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21. Januar 1899: 125. Jahrestag des Produktionsbeginns des ersten „Opel“-Patent-Motorwagens in Rüsselsheim

Angefangen als Hersteller von Nähmaschinen steigt die im Jahr 1868 im hessischen Rüsselsheim gegründete „Nähmaschinenfabrik von Adam Opel“ im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zum lange Zeit bedeutendsten deutschen Automobilhersteller auf. Die Übernahme der „Anhaltischen Motorwagenfabrik“ des Automobilkonstrukteurs Friedrich Lutzmann zum 21. Januar 1899 markierte in der Firmengeschichte einerseits den Beginn der Serienproduktion des ersten „Opel“-Patentwagens mit dem dem neuen Direktor gewidmeten Namen „System Lutzmann“. Darüber hinaus steht dieses Datum aber auch synonym für den Beginn der unternehmerischen Erfolgsgeschichte des hessischen Automobilherstellers, der heute allein in Rüsselsheim rund 14.000 Menschen beschäftigt.

Adam Opel und die Unternehmensgründung

Adam Opel kam am 9. Mai 1837 als Sohn des Rüsselsheimer Schlossermeisters Philipp Wilhelm Opel zur Welt. Nach einer Lehre im väterlichen Betrieb sowie verschiedenen Anstellungen in belgischen, französischen und britischen Unternehmen kehrte Opel 1862 nach Rüsselsheim zurück und begann, unter Nutzung der Betriebsstrukturen des Vaters, selbst Nähmaschinen herzustellen. Die auf August 1862 zu datierende Gründung der eigenen Nähmaschinenfabrik – anfangs fand die Produktion in einem Kuhstall statt – war in erster Linie durch die finanzielle Unterstützung von Opels zukünftiger Frau Sophie Marie Scheller möglich, der Tochter eines wohlhabenden Gastwirts, die er 1868 heiratete. In den 1880er-Jahre hatte Opel bereits eine Niederlassung in Frankfurt errichtet und produzierte etwa 18.000 Nähmaschinen jährlich.

Tod des Unternehmers und Einstieg in die Mobilitätsbranche

Seine fünf Söhne – teils selbst erfolgreiche Radrennfahrer – begeisterten Adam Opel von der Idee der Fahrradherstellung. Noch zu seinen Lebzeiten begann die Nachfrage nach Nähmaschinen (besonders im Inland) stark zu sinken, sodass Opel die Nähmaschinen günstig exportierte und sich aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Rentabilität ab 1886 der Herstellung von Fahrrädern zuwandte. Am 8. September 1895 verstarb der Firmengründer schließlich. Nach Opels Tod leitete seine Witwe gemeinsam mit den Söhnen eine vollständige Wende hin zur Fahrradproduktion ein und erschloss des Weiteren mit der Automobilherstellung ein völlig neues, Anfang des von Technisierung geprägten 20. Jahrhunderts boomendes Geschäftsfeld. Spätestens nach einem verheerenden Brand im Rüsselsheimer Opelwerk im Jahr 1911 wurde die Nähmaschinenproduktion endgültig eingestellt. Die Herstellung von teilweise auch motorisierten Fahrrädern setzte der Konzern noch bis 1936 fort, bis jener Unternehmenszweig an die „Neckarsulmer Motorenwerke“ verkauft wurde. Mit dem Erwerb der „Anhaltischen Motorwagenfabrik“ am 21. Januar 1899 begann der „Opel“-Konzern unter Führung von Sophie Opel mit der Herstellung von Automobilen. Der ehemalige Leiter der „Anhaltischen Motorwagenfabrik“ und erfolgreiche Konstrukteur Friedrich Lutzmann stieg unterdessen zum Direktor der „Opel Automobile GmbH“ auf.

Produktion des ersten Patentmotorwagens

Bei dem ersten, serienmäßig produzierten Rüsselsheimer Patentwagen handelte es sich um das nach seinem Konstrukteur benannte Modell „System Lutzmann“, das jener bereits 1897 auf der ersten „Internationalen Automobil Ausstellung“ in Berlin vorgestellt hatte. Trotz der Entwicklung verschiedener Karosserie- und Motortypen konnte der „Lutzmann“ anfangs nicht mit den hoch entwickelten französischen Automobilen konkurrieren, weshalb die Automobilproduktion bei „Opel“ nach wenigen Jahren vorübergehend beendet wurde. Erst eine Kooperation mit dem französischen Automobilhersteller „Darracq“ zwischen 1902 und 1907 legte den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens im 20. Jahrhundert. Zu dessen Popularität trugen nicht zuletzt die Rennerfolge deutscher Fahrer in „Opel“-Wagen bei international renommierten Autorennen bei.

Unternehmensgeschichte im Spiegel des 20. Jahrhunderts

Während des Ersten Weltkrieges baute der „Opel“-Konzern weiterhin Pkws und weitete die Produktion darüber hinaus auf Lkws aus. Für den Zeitraum von 1916 bis 1918 sind Hinweise auf den Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern auf dem Unternehmensgelände überliefert. Als erster deutscher Automobilhersteller wurde das Rüsselsheimer Opelwerk 1924 mit Fließbändern ausgestattet. Adam Opels Enkel Fritz von Opel machte sich in den 1920er-Jahren als Rennfahrer auf der Berliner „AVUS“, Testfahrer sowie als Raketenpionier – unter anderem auf der hessischen Wasserkuppe – einen Namen. 1928 produzierte der „Opel“-Konzern fast jedes zweite im Deutschen Reich hergestellte Kraftfahrzeug. Die Motorradproduktion lagerte der Konzern 1925/1926 nach Sachsen aus. Nachdem die Hyperinflation von 1923 das Unternehmen bereits so hart getroffen hatte, dass die Lkw-Herstellung vollständig eingestellt worden war, beeinträchtigte die Weltwirtschaftskrise von 1929 die 1928 geschaffenen Aktiengesellschaft in ihrer Wirtschaftlichkeit umso mehr. In der Folge wurde der Konzern 1931 für rund 154 Millionen Reichsmark vollständig an den US-Automobilhersteller „General Motors“ (GM) verkauft, wobei Fritz von Opel Vorstandsvorsitzender blieb. Obwohl „GM“ Eigentümer des Unternehmens war, produzierte „Opel“ während des Zweiten Weltkrieges mit dem Typ „Blitz S“ einen der meisteingesetzten Lastwagen der Wehrmacht. Erneut wurden Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in der Produktion eingesetzt. Ein alliierter Luftangriff beschädigte das Rüsselheimer Werk im Sommer 1944 stark. Unter der Führung von „GM“ gelang nach dem Zweiten Weltkrieg der Wiederaufstieg des Konzerns zum hinter „VW“ zweitgrößten deutschen Automobilhersteller. Opel-Marken wie der „Kadett“, der „Rekord“, der „Admiral“, der legendäre „Opel GT“ oder auch der „Manta“, der selbst als Namensgeber für zwei deutsche Kinofilme taugte, prägten die Erfolgsgeschichte des Automobillandes Deutschland mit.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: