A. Bamberger“. 1853 war er Mitbegründer der französischen Großbank „Banque de Paris et de Pays-Bas“. Von diesen Erfahrungen profitierte der Bankier auch bei der Gründung der Deutschen Bank 1870: Gemeinsam mit dem Unternehmer Adelbert Delbrück setzte er im Zuge dessen seine Erfahrungen im Kreditwesen, die ihn überzeugten, dass eine große deutsche Bank für den Kreditmarkt unerlässlich sei, in die Tat um. König Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., genehmigte das Gründungsstatut der Deutschen Bank AG am 10. März 1870 –seither das offizielle Gründungsdatum der Aktiengesellschaft mit heutigem Sitz in Frankfurt am Main.

Nationalliberaler Politiker im Reichstag

Noch während der Deutschen Revolution ein radikaler Demokrat, unterstützte Bamberger als Abgeordneter der Nationalliberalen Partei von 1871 bis 1890 im Reichstag die autoritäre Politik Bismarcks. Geleitet wurde er hierbei von dem Glauben, dass die erreichte Einheit Deutschlands im Nationalstaat liberale Ziele befördere. Auf sein Betreiben wurde eine Vereinheitlichung des Münzwesens über die deutschen Ländergrenzen hinweg verabschiedet. Bamberger etablierte sich in der Frühphase des Deutschen Reiches als wichtiger finanzpolitischer Berater des Reichskanzlers. Vor dem Hintergrund von Bismarcks innenpolitischer Wende in den späten 1870er-Jahren hin zu massiven Repressionen gegenüber sozialistischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Vereinen und Verbänden („Sozialistengesetz“) distanzierte Bamberger sich vom Reichskanzler. Die Nationalliberale Partei spaltete sich unterdessen an Bismarcks Schutzzollpolitik – Bamberger gehörte ab 1880 zunächst der „Liberalen Vereinigung“ und ab 1884 der „Deutschfreisinnigen Partei“ an. Nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. stieg er zu einem wichtigen Berater von Kaiser Friedrich III. auf, allerdings nur für kurze Zeit, da der Kaiser nach nur 99-tägiger Regentschaft einem Krebsleiden erlag. Im „Berliner Antisemitismusstreit“ zwischen 1879 und 1881 verbreitete Bambergers Parteigenosse, der reichsweit bekannte Historiker Heinrich von Treitschke radikales antisemitisches Gedankengut und setzte sich für eine Beschränkung der Judenemanzipation in Deutschland ein. Bamberger verfasste in dieser Zeit mehrere Schriften, um Treitschke entgegenzutreten.

Am 14. März 1899 starb Ludwig Bamberger und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin begraben.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind u.a. folgende Publikationen zum Thema erhältlich: