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als gemeinfrei gekennzeichnet,  https://commons.wikimedia.org/wiki/File:John_F._Kennedy_und_Ludwig_Erhard_1963_in_Frankfurt_am_Main.jpg?uselang=de , ausgeschnitten von HLZ, CC0 1.0
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Rock’n Roll und Stacheldraht


Die Siegermächte teilen Deutschland 1945 in vier Zonen. Den Westen besetzen Amerikaner, Briten und Franzosen, im Osten haben die Sowjets das Sagen. Nach Einigkeit im Krieg gegen das NS-Regime wird nun gestritten, vor allem über die Frage, ob Deutschland westlich-demokratisch, politisch neutral oder kommunistisch werden soll. In Hessen, das direkt an den sowjetischen Machtbereich grenzt, wird die weitere Entwicklung genau verfolgt – mit Sorge und Angst. Denn aus kleinen Auseinandersetzungen wird langsam ein „Kalter Krieg“. Seinen Ausgangspunkt nimmt er 1945 bei den alliierten Konferenzen in Jalta und Potsdam.

4. bis 11. Februar/5. Juni 1945


Auf der Konferenz in Jalta beschließen die Staatschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion, Deutschland nach ihrem Sieg in Besatzungszonen aufzuteilen. Sowjetische Truppen haben am Tag der deutschen Kapitulation nur einen Teil von Mitteldeutschland besetzt. Große Gebiete in Thüringen, Sachsen und Mecklenburg sind in amerikanischer und britischer Hand. Am 5. Juni 1945 wird von den Alliierten die geplante Aufteilung in Besatzungszonen beschlossen. Briten und Amerikaner ziehen sich aus Mitteldeutschland zurück, dafür räumen die Sowjets den Westalliierten drei Sektoren in Berlin ein. Hessen liegt in der amerikanischen Besatzungszone, Thüringen in der sowjetischen. Beide Länder werden von einer Grenze getrennt, die bald nur noch der „Eiserne Vorhang“ heißt.

17. Juli bis 2. August 1945


Im Potsdamer Schloss Cecilienhof tagen die führenden Politiker aus der Sowjetunion, den USA, Großbritannien und später auch Frankreich. Sie fassen weitreichende Beschlüsse über die Zukunft Deutschlands. Das „Potsdamer Abkommen“ soll keinen Friedensvertrag ersetzen. Trotzdem wird erwartet, dass sich die Alliierten an die beschlossenen Punkte halten. Die oberste Regierungsgewalt in den vier Besatzungszonen übernehmen die Oberbefehlshaber der jeweiligen Streitkräfte. Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen, soll der neugeschaffene Alliierte Kontrollrat behandeln. Noch wird Deutschland als Einheit gesehen. Aber die Westalliierten und die Sowjets sind nicht in allen Punkten einer Meinung.

17. September 1945


Auf der Konferenz in Jalta beschließen die Staatschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion, Deutschland nach ihrem Sieg in Besatzungszonen aufzuteilen. Nach der Einteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen wird die Bahnstrecke von Bremerhaven über Bebra zu einer wichtigen Nachschublinie für die Amerikaner. Sie führt allerdings bei Werleshausen an der Werra mehrere Kilometer durch die sowjetische Besatzungszone und sowjetische Soldaten blockieren immer wieder die Strecke. Um den Konflikt zu lösen, beschließen Vertreter der beiden Besatzungsmächte am 17. September 1945 im „Wanfrieder Abkommen“ einen Gebietstausch. Die fünf hessischen Dörfer Asbach, Hennigrode, Sickenberg, Vatterode und Weidenbach mit zusammen 429 Einwohnern kommen nach Thüringen und damit in die spätere DDR. Dafür wechseln Neuseesen und Werleshausen mit 560 Einwohnern nach Hessen. Nach der deutschen Wiedervereinigung bleibt der Gebietstausch bestehen. Am Ort des Geschehens, in Asbach-Sickenberg, dokumentiert das „Grenzmuseum Schifflersgrund“ dieses Besatzungskuriosum.

1. Januar/15. Dezember 1947


Für die Besatzungsbehörden und die deutschen Politiker gibt es in den ersten Nachkriegsjahren eine Fülle von Problemen. Das Spektrum reicht von der Herausbildung eines demokratischen Bewusstseins durch die „Re-Education“ in den Westzonen bis zur prekären Versorgungslage der Bevölkerung in allen vier Zonen. Mit der Vereinigung der amerikanischen und britischen Wirtschaftszone zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiet wird zum 1. Januar 1947 die Bizone geschaffen. In ihr leben 39 Millionen Menschen. Sie sollen sich in absehbarer Zeit aus eigenen Kräften, also ohne die Mithilfe der beiden Besatzungsmächte, ernähren können und neue industrielle Strukturen aufbauen. Mit der Bizone legen die Amerikaner und Briten die Basis für einen eigenständigen Weststaat. Am Ende des Jahres treffen sich die vier Alliierten in London, um eine Friedensregelung für ganz Deutschland zu diskutieren. Die Konferenz der Außenminister endet am 15. Dezember ohne greifbares Ergebnis. Die Kluft zwischen den USA und der Sowjetunion scheint unterdessen unüberwindlich.

23. Februar 1948


Die drei Westmächte treffen sich wieder in London. Die Sowjetunion ist ausdrücklich nicht eingeladen worden, dafür aber die drei Beneluxstaaten. Die verbindlichen Empfehlungen, die von den drei beteiligten Alliierten an die obersten politischen Repräsentanten der westdeutschen Länder gerichtet werden, schaffen die Vorstufe für einen eigenen westdeutschen Staat. Damit erreicht der sogenannte Kalte Krieg seinen ersten Höhepunkt.

 

3. April 1948


Ein 12,4 Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm der USA, das nach dem amerikanischen Außenminister George C. Marshall benannt ist, soll die Wirtschaftskraft europäischer Staaten stärken und damit die Not der Bevölkerung beseitigen. Die Sowjetunion lehnt eine Beteiligung ab und legt mit dem Molotow-Plan ein eigenes Hilfsprogramm für die unter ihrem Einfluss stehenden Länder in Mittel- und Osteuropa auf. Vom Marshall-Plan profitiert bis 1953 in besonderem Maß Westdeutschland bzw. die Bundesrepublik Deutschland. Auch in Hessen bringt er einen gewaltigen wirtschaftlichen Schub.

18. Juni 1948


Nach einer Phase strengster Geheimhaltung wird die Währungsreform in den drei Westzonen durch den amerikanischen Kontrolloffizier bei Radio Frankfurt, Robert H. Lochner, verkündet.


24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949


Für die Sowjetische Militäradministration und die deutschen Politiker in der Ostzone ist die Schaffung einer eigenen Währung für die Westzone eine Herausforderung. Die Sowjetunion reagiert mit der Abriegelung der Westsektoren von Berlin, um sie in ihren Machtbereich einzugliedern. Zusammen mit den Briten versorgen die Amerikaner die zwei Millionen Einwohner West-Berlins aus der Luft. 6.000 Tonnen Lebensmittel, Kohle und anderes benötigen sie täglich. Fast 430 Flugzeuge sind rund um die Uhr im Einsatz. Die meisten starten auf dem Frankfurter Flughafen, wo heute eine Gedenkstätte an den Einsatz erinnert.

1. Juli 1948


Im Hauptquartier der US-Militärverwaltung, dem ehemaligen IG-Farben-Haus in Frankfurt, werden den führenden westdeutschen Politikern noch während der Berliner Blockade verbindliche Empfehlungen für die Gründung eines Weststaates überreicht. Darin fordern die Westalliierten eine verfassungsgebende Versammlung und eine Neugliederung der Länder. Das dritte Dokument über das Besatzungsstatut macht deutlich, dass der zu gründende Weststaat nur eingeschränkt souverän sein wird.

 

23. Mai 1949


Im Hauptquartier der US-Militärverwaltung, dem ehemaligen IG-Farben-Haus in Frankfurt, werden den führenden westdeutschen Politikern noch während der Berliner Blockade verbindliche Empfehlungen für die Gründung eines Weststaates überreicht. Darin fordern die Westalliierten eine verfassungsgebende Versammlung und eine Neugliederung der Länder. Das dritte Dokument über das Besatzungsstatut macht deutlich, dass der zu gründende Weststaat nur eingeschränkt souverän sein wird.

 

7. Oktober 1949


Mit der Annahme der von einem „Volksrat“ erarbeiteten Verfassung, ist die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Sie tritt mit ihrer „Volksarmee“ 1955 dem von der Sowjetunion geführten Militärbündnis „Warschauer Pakt“ bei. Zwischen Hessen und Thüringen trennt die Grenze nun den demokratischen Westen vom kommunistischen Osten. Allein bis Mitte 1949 hat Hessen 48.000 Zuwanderer aus der Sowjetischen Besatzungszone aufgenommen.

Fast 250.000 amerikanische Soldaten sind während des Kalten Krieges in der Bundesrepublik Deutschland stationiert, davon ein großer Teil in Hessen. Der berühmteste von ihnen ist der King of Rock’n Roll Elvis Presley, der 1958/59 seinen Wehrdienst in Friedberg ableistet und in Bad Nauheim wohnt. Um die Verbundenheit mit seinen Soldaten und der deutschen Bevölkerung zu demonstrieren, besucht der amerikanische Präsident John F. Kennedy die Bundesrepublik und am 25. Juni 1963 auch Frankfurt und Wiesbaden. In Frankfurt jubeln ihm 150.000 Menschen auf der Fahrt im offenen Wagen zu. Am Römer erwarten ihn noch einmal 60.000 Menschen. In seiner Rede, die er in der Paulskirche hält, betont er das enge freundschaftliche Verhältnis zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland:
„Heute gibt es keine ausschließlich deutschen Probleme oder amerikanischen Probleme oder europäischen Probleme mehr.

„Wir haben es mit Weltproblemen zu tun - und unsere beiden Länder und Kontinente sind hinsichtlich der Aufgaben des Friedens wie des Krieges unauflöslich miteinander verbunden.“

Amerikanischer Präsident John F. Kennedy

Wir sind Partner bei der Sicherung des Friedens – nicht in einem engumschriebenen, zweiseitigen Verhältnis, sondern im Rahmen der Atlantischen Partnerschaft. Der Ozean trennt uns weniger noch, als früher das Mittelmeer die antike Welt der Griechen und Römer zu trennen vermochte. Wir besitzen eine alte und Sie eine junge Verfassung – wir haben eine junge und Sie eine alte Kultur –, aber was unsere Verpflichtung auf die Freiheit betrifft, so können und müssen wir alle ein und dieselbe Sprache sprechen. Unsere Rollen sind verschieden, doch ergänzen sie einander – und unsere Ziele sind die gleichen: Friede und Freiheit für alle Menschen, für alle Zeiten, in einer Welt des Überflusses und der Gerechtigkeit. Aus diesem Grunde arbeiten unsere Nationen zusammen: um die NATO zu festigen, um den Handel auszuweiten, um den Entwicklungsländern beizustehen, um eine gemeinsame finanzpolitische Linie zu finden und um die Atlantische Gemeinschaft aufzubauen. Ich möchte das Wunder der wirtschaftlichen Leistungen Deutschlands nicht verkleinern. Aber das wahre deutsche Wunder war Ihre Abkehr von der Vergangenheit um der Zukunft willen – war Ihre Aussöhnung mit Frankreich, Ihre Beteiligung an der Schaffung Europas, Ihre führende Rolle in der NATO und Ihre wachsende Unterstützung konstruktiver Vorhaben in allen Teilen der Welt.

Ihr Wirtschaftsgefüge, Ihre Verfassungsgarantien, Ihr Vertrauen in die Autorität ziviler Instanzen, das alles steht im Einklang mit den Idealen älterer Demokratien. Und sie bilden einen festen Pfeiler der demokratischen europäischen Völkergemeinschaft.“

Nach der deutschen Vereinigung und dem Ende des „Kalten Krieges“ 1990 werden viele militärische Standorte der US-Army aufgelöst. Aber die amerikanische Präsenz hat für Hessen weiter eine herausragende Bedeutung. Das Generalkonsulat in Frankfurt ist das weltweit größte. In Wiesbaden befinden sich das Hauptquartier der US-Army für Europa und Afrika, ein großer Militärflugplatz (Air Base) und weitere wichtige Einrichtungen. Mit dem amerikanischen Bundesstaat Wisconsin verbindet Hessen seit langem eine erfolgreiche Landespartnerschaft. Dazu gehört auch ein großes Austauschprogramm.

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