Die Gewaltstrategie der Hepp-Kexel-Gruppe und die Anschlagsserie 1982
Nach der Gründung der namenslosen Gruppe Ende Mai/Anfang Juni 1982 in Italien, die wir heute unter dem Namen Hepp-Kexel-Gruppe kennen, und der Verabredung zu weiteren Banküberfällen begann Walther Kexel damit, den Text „Abschied vom Hitlerismus“ zu schreiben. Anschließend führte die Gruppe weitere Banküberfälle durch. Die Gruppenmitglieder suchten sich gezielt Banken aus, die weit entfernt von der nächsten Polizeistation gelegen waren. Die Wahl des nächsten Ziels fiel auf eine Zweigstelle der Sparkasse im hessischen Hungen. Zur Vorbereitung des Banküberfalls entwendete Walther Kexel in der Nacht zum 16. August 1982 die amtlichen Kennzeichenschilder eines Autos und fuhr mit Odfried Hepp, Helge Blasche und Hans-Peter Fraas einen Tag später nach Frankfurt-Eschborn, um einen Mercedes zu stehlen. Auf einem Schrottplatz in Offenbach hatte Kexel vorher geübt, Autos der Marken BMW und Mercedes aufzubrechen. Nach einigen Versuchen gelang es Kexel, das Schloss aufzubrechen und das Auto zu stehlen. Anschließend begannen die letzten Vorbereitungen zum Banküberfall. Fraas verkleidete sich als Frau. Die Verkleidung hatte das Ziel, die Ermittlungsbehörden auf die Spur der Roten Armee Fraktion (RAF) zu lenken, die ebenfalls zur Finanzierung der eigenen illegalen Strukturen Banküberfälle durchgeführt hatte. Da an den Banküberfällen der RAF häufig auch Frauen teilnahmen, hingegen im rechten Milieu der Anteil von militanten Frauen gering bis nicht vorhanden war, sollten durch die Verkleidung die eigenen Spuren verwischt werden. Der Banküberfall gelang, die Spuren waren verwischt und die Gruppe hatte 75.000 Deutsche Mark erbeuten können.
Ein Teil des Geldes floss in die Gemeinschaftskasse der Gruppe, um die illegalen und klandestinen Strukturen der Gruppe sowie den Aufbau eines politischen Arms der Gruppe in Zukunft zu finanzieren. Dieter Sporleder und Ulrich Tillmann stießen erst ab diesem Zeitpunkt zur Gruppe. Beide hatten Geldsorgen. Sie erzählten Kexel zufällig in einem Gespräch und ohne zu wissen, dass die Banküberfälle von der HKG durchgeführt worden waren, dass sie auch Geld benötigten. So wurden die beiden in die Gruppe integriert.
Konspiratives Verhalten und weitere Banküberfälle
Tillmann wurde beauftragt, das 1-Zimmer-Appartement Nr. 25 im 2. Stock des Hochhauskomplexes Hanauer Landstraße 497 in Frankfurt am Main unter falschen Namen anzumieten. Die Wohnung diente ab dem 1. November 1982 als Treff- und Ausgangspunkt der Straftaten der HKG. Die Gruppe legte weitere Erddepots an, deponierte dort Masken, Waffen, Folienschweißgeräte zum Einschweißen der Beute und Geld. Weitere Banküberfälle, u.a. im hessischen Ortenberg (Beute: 130.000 Deutsche Mark) und Büdingen (247.0000 Deutsche Mark) sowie im bayerischen Forchheim (125.000 Deutsche Mark) folgten. Die Gruppe war durch diese Erfolge finanziell bestens aufgestellt und konnte sich vermehrt auf den Ausbau der bewaffneten Strategie gegen die US-Armee in der Bundesrepublik konzentrieren. Dazu verständigten sich die Gruppenmitglieder auf die Nutzung von arabischen Tarnnamen. Die Wohnung in der Hanauer Landstraße erhielt den Tarnnamen „Giovanni“.
Diskussionen über die bewaffnete Strategie der Gruppe
Walther Kexel bezeichnete sich selbst ab Mitte des Jahres 1982 gegenüber Odfried Hepp als „Anarchist“. Er argumentierte, dass sich die Bundesrepublik von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges lösen und „befreien“ sowie einen „dritten Weg“ zwischen Ost und West anstreben müsse. Anschläge und Attentate hielt Kexel für den geeigneten Weg, um die in Westdeutschland stationierten US-Soldaten und ihre Familien zu terrorisieren. Ziel dieser Strategie der Angst und des Schreckens war es, dass die US-Soldaten Druck auf ihre Vorgesetzten und die politischen Entscheidungsträger ausüben sollten und die bereits in den USA angelaufenen Diskussionen über einen möglichen Truppenteilabzug der US-Streitkräfte in Deutschland so zu beschleunigen. Kexel hatte aus diesem Grund, ohne das Wissen von Hepp, bereits damit begonnen, Sprengsätze zu bauen und diese auch einzusetzen. Er offenbarte gegenüber Hepp im Oktober 1982, dass er bereits Anschläge gegen Fahrzeuge von US-Soldaten und Wohnhäuser in sogenannten Housing-Areas der US-Soldaten und ihren Familien im Rhein-Main-Gebiet durchgeführt hatte.
Anschlagsserie gegen US-Einrichtungen und -Soldaten in Hessen zwischen 1980 und November 1982
Am 21. Oktober 1982 kam zu einer Besprechung zwischen dem Hessischen Landeskriminalamt, einem Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof und dem Generalbundesanwalt. Grund dieser Besprechung war eine Serie von Brand- und Sprengstoffanschlägen auf US-Einrichtungen und Fahrzeuge der US-Armee in Hessen, die unaufgeklärt war. Das Hessische Landeskriminalamt wurde beauftragt, die bei der Anschlagsserie die polizeilichen Aufgaben auf dem Gebiet der Strafverfolgung wahrzunehmen. Zwischen Dezember 1980 und November 1982 wurden insgesamt 21 Anschläge durchgeführt:
- Brandanschläge auf US-LKW in Frankfurt am Main, Friedberger Warte, zwischen dem 11. und 18. Dezember 1980 sowie zwischen dem 27. Februar und dem 2. März 1981.
- Versuchter Brandanschlag auf das Amerika-Haus Frankfurt am Main, Staufenstraße 1, am 13. März 1981.
- Sprengstoffanschlag auf das Dienstgebäude des Military Intelligence in Gießen am 29. März 1981
- Versuchter Sprengstoffanschlag auf das US-Community-Center Wiesbaden, Paulinenstraße 7, am 16. April 1981
- Brandanschläge auf Kraftfahrzeuge auf dem Gelände der Atterberry-Kaserne Frankfurt am Main am 21. Juli und am 19. August 1981
- Brandanschläge auf private US-Fahrzeuge auf dem Gelände der US-Housing-Area, Bierstädter Höhe, Wiesbaden am 1. September 1981
- Brandanschlag auf das Wohnhaus des amerikanischen Generalkonsuls in Frankfurt am Main, Zeppelinallee 137 am 13. September 1981
- Versuchter Sprengstoffanschlag auf Gleisanlagen der Deutschen Bundesbahn im Bereich der US-Air-Base Frankfurt am Main am 15./16. September 1981
- Brandanschlag auf LKW des US-Depot AAFES in Offenbach, Sprendlinger Landstraße 226 am 12. April 1982
- Sprengstoffanschlag auf private US-Pkw im US-Hauptquartier Frankfurt am Main am 12. August 1982
- Sprengstoffanschlag auf US-Container-Zug auf der Bundesbahnstrecke Gießen-Fulda am 29. September 1982
- Versuchter Sprengstoffanschlag auf dem Gelände der Edward-Housing-Area in Frankfurt am Main am 9. Oktober 1981
- Brandanschlag auf private US-Pkw auf dem Gelände der Gibbs-Housing-Are in Frankfurt am Main am 17. Oktober 1982
- Brandanschläge auf private und dienstliche US-Pkw in Frankfurt am Main am 19. Oktober 1982
- Farbschmiererei und versuchte Sachbeschädigung am Gebäude des Polizeireviers Alte Mainzer Gasse 17 in Frankfurt am Main am 19. Oktober 1982
- Brandanschläge auf LKW auf dem Gelände der Firma MAN, Voltastraße 82 in Frankfurt am Main am 21. Oktober 1982
- Sprengstoffanschlag auf dem Gelände der John-Foster-Dulles-Housing-Area in Gießen am 31. Oktober 1982
- Brandanschlag auf private US-Pkw auf dem Gelände der Siegel-Boq-Area in Frankfurt am Main am 4. November 1982
- Brandanschlag auf dem Gelände der Fischstein-Housing-Area in Frankfurt am Main am 4. November 1982
- Brandanschlag auf das Heizwerk der US-Siedlung Edwards-Housing-Area in Frankfurt am Main am 11. November 1982
- Sprengstoffanschlag auf US-Wohnhaus in Eschborn am 14. November 1982
Viele dieser Anschläge konnten nie aufgeklärt werden. Erst nach der Festnahme der Mitglieder der Hepp-Kexel-Gruppe 1983 und durch ihre Aussagen wurde deutlich, dass einige dieser Anschläge durch Mitglieder der HKG durchgeführt worden waren. Als gesichert gilt u.a., dass Walther Kexel den Anschlag (Nr. 17) auf eine US-Militärsiedlung in Gießen am 31. Oktober 1982 durchgeführt hat. Der Sachschaden belief sich auf mindestens 500.000 Deutsche Mark. Über den Anschlag in Gießen wurde umfangreich in den Medien berichtet, sodass sich auch der Bundestag mit der Anschlagsserie auseinandersetze. Innenminister Friedrich Zimmermann und Bundeskanzler Helmut Kohl mussten öffentlich einräumen, dass die Ermittlungsbehörden im Dunkeln tappten. Immer wieder wurde jedoch darauf verwiesen, dass die Taten dem „linksterroristischen Spektrum“ zugerechnet werden. Als Reaktion auf die Zunahme der Anschläge wurden die Sicherheitsvorkehrungen in den US-Wohngebieten massiv erhöht und zusätzliche Streifen zur Absicherung der Wohnsiedlungen eingesetzt.
Weitere Anschläge im Herbst und Winter 1982
Bestätigt durch die Erfolge der Anschläge und das breite Medienecho entwickelten Hepp und Kexel gemeinsam den Plan, weitere Anschläge durchzuführen. Die Kritik an den Revolutionären Zellen basierte darauf, dass diese nur Sachbeschädigungen durführten und der damit verbundene Effekt einer terroristischen Strategie, das Auslösen von der Angst und Schrecken, nicht erreicht werden konnte. Die Attentate der RAF richteten sich aus der Sicht von Hepp und Kexel gegen Repräsentanten und Führungspersonen der US-Armee in der Bundesrepublik, die aus ihrer Sicht zu leicht zu ersetzen waren, sollte es zu schweren Verletzungen oder dem Tod kommen. Die Schwäche beider Strategien sahen Hepp und Kexel demnach in der Auswahl der Ziele und Opfer der RAF und der Revolutionären Zellen. Die Auswahl der Opfer hielten beide für zu begrent und nicht wahllos genug. Aus der Sicht von Hepp und Kexel habe diese Strategie nicht ausreichend zu Angst und Schrecken bei den US-Soldaten geführt. Das wollten beide mit neuen Anschlägen ändern.
Walther Kexel baute deshalb eine mehr als sieben Kilo schwere Bombe aus Puderzucker und Unkraut-Ex. Als Anschlagsziel wurde ein 25-stöckiger Hochhauskomplex in Eschborn in der Nähe von Frankfurt am Main ausgewählt (Nr. 21). Den Sprengsatz platzierte Kexel in die Nähe des Versorgungsschachtes des Hochhauses. Ziel des Anschlags war es, die Rohre der Hauptgasleitungen durch die Explosion zu beschädigen und durch die darauffolgende heftige Explosion den gesamten Komplex zu zerstören. Hätte der Anschlag wie geplant stattgefunden, wären dutzende, wenn nicht hunderte Menschen gestorben. Nur durch Zufall, Glück und einen Konstruktionsfehler am Zünder explodiert der Sprengsatz nicht. Trotzdem war der Anschlagsversuch aus Sicht der beiden ein voller Erfolg. Die Medien berichten breit über die Tat und die Angst in den US-Communities in der Bundesrepublik und speziell im Rhein-Main-Gebiet griff immer mehr um sich.
Abschluss der Anschlagsserie im Dezember 1982
Hepp und Kexel wollen durch einen Mehrfachanschlag die Situation weiter zuspitzen und dafür alle Gruppenmitglieder einbinden. Da Hepp und Kexel aber wussten, dass die Ermittlungsbehörden sie aufgrund ihrer politischen Vergangenheit weiter observierten, aber noch keine Verbindungen zwischen den Banküberfällen, den Anschlägen und ihren Personen gezogen hatten und dies auch so bleiben sollte, entwickeln sie einen komplexen Plan zur Ablenkung. Hepp, Kexel und Fraas flogen am 12. Dezember 1982 nach Paris, mieteten sich ein Hotel in der Innenstadt und fuhren heimlich bis an die deutsche Grenze, an der sie von Tillmann abgeholt und in die geheime Wohnung nach Frankfurt gefahren wurden. Kexel hatte bereits drei Sprengsätze vorbereitet, die in einer nächtlichen Aktion an drei Privatfahrzeuge von US-Soldaten befestigt werden sollten. Die Gruppe teilte sich in drei Gruppen auf und diese begaben sich auf die Suche nach passenden Fahrzeugen. Die Idee war, die Sprengsätze an Autos von US-Soldaten zu befestigen und unter die Sitze Druckschalter zu legen. Beim Einsteigen sollten die Bomben detonieren und die Fahrer verletzen oder töten.
Als erste Gruppe verließen Sporleder und Hepp die Wohnung. Es folgten Fraas und Blasche. Als letzten verließen Kexel und Tillmann die Wohnung. Sporleder und Hepp fanden nach einiger Suche ihr Ziel im Ostheimer Weg in Butzbach: ein VW-Golf eines US-Soldaten. Fraas und Blasche fanden ihr Ziel, einen Opel, in der Gründenseestraße in Frankfurt am Main. Kexel und Tillmann fanden ihr Ziel in Darmstadt. Sie brachen den Mercedes auf und deponierten, wie die anderen Gruppen auch, die Bombe unter dem Sitz und stellten den Zünder scharf.
Am Morgen des 14. Dezember 1982 setzte sich der US-Soldat Ricky Lee-Seuis um ca. 5.30 Uhr an das Steuer seines Wagens. Der Sprengsatz detonierte. Seuis wurde schwer verletzt, der Wagen brannte völlig aus. Nur durch wahnsinniges Glück und einen Konstruktionsfehler beim Bau der Bombe konnte er überleben. Die Druckwelle riss Seuis auf einer handtellergroßen Fläche die Haut, das Fettgewebe und die oberste Muskelschicht aus dem Gesäß. Die enorme Druckwelle führte zu mehrfachen Perforationen des Dünndarms. Seuis musste mehrere Wochen ärztlich behandelt werden.
Der von Fraas und Blasche angebrachte Sprengsatz explodierte nicht. Warum es zu keiner Explosion kam, konnte nicht endgültig geklärt werden. Fraas gab im Prozess gegen die HKG an, dass er Angst davor hatte, der Sprengsatz könne den US-Soldaten töten. Er habe deshalb den Zünder nicht scharf gestellt. Endgültig geklärt werden konnte der Grund für das Ausbleiben der Explosion nicht, aber dadurch wurde der US-Soldat Mitchell gerettet.
Am Nachmittag des 15. Dezember 1982 setzte sich der US-Soldat Howard Bromberg auf den Fahrersitz seines Wagens. Durch die Detonation der Bombe erlitt Bromberg Brand- und Schnittverletzungen und sein rechtes Trommelfell wurde schwer beschädigt. Er musste für zwei Tage stationär im Krankenhaus behandelt werden. Auch er hatte Glück im Unglück: Die Druckwelle und damit die meiste Kraft der Explosion entwich nach unten und konnte ihn deshalb nicht noch schwerer verletzten. Das keiner der drei US-Soldaten bei der Anschlagsserie getötet wurde, glich einem Wunder.
Festnahme der Gruppenmitglieder
Nach dieser Anschlagsserie stellte die HKG ihre bewaffneten Aktivitäten zunächst ein, um nicht festgenommen zu werden. Das Bundeskriminalamt, die verschiedenen Verfassungsschutzbehörden und das Landeskriminalamt observierten während des gesamten Zeitraums die Mitglieder der HKG, ohne aber deren Banküberfälle und Anschlagsplanungen als Teil einer miteinander verbundenen Strategie wahrzunehmen. Teile der Gruppe wurden jedoch unvorsichtig und hielten sich nicht mehr an die Vorgaben des Agierens im Untergrund. Im Frühjahr 1983 konnte die Polizei die Gruppe aufgrund von Verstößen ihrer Mitglieder gegen die intern aufgestellten Regeln der Klandestinität zerschlagen. Mit Ausnahme von Odfried Hepp wurden alle Mitglieder festgenommen.
Hepp erlangte mit Hilfe des Ministeriums für Staatssicherheit, mit der er seit Februar 1982 zusammenarbeitete, die Möglichkeit der Aufnahme in der DDR; 1985 wurde er in Paris verhaftet. Erst in Folge der Aussagen ehemaliger HKG-Mitglieder verstanden die Ermittlungsbehörden den Zusammenhang zwischen Banküberfällen und Sprengstoffanschlägen. Obwohl die Polizei und der Verfassungsschutz hohen Druck auf Hepp und Kexel in Form von Observationen und Durchsuchungen ausgeübt hatten, war es den HKG-Mitgliedern gelungen, unerkannt zu agieren. Ein Grund für diese Ermittlungspannen war, dass sich die Ermittlungsbehörden bei der Aufklärung der Sprengstoffanschläge und Banküberfälle zu stark auf die Revolutionären Zellen und die RAF konzentrierten und rechte Täter für nicht wahrscheinlich hielten.
Prozess und Verurteilung
Am 15. März 1985 verurteilte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main die Mitglieder der HKG wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes in Tateinheit mit der gemeinschaftlichen Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen, wegen des gemeinschaftlichen Versuchs der Gründung einer terroristischen Vereinigung und wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes zu Haftstrafen von fünf bis vierzehn Jahren. Direkt nach dem Urteil beging Walther Kexel in seiner Zelle Selbstmord. Odfried Hepp wurde nach seiner Auslieferung aus Frankreich am 27. Oktober 1987 vom 5. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Frankfurt am Main unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu zehneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Notwendigkeiten der politischen Bildung am Beispiel der Geschichte der Hepp-Kexel-Gruppe
Mindestens drei wichtige Punkte für die politische Bildung lassen sich aus der Geschichte der Hepp-Kexel-Gruppe ableiten:
- Verschwörungsmythen, wie die Idee, dass die Politik der Bundesrepublik weiter durch die USA gesteuert wird, und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wie in diesem Fall in Form des Antiamerikanismus, müssen als Radikalisierungsbeschleuniger hin zum Einsatz von Gewalt gegen Personen und Gruppen ernst genommen werden. Politische Bildung muss genau hier ansetzen und Aufklärung über Verschwörungsmythen und über die Gefahren gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit leisten. Dies kann über Seminare und durch das Angebot von analogen sowie digitalen Publikationen forciert werden.
- Historisch-politische Bildung über politische Gewalt in der Vergangenheit und Gegenwart kann junge und/oder von Radikalisierungsprozessen gefährdete Menschen dafür sensibilisieren, dass Gewalt keine Form darstellt, mit der die eigenen politischen und gesellschaftlichen Ziele erreicht werden können. Politische Gewalt in Form von Anschlägen und Attentate führt auf allen Seiten für unendliches Leid und löst in einem demokratischen System wie der Bundesrepublik Deutschland keine Probleme.
- Politische Bildung muss die Opfer und Hinterbliebenen von politischer Gewalt sichtbar machen und das Gedenken an ihre Schicksale lebendig halten. Das Gedenken an Opfer politische Gewalt ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft wichtig, um auf die dauerhafte Gefahr, die von Formen politischer Gewalt ausgeht, hinzuweisen und den Geschädigten das Gefühl zu geben, dass sie mit ihrer Trauer und ihrem Leid nicht allein sind.
Die Geschichte der Hepp-Kexel-Gruppe zeigt, dass rechte Gewalt schon lange und auch weiterhin eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellt. Gleichzeitig zeigt die Geschichte auch, wie wirkmächtig Brückennarrative wie Antiamerikanismus unter dem Deckmantel des Antiimperialismus bis heute sind. Für die politische Bildung gilt es, die Problembereiche zu erkennen und Aufklärung zu leisten.