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Projektseite Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen

Willkommen auf der Projektseite des Lern- und Erinnerungsortes Notaufnahmelager Gießen. Das Land Hessen errichtet an diesem bedeutenden historischen Ort eine Gedenkstätte, die sich der Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Vermittlung positiver Demokratiegeschichte sowie der (den) deutsch-deutschen Flucht- und Integrationsgeschichte(n) zwischen 1945 und 1989/90 widmet. Das ehemalige Notaufnahmelager Gießen ist ob seiner historischen Bedeutung als zentrales Bundesnotaufnahmelager in der Geschichte der Bundesrepublik seit Mitte der 1960er Jahre ein einzigartiger Ort, an dem sich für Viele das „Tor zur Freiheit“ öffnete, wo sich noch heute sinngebende Fragen von Diktatur und Demokratie, Unterdrückung und Menschenrechten, Freiheit und Unfreiheit, Flucht und Integration eindrücklich und eindringlich spiegeln und einer breiten Öffentlichkeit pädagogisch vermitteln lassen.

Das ehemalige Notaufnahmelager am Meisenbornweg in Gießen ist ein authentischer historischer Ort von nationaler Bedeutung, denn es ist deutschlandweit die älteste und einzige seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 ununterbrochen arbeitende Aufnahmeeinrichtung für hunderttausende Ankommende aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. späteren DDR. Dieser Ankunftsort ist eine ununterbrochene Erzählung menschlicher Schicksale deutscher Zeitgeschichte über Heimatvertreibung, Flucht, Aussiedlung und politische Verfolgung. Alleine, dass hier auch der Großteil der 33.000 durch die Bundesrepublik freigekauften politischen Häftlinge aus der DDR im Westen ankam, spricht Bände. Bis zur Schließung der Einrichtung im September 2018 fanden hier in Gießen noch fast drei Jahrzehnte lang Schutzsuchende aus verschiedensten Herkunftsländern Aufnahme. Gießen steht für die „Stunde Null“ unzähliger Lebensläufe, für den Beginn eines Lebens in Freiheit und Selbstbestimmung, aber auch für erschütternde individuelle Brüche und Verluste. Es war und ist ein vielschichtiger Ort – ein Ort, der gleichsam des vielschichtigen Lernens und Erinnerns bedarf. Hierfür trägt das Land Hessen mit der Errichtung des Lern- und Erinnerungsortes Notaufnahmelager Gießen Sorge und Verantwortung.

Letztlich repräsentiert das Notaufnahmelager Gießen epochenübergreifend den Weg von Menschen in die Freiheit. Für die hier Ankommenden begannen die ersten Schritte eines Lebens unter den Bedingungen der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Gießen, in der Mitte Hessens und der Bundesrepublik. Damit markiert das Notaufnahmelager erinnerungskulturell sowohl einen Ort der Diktaturaufarbeitung als auch einen positiven Ort der deutschen Demokratiegeschichte.

„Das Notaufnahmelager Gießen war für viele Menschen über Jahrzehnte ein Sehnsuchtsort und die erste Station in ein neues Leben - sozusagen das Tor zur Freiheit, zu Selbstbestimmung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Gießen galt dabei als Visitenkarte der Menschlichkeit.“

Dr. Alexander Jehn, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen gGmbH

Im Mittelpunkt des Lern- und Erinnerungsortes stehen die Erlebnisse der Angekommenen, präsentiert in Form einer Dauerausstellung am historischen Ort. Der Lern- und Erinnerungsort soll sich durch ein reichhaltiges pädagogisches Angebot positionieren und wird Teil des bestehenden digitalen Dokumentationsprojekts „Zeitzeugenmemorial“ der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, um die Erfahrungen der Geflüchteten dokumentieren zu können und wissenschaftliche Grundlagenforschung anzustoßen. Es entsteht somit aktuell ein neuer Träger der historisch-politischen Bildungsarbeit in Hessen, der insbesondere eine Sensibilisierung für die Themen Demokratie und Diktatur, Flucht, Freiheit, Integration sowie Menschenrechte anstrebt.

Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung errichtet den Lern- und Erinnerungsort in ressortübergreifender Zusammenarbeit auf dem landeseigenen Gelände des ehemaligen Notaufnahmelagers in Gießen. Die Trägergesellschaft in der Rechtsform einer gGmbH steht im alleinigen Besitz des Landes Hessen. Der Public Corporate Governance Kodex des Landes Hessen findet entsprechend Anwendung.

Die Finanzierung der Gesamtmaßnahme (Investitionskosten) teilt sich in drei Blöcke:

Kostenblock

Kosten brutto

Kostenträger

[1]

Einrichtung Gedenkstätte (Ausstattung) inkl. Dauerausstellung

rd. 2,20 Mio. €

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) 1,8 Mio. €,
Hessen 400.000 € (HLZ)

[2]

Digitale Sonderprojekte

rd. 0,55 Mio. €

Hessen (Digitalministerium)

[3]

Baukosten, infrastrukturelle und denkmalpflegerische Maßnahmen

rd. 4,09 Mio. €

Hessen (Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen)

Invest gesamt

rd. 6,84 Mio. €

 

Entstehen wird in Gießen ein profilierter Lern- und Erinnerungsort der politischen Bildung mit dem „Markenkern“ der Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie des „Demokratielernens“, der als landeseigener Träger der politischen Bildung sowohl im Einklang mit der Gedenkstättenkonzeption des Bundes als auch mit dem satzungsmäßigen Grundauftrag der HLZ, die dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet ist, tätig ist.

Der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen

Der Lern- und Erinnerungsort wird die vorhandenen Gebäude Haus 9 (Pforte), Haus 1 (Verwaltung), Haus 6 (Speise-/Kulturhaus) und Haus 7 (Krankenstation) der Liegenschaft nutzen und kann dort mit ca. 1.500 qm Nutzfläche die für die Funktionen Lernen und Erinnern nötigen Räumlichkeiten sowie die dazugehörigen Büro- und Verwaltungsflächen unterbringen. Dazu gehören insbesondere eine Dauerausstellung in Teilen der Häuser 6 und 1 mit ca. 500qm Ausstellungsfläche, eine Kompaktausstellung in der ehemaligen Pforte (Haus 9) mit ca. 60 qm Ausstellungsfläche, ein Foyer mit Buchshop und Café, ein Empfangsbereich mit Infocounter, eine Veranstaltungs- und Wechselausstellungsfläche, ein Lernort mit Seminar- und Projekträumen sowie einem Zeitzeugenstudio, Büro- und Besprechungsräume sowie Lager/Archiv und Garderobe. Der Gebäudekomplex (Haus 9,1,6,7) sowie der Außenraum wird mit einem Zeitschnitt im Jahr 1963/64 rekonstruiert und durch einen Außenrundgang erschlossen.

„Das Notaufnahmelager Gießen steht mit seinen Markenkernen – der SED-Aufarbeitung und der Vermittlung einer positiven Demokratiegeschichte – für eine Bereicherung der politischen Bildungsarbeit in Hessen. Der Lern- und Erinnerungsort bietet eine einzigartige Plattform, um die Vergangenheit zu verstehen und die Bedeutung von Demokratie heute zu vermitteln."

Mathias Friedel, Projektleitung und Referatsleiter für Grenzmuseen und SED-Aufarbeitung in der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung

Unser Projekt zielt darauf ab, einen integrativen Lern- und Erinnerungsort zu schaffen, der interaktive Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Zeitzeugengespräche umfasst. Wir laden Besucherinnen und Besucher dazu ein, die Geschichte des Notaufnahmelagers Gießen zu entdecken und tiefergehende Einblicke in die Erfahrungen von Geflüchteten und ihre Integration in die Gesellschaft zu gewinnen: Was bewog Menschen dazu, ihre ostdeutsche Heimat zu verlassen? Welche Wege der Flucht und Ausreise gab es? Wie funktionierte der Aufnahmeprozess in Gießen? Und welche Hürden ergaben sich für die Zugezogenen in der bundesrepublikanischen Demokratie? Der Lern- und Erinnerungsort wird 2025 eröffnet – doch schauen Sie gerne schon vorher regelmäßig auf unsere kontinuierlich erweiterten und vielfältigen digitalen Angebote.

Die Geschichte des Notaufnahmelagers Gießen ist mehr als nur ein Kapitel der Vergangenheit – sie ist ein lebendiger Teil unserer Gegenwart und Zukunft. In der Podcast-Folge "Das Notaufnahmelager Gießen – Auf dem Weg zum Lern- und Erinnerungsort" nehmen wir mit auf eine Reise durch die Zeit und beleuchten, wie dieser bedeutende Ort der Flucht und Ankunft in eine moderne Plattform für historische Bildung und demokratische Aufklärung verwandelt wird. Der Podcast bietet nicht nur historische Fakten, sondern auch bewegende Zeitzeugenberichte und tiefgehende Gespräche mit Expertinnen und Experten, die das Lager als Lern- und Erinnerungsort neu gestalten.

Das Team

Geschäftsführer - PD Dr. Florian Greiner

Florian Greiner ist seit Januar 2024 der Geschäftsführer des Lern- und Erinnerungsortes Notaufnahmelager Gießen. Vor dieser Position war er als stellvertretender Geschäftsführer bei der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg tätig und hat dort ebenfalls als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Dr. Greiner habilitierte im April 2021 an der Universität Augsburg, wo er zuvor als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Professur für die Geschichte des europäisch-transatlantischen Kulturraumes und am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte beschäftigt war.

Bereits 2009 kam Florian Greiner zur Promotion nach Gießen. Sein großes Ziel ist es, die zentrale historische Bedeutung des Notaufnahmelagers und der Stadt in der deutschen Demokratiegeschichte erinnerungskulturell zu verankern - und einen bundesweit sichtbaren Lern- und Erinnerungsort aufzubauen.

„Das Notaufnahmelager Gießen ist ein einzigartiger Spiegel der deutsch-deutschen Zeitgeschichte: Von der Teilung bis zur Wiedervereinigung. Deutsche Demokratiegeschichte in seiner ganzen Vielfalt und in all ihren Grautönen zu erzählen, dies ist für den Lern- und Erinnerungsort Aufgabe und Chance zugleich.“

PD Dr. Florian Greiner, Geschäftsführer Notaufnahmelager Gießen gGmbH

Unser Team setzt sich aus einem ressortübergreifenden Zusammenschluss von Expertinnen und Experten der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen gGmbH, der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sowie der Projektleitung des Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen zusammen. Seit 2022 erforschen zwei wissenschaftliche Mitarbeiter für uns die Geschichte des Notaufnahmelagers Gießen und erarbeiten die Inhalte der Dauerausstellung. Ergänzt wird unser Team durch Peter Wellach. Als kuratorischer Leiter und bis Februar 2024 auch als Projektsteuerer verantwortet er seit 2019 mit seinem Büro beier+wellach projekte die Konzeption des Lern- und Erinnerungsortes und die Ausarbeitung der Ausstellung sowie gemeinsam mit den Architekten von Wandel Lorch Götze Wach aus Frankfurt am Main und den Grafikern von Bailey und Bailey aus Berlin die Gestaltung sowie Umsetzung der Dauerausstellung. Das Ausstellungsplanungsteam umfasst ferner das Büro tinetronics für die Medienplanung sowie molitor für die Planung der exponatnahen Szenografie. Zuständig für die IT-Ausstattung des Verwaltungstraktes und der Seminarräume ist das Ingenieurbüro CUT aus Heidelberg. Diese kooperative Struktur ermöglicht es uns, ein breites Spektrum an Fachwissen und Perspektiven in unser Projekt einzubringen und so die Qualität und Tiefe unserer Arbeit zu maximieren.

Dossier zur Geschichte des Notaufnahmelagers Gießen und der Bedeutung des Lern- und Erinnerungsortes

Das Notaufnahmelager Gießen, einst eine zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der DDR, entwickelt sich zu einem bedeutsamen Lern- und Erinnerungsort, der zukünftig eine wichtige Rolle in der Gedenkstättenlandschaft Deutschlands spielen wird. Dieses Dossier wirft erste Blickpunkte auf die facettenreiche Geschichte des Lagers und seine mögliche Bedeutung in der Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie in der Forschung zur deutsch-deutschen Migrationsgeschichte. Mit seiner einzigartigen Lage im Westen Deutschlands bietet der Ort tiefgreifende Einsichten in die Dynamiken der Flucht und Übersiedlung während der deutschen Teilung. Durch die Erkundung und Aufarbeitung seiner Geschichte wird der Lern- und Erinnerungsort Gießen nicht nur als Zeuge der Vergangenheit dienen, sondern auch zukünftige Generationen in der Bildung eines kritischen Verständnisses der historischen und politischen Kontexte Deutschlands unterstützen.

Die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur und der Westen

Das Notaufnahmelager Gießen

Prof. Dr. Rainer Eckert

Vom Forschungsdesiderat zum Lern- und Erinnerungsort

Das Notaufnahmelager Gießen

Prof. Dr. Jeannette van Laak

Aktuelle Medienberichterstattung und News

Hessenschau, 20.04.2024

Wie Gießen zur Anlaufstelle für hunderttausende DDR-Flüchtlinge wurde

Gießener Allgemeine Zeitung, 06.03.2024

Aus dem Osten über Gießen in die Freiheit

Gießener Anzeiger, 30.01.2024

Zeitzeugen und Dokumente gesucht

Gießener Allgemeine Zeitung, 05.01.2024

Geschichte eines Sehnsuchtsortes

Gießener Anzeiger, 17.02.2023

Verzögerung, »aber kein Stillstand«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2021

Ehemaliges Notaufnahmelager - Visitenkarte für gelebte Demokratie und Freiheit

Gießener Allgemeine Zeitung, 23.05.2021

Gießener Notaufnahmelager für DDR-Bürger wird zur Gedenkstätte

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2024

„Ort von nationaler Bedeutung“

Gießener Anzeiger, 27.06.2024

Bürokratie haben in Gießen alle erlebt

Gießener Anzeiger, 02.10.2024

Neue Ideen für Lern- und Erinnerungsort in Gießen

Gießener Allgemeine Zeitung, 04.10.2024

Was Hasselhoff, die DDR und der 17. Juni mit Gießen verbindet

Gießener Anzeiger, 04.10.2024

Der 17. Juni in Gießen

Repräsentative Befragung zum Wissen der hessischen Bevölkerung über die DDR-Geschichte und die SED-Diktatur

Die Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen gGmbH in Kooperation mit der HLZ eine repräsentative Befragung zum Wissen der hessischen Bevölkerung über die DDR-Geschichte und die SED-Diktatur in Auftrag gegeben. Hintergrund der Befragung ist die Gründung der ersten landeseigenen Gedenkstätte in Hessen im ehemaligen Gießener Notaufnahmelager. Da dessen Markenkern im Bereich der SED-Aufarbeitung liegt, sollten fundierte Zahlen zu den Erwartungen und zum Wissensstand der hessischen Bevölkerung erhoben werden. Mit der Durchführung der Befragung wurde das Meinungsforschungsinstitut Forsa beauftragt. Zu den Ergebnissen und weiterführenden Informationen:

Repräsentative Befragung Wissen DDR/SED-Diktatur in Hessen

Umfrage in Hessen um herauszufinden, welches Wissen und Bewusstsein bei den Bürgerinnen und Bürgern in Hessen über die DDR-Geschichte, die SED-Aufarbeitung und die friedliche Revolution vorhanden ist.

Auftritt beim 3. Gießener Museumsfest, 7. September 2024

Das 3. Gießener Museumsfest am Samstag, den 7. September 2024, war für den Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen ein besonderer Anlass, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. In der belebten Fußgängerzone der Stadt war die Resonanz überwältigend, und das Interesse der Bürgerinnen und Bürger übertraf unsere Erwartungen. Ein besonderes Highlight des Tages war der Besuch des Gießener Oberbürgermeisters Frank-Tilo Becher, der durch seinen Besuch am Stand die Bedeutung des Lern- und Erinnerungsortes für die Stadt unterstrich. Neben seiner Anwesenheit führten auch viele Bürgerinnen und Bürger wertvolle Gespräche mit uns, und einige brachten interessante Hinweise und Dokumente aus ihren privaten Sammlungen mit. Diese Begegnungen sowie die offizielle Unterstützung machen deutlich, dass der Lern- und Erinnerungsort bereits jetzt eine wichtige Rolle in der regionalen Gedenkkultur spielt und in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.

FAQ zum Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen

Das Notaufnahmelager Gießen war eine wichtige Einrichtung in Deutschland, die eine zentrale Rolle in der Aufnahme und Erstversorgung von Flüchtlingen und Asylsuchenden spielte. Gelegen in Gießen, Hessen, fungierte es als Erstaufnahmeeinrichtung für die Registrierung, medizinische Untersuchung und vorübergehende Unterbringung von Schutzsuchenden, bevor diese auf andere Einrichtungen verteilt wurden. Als Knotenpunkt im Netzwerk der Flüchtlingsunterbringung trug das Lager entscheidend zur Bewältigung von Migrationsströmen und zur Förderung der Integration in Deutschland bei.

Die Eröffnung des Lern- und Erinnerungsortes Notaufnahmelager Gießen ist für 2025 geplant. Aktuell sind die Bauarbeiten sowie die Erarbeitung der Dauerausstellung in vollem Gange.

Das Notaufnahmelager Gießen spielte eine zentrale Rolle in der deutsch-deutschen Geschichte. Neben den regulären Übersiedlerinnen und Übersiedlern aus der SBZ/DDR wurden im NAL Gießen auch etwa 27.000 politische Häftlinge, die von der Bundesrepublik freigekauft wurden, im Westen aufgenommen. Im Lernort werden daher die entsprechenden Diktaturerfahrungen aufgearbeitet und vermittelt.

Durch die Schaffung eines Lern- und Erinnerungsortes mit einer Dauerausstellung am historischen Ort, die die Erlebnisse der Ankommenden präsentiert, trägt das Notaufnahmelager maßgeblich zur Vermittlung einer positiven Demokratiegeschichte bei. Es dokumentiert die ersten, oft schwierigen Schritte in ein Leben unter den Bedingungen der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und sensibilisiert für Themen wie Demokratie und Diktatur, Flucht, Freiheit, Integration sowie Menschenrechte.

Im Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen wird ein umfangreiches pädagogisches Angebot geschaffen, das sowohl digitale als auch traditionelle Lernformate umfasst, um die Geschichte lebendig und für alle zugänglich zu machen. Digitale Angebote wie interaktive Lernmodule, Apps, Spiele und aufgezeichnete Zeitzeugengespräche sind darauf ausgerichtet, insbesondere jüngere Generationen anzusprechen und komplexe Inhalte auf moderne und interaktive Weise zu vermitteln. Neben den digitalen Formaten sind auch Führungen, Workshops und Zeitzeugengespräche ein zentraler Bestandteil des Bildungsangebots.  Über diese Kombination aus digitalen und traditionellen Angeboten sollen ein breites Publikum angesprochen, das historische Bewusstsein für die deutsch-deutsche Geschichte geschärft und demokratische Werte vermittelt werden.

Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden errichtet den Lern- und Erinnerungsort in ressortübergreifender Zusammenarbeit auf dem landeseigenen Gelände des ehemaligen Notaufnahmelagers. Die Trägergesellschaft in der Rechtsform einer gGmbH steht im alleinigen Besitz des Landes Hessen und ist für den Betrieb verantwortlich. Die Investivmittel für das Projekt stammen vom Land Hessen, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie dem hessischen Digitalministerium.

Der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen versteht sich auch als Forschungseinrichtung, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Themen der Zeitgeschichte, Migration und Integration widmet. Unser Archiv umfasst eine breite Palette von Dokumenten, Fotografien und Zeitzeugenberichten, die Forschenden und Interessierten ab 2025 zur Verfügung stehen. Wir unterstützen perspektivisch akademische Arbeiten und Forschungsprojekte und fördern den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen.

Eine besondere Art der Unterstützung ist die Meldung als Zeitzeugin oder Zeitzeuge. Menschen, die direkt oder indirekt mit dem Lager verbunden waren – sei es als Geflüchtete, (Spät-)Aussiedlerinnen und Aussiedler, Asylsuchende, politische Häftlinge oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter –, sind eingeladen, ihre persönlichen Erlebnisse zu teilen. Diese Geschichten tragen wesentlich dazu bei, ein tiefgreifendes Verständnis für die historischen Ereignisse zu entwickeln und diese für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Darüber hinaus spielt die Zurverfügungstellung von Dokumenten, Fotografien und Archivmaterial eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Ausstellung und der Konzeption des Bildungsangebots Falls Sie Zeitzeugin oder Zeitzeuge sind, so melden Sie sich bitte unter dieser E-Mail.

Zudem besteht als Ausdruck außerordentlichen bürgerschaftlichen Engagements bereits weit vor Inbetriebnahme der Gedenkstätte ein Förderverein Notaufnahmelager Gießen, der aus der städtische Gesellschaft heraus den entstehenden Lern- und Erinnerungsort unterstützt. Weitere Informationen siehe FAQ Nr. 10.

Der Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen wird nach seiner Eröffnung vielfältige Möglichkeiten für Freiwilligenarbeit und ehrenamtliches Engagement bieten. Interessierte können sich dann unter anderen in den Bereichen Besucherbetreuung, pädagogische und wissenschaftliche Arbeit oder Veranstaltungsorganisation engagieren. Ehrenamtliche leisten einen wichtigen Beitrag zur Bereicherung unseres Angebots. Wenn Sie sich engagieren möchten, kontaktieren Sie bitte ab Sommer 2025 direkt die Geschäftsführung.

Der Förderverein Lern- und Gedenkort Notaufnahmelager Gießen e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das Gedenken, die Erinnerung, Information und den Dialog über die Geschichte der ehemaligen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen seit dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Dies erfolgt durch ideelle und materielle Unterstützung des geplanten Lern- und Gedenkortes am Gießener Meisenbornweg. Der Vorsitzende des Fördervereins ist Pfarrer Matthias Leschhorn. Die stellvertretende Vorsitzende ist Nicola Roether. Interessierte können den Förderverein über diese E-Mail-Adresse erreichen.

Weitere Fragen und Kontaktmöglichkeit

Für alle Fragen rund um den Lern- und Erinnerungsort Notaufnahmelager Gießen steht Ihnen der Geschäftsführer PD Dr. Florian Greiner als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Wir bitten darum, sich direkt an ihn zu wenden, um sicherzustellen, dass Ihre Anliegen effizient und direkt bearbeitet werden können. Florian Greiner freut sich darauf, Ihre Fragen zu beantworten und Ihnen weitere Informationen zu unserem Projekt zur Verfügung zu stellen.

Für allgemeine Fragen: florian.greiner@nal-giessen.de.

Für Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Abgabe von Dokumenten etc.: zeitzeugen@nal-giessen.de.

Downloads

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: