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17. Februar 1821: 200. Geburtstag von Lola Montez

„Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen.“

Sie verdrehte den Männern den Kopf, allen voran dem bayerischen König Ludwig I., war Tänzerin und Abenteurerin, aber auch gleichzeitig erfolgreiche Theaterunternehmerin, Buchautorin und als Vortragsreisende auf der ganzen Welt unterwegs und erfand sich dabei immer wieder neu.„Für die politische Bildung ist die Figur der feschen Lola deshalb von Interesse, weil Skandale zu allen Zeiten Regierungen, Monarchen und Systeme in Bedrängnis bringen können. Ist der „Volkszorn“, wie es damals hieß, einmal geweckt, gerät auch eine traditionsreiche Dynastie wie die der Wittelsbacher in Handlungsnöte. Heute mögen prächtige geheime Privatpaläste, sehr zurückhaltende Steuerzahlungen oder besondere Beziehungen zu Praktikantinnen Staatsoberhäupter ins Wanken bringen, an der Wirkmächtigkeit von Skandalen gegenüber Regierungen ändert das nichts,“ so Dr. Alexander Jehn, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. Die Montez war die immerwährende Revolution, vor der keine Konvention sicher war, eine völlig unpolitische Tänzerin und „Kameliendame“, die dennoch durch ihr permanentes Einreißen von gesellschaftlichen Schranken Politik machte.

Als Elizabeth Rosanna Gilbert in Grange bei Sligo in Irland am 17. Februar 1821 geboren, wuchs die Tochter der irischen Landadeligen Eliza Oliver und des schottischen Offiziers Edward Gilbert, nach dem Tod des Vaters von 1823 bis 1834 in Schottland auf. Nach dem Besuch eines Internats für höhere Töchter in der südenglischen Stadt Bath floh sie 1836 mit dem englischen Offizier Thomas James nach Irland, um einer standesgemäßen Verheiratung zuvorzukommen. Nach der Heirat 1837 folgte sie ihrem Mann 1838 nach Indien. 1842 kehrte sie nach London geschieden zurück. Dort lernte sie die spanische Sprache und die spanischen Tänze, um dann als Maria de los Dolores Porrys y Montez alias Lola Montez aus Sevilla 1843 an einem Londoner Theater aufzutreten. Als Hochstaplerin von der Presse entlarvt verließ sie England und tourte daraufhin als Lola Montez auf dem europäischen Kontinent. Überall, wo sie auftrat, in Berlin (am 3. September 1843 tanzte sie beispielsweise vor Friedrich Wilhem IV. von Preußen und Zar Nikolaus I), Warschau, Baden-Baden oder Paris, sorgte sie für Aufsehen und Schlagzeilen. Die einen bewunderten sie, die anderen warfen ihr Sittenlosigkeit vor. Zu den Verehrern zählten u.a. Alexander Dumas der Ältere und der Jüngere sowie Franz Liszt.

1846 reiste sie nach München, wo Lola Montez am 10. Oktober im Hof- und Nationaltheater vor König Ludwig I. als Tänzerin auftrat. Schnell wurde sie die Geliebte von Ludwig. Der 60-jährige, nicht von körperlichen Vorzügen und Reizen gesegnete bayerische König, war der 25-jährigen Tänzerin gänzlich verfallen, gab für sie für damalige Verhältnisse ein Vermögen aus: Bis zum Ende der Liaison 1850 erhielt sie 158.084 Gulden und ein Palais in der Barer Straße in München. Außerdem erhob sie der König zur Gräfin von Landsfeld. Der Wunsch des Königs, Lola Montez die bayerische Staatsbürgerschaft zu verleihen, führte zu einer Staatskrise und zum Rücktritt des gesamten bayerischen Kabinetts im Februar 1847. Nach heftigen Protesten und Tumulten der Münchner Gesellschaft gegen die Gräfin von Landsfeld und ihr Auftreten in der Stadt, flüchtete die Montez am 11. Februar 1848 in die Schweiz. Und einen Monat später, am 16. März 1848 gab Ludwig I. im bayerischen Kronrat die Erklärung ab, dass die Montez nun nicht mehr bayrische Staatsangehörige sei. Als das Gerücht aufkam, die Montez sei heimlich zurückgekehrt, musste schlussendlich Ludwig I. am 20. März 1848 abdanken.

Nach weiteren Aufenthalten in London, Paris und Belgien und verschiedenen Liebesbeziehungen ging sie 1851 in die USA, um dort ihr eigenes Musical (Lola Montez in Bavaria) 1852 am Broadway aufzuführen. Nach weiteren Tourneen an der Ostküste und in Australien kehrte sie 1857 nach New York zurück, wo sie sich als Buchautorin (Schönheitsratgeber) den Lebensunterhalt verdiente und sich als bekennende Christin um „gefallene Mädchen“ kümmerte. Sie starb am 17. Januar 1861 an einer Lungenentzündung und ist auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn begraben.

„Sie hat Ein- und Ansichten zur Stellung der Frau formuliert wie 120 Jahre nach ihr Susan Sontag“, so Georg Ringswandl, der 2021 das Musikstück „Lola M.“ am Residenztheater in München aufführen möchte, über Lola Montez.