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18. September 1949: 75. Jahrestag der Eröffnung der ersten Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch den Mainzer Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, 1450 war eine wissenschaftliche Revolution, die bis heute ihresgleichen sucht. Sie ermöglichte einer mit der Verbreitung der Fähigkeiten von Lesen und Schreiben wachsenden Zahl von Menschen den Zugang zu Wissen in Form von Schrift und legte somit eine bedeutende Grundlage für Rationalisierung, Säkularisierung und Verwissenschaftlichung, die die Epoche der Moderne bis heute prägen. Obwohl bereits im 11. Jahrhundert in Frankfurt am Main handschriftlich angefertigte Bücher verkauft und getauscht wurden, etablierte die Metropole sich erst in den Jahrhunderten nach der Erfindung Gutenbergs zu einem international bedeutsamen Messeplatz für die Ware Buch und somit zum Treffpunkt der intellektuellen Elite Europas in der Frühen Neuzeit. Im September 1949 – nachdem der zweite bedeutende deutsche Messeort Leipzig durch die deutsche Teilung außer Reichweite Westeuropas geraten war – fand die erste Frankfurter Buchmesse nach dem Zweiten Weltkrieg in der Frankfurter Paulskirche statt. Seitdem wird sie jährlich veranstaltet – als eine der renommiertesten europäischen Fachmessen und größte Buchmesse der Welt.

Ausrichtung der ersten Buchmesse nach Kriegsende

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das deutsche Territorium in vier Besatzungszonen geteilt und Österreich wieder selbstständig. Es dauerte mehrere für viele Deutsche von reiner Existenzsicherung geprägte Jahre, bis der Wiederaufbau der zerstörten deutschen Infrastruktur und der Prozess der Weststaatsgründung so weit vorangeschritten waren, dass an die Wiederaufnahme institutionalisierten Kulturlebens zu denken war. Im März 1949 – noch während der Verfassungsberatungen im Parlamentarischen Rat – gründete sich der die Frankfurter Buchmesse maßgeblich vorbereitende Messeausschuss, dem unter anderem der Verleger und Historiker Kurt Georg Schauer angehörte. Er war zuvor bereits von der US-Militärregierung mit der Organisation der hessischen Zweigstelle des „Börsenvereins der Deutschen Buchhändler“ betraut worden, der ursprünglich in der zweiten großen deutschen Messestadt Leipzig ansässig war. Das Publikationsorgan dieses Interessenverbands nutzte der Messeausschuss, um im Juni 1949 die Durchführung der für September datierten Buchmesse erstmals öffentlich anzukündigen. An diesem Vorgehen wird deutlich, welch großen Einfluss die drohende deutsche Teilung und somit aus westdeutscher Sicht der Verlust der Messestadt Leipzig für die Initiative zur ersten Frankfurter Buchmesse hatte. Parallel zur Frankfurter Veranstaltung, zu der sich der „Deutsche Verleger- und Buchhändlerverband“ zunächst nicht offiziell bekannte, fanden im August bzw. Oktober 1949 Buchmessen in Stuttgart und Hamburg statt.

Schließlich fungierte der „Hessische Verleger- und Buchhändlerverband“ als Veranstalter für die erste Frankfurter Buchmesse, die vom 18. bis 23 September in der erst kurz zuvor wiedereröffneten Frankfurter Paulskirche stattfand – dem Ort, an dem die Revolutionäre von 1848/1849 über eine Verfassung für einen deutschen Nationalstaat gestritten hatten. 205 deutsche Verlage investierten bei der Erstaustragung die 100 DM Standmiete für einen „Normalstand“. Die Messeleitung verzeichnete rund 9.000 Besucherinnen und Besucher allein an den deutschsprachigen Ständen, die in den Römerhallen um französische Bücher ergänzt wurden. In den Folgejahren übernahm schließlich doch der „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ die Organisation der Messe, die sich bereits in den 1950er-Jahren zusehends vergrößerte und internationalisierte. 1951 fand sie erstmals auf dem Frankfurter Messegelände statt.

Ziel und Gestaltung der Frankfurter Buchmesse in der Neuzeit

Die Frankfurter Buchmesse zeichnet sich neben dem umfangreichen Literaturangebot und zahlreichen Lesungen, Vorträgen und Diskussionsforen auch durch jährlich wiederkehrende Preisverleihungen aus: Seit 1951 wird auf der traditionell im September oder Oktober veranstalteten Buchmesse der „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ verliehen – erster Preisträger war der Philosoph Albert Schweitzer. Darüber hinaus wurden im Laufe der Veranstaltungen in den vergangenen 75 Jahren weitere Auszeichnungen hinzugefügt, so etwa der „Deutsche Jugendliteraturpreis“ oder der „International Book Award“. Dem Charakter des internationalen Austauschs und der Begegnung trägt die Messe seit 1988 auch damit Rechnung, dass sie jährlich wechselnden Gastländern eine Plattform bietet, die in Eigenregie jeweils einen Pavillon zur nationalen Kultur, Geschichte und Literatur gestalten. In den 1990er-Jahren öffnete die Frankfurter Buchmesse sich weiterhin gegenüber elektronischen Medien – so finden heute etwa Fernsehübertragungen und Streams von der Buchmesse statt, die eine Teilhabe auch aus der Ferne ermöglichen. Seit 2005 wird außerdem der mit 37.500 Euro dotierte „Deutsche Buchpreis“ in Frankfurt verliehen, mit dem der beste deutschsprachige Roman des Jahres prämiert wird. Ziel der Frankfurter Buchmesse ist es heute, Literaturbegeisterten aus aller Welt einen Zusammenkunftsort miteinander und mit Autorinnen und Autoren zu bieten und darüber hinaus als „Bühne für die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftspolitischen Geschehen“ zu fungieren. Die Buchmesse des Jahres 2023 war geprägt vom Terrorangriff der Hamas auf Israel, der sich wenige Tage vor der Eröffnung ereignet hatte. Sie zog über 200.000 Besucherinnen und Besucher auf das Frankfurter Messegelände, denen über 4.000 Aussteller ihre Bücher präsentierten. Die nächste Messe finden vom 16. bis zum 20. Oktober 2024 statt, Gastland wird Italien sein.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: