04. Oktober 1947: 75. Todestag des Physikers Max Planck
Max Planck war einer der bedeutendsten Physiker des 19. und 20. Jahrhunderts. Er veränderte mit der Quantentheorie das Weltbild der klassischen Physik und legte einen entscheidenden Grundstein für die moderne Wissenschaft und Technik. 1919 erhielt er den Nobelpreis für Physik. Die Max-Planck-Gesellschaft ist heute die erfolgreichste Forschungsorganisation in Deutschland mit derzeit 86 Max-Planck-Instituten und Einrichtungen. Max Planck war überdies in der Bundesrepublik von 1957 bis zum Einzugstermin im August 1973 als 2-DM-Münze gern gesehener Gast in den Geldbeuteln der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger. Der Künstler Karl Roth hatte damit bis zur Herausgabe der neuen 2-DM-Münzen die einzige Münze der jungen Bundesrepublik geschaffen, auf der ein Portrait abgebildet war.
Kindheit, Schulzeit und Studium
Max Karl Ernst Ludwig Planck wurde am 23. April 1858 als Sohn des Juraprofessors Wilhelm Planck und dessen zweiter Ehefrau Emma in Kiel geboren. Nach dem Umzug mit der ganzen Familie nach München besuchte Planck das Maximiliansgymnasium. Planck war vielseitig begabt. Er spielte Klavier, Cello und Orgel, sang im Schul- und Kirchenchor und interessierte sich für Theater und Altphilologie. Er entschied sich letztendlich aber 1874 für das Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zum Winter 1877/78 wechselte Planck zusammen mit Carl Runge für zwei Semester nach Berlin an die Friedrich-Wilhelm-Universität und hörte dort Vorlesungen der Physiker Hermann von Helmholtz und Gustav Kirchhoff. 1878 kehrte er nach München zurück und legte das Lehramtsexamen für Mathematik und Physik ab. 1879 promovierte er mit 21 Jahren über den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, mit 22 Jahren legte er seine Habilitationsschrift über „Gleichgewichtszustände isotroper Körper in verschiedenen Temperaturen“ vor.
Ab 1880 Lehrtätigkeiten in München, Kiel und Berlin
Planck lehrte zunächst ab 1880 als Privatdozent an der Münchner Universität. Im Mai 1885 wurde er als außerordentlicher Professor für mathematische Physik nach Kiel berufen. Da er nun finanziell auf eigenen Füßen stand, heiratete er im März 1887 seine langjährige Freundin Marie Merck. Aus der Ehe gingen in den nächsten Jahren Zwillingstöchter und zwei Söhne hervor. In Kiel legte sich Planck auf die theoretische Physik fest und entschied sich damit gegen die vorherrschende Experimentalphysik. Vier Jahre später wechselte er als Nachfolger Kirchhoffs an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, ab 1892 war er dort Lehrstuhlinhaber für theoretische Physik. 1894 wurde Planck auf Vorschlag von Helmholtz als 35-Jähriger in die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählt.
Revolutionierte Physik: Strahlungsgesetz und Quantentheorie, Relativitätstheorie
1894 begann Planck mit den Forschungen über Wärmestrahlung und entdeckte 1899 die Naturkonstante h, die bald „Plancksches Wirkungsquantum“ genannt wurde. 1900 entwickelte er das „Plancksche Strahlungsgesetz", das die Ausstrahlung elektromagnetischer Energie durch einen Schwarzen Körper beschrieb. Bei der Begründung seiner Formel führte er eine neue Energiegröße ε ein, da er erkannte, dass die Strahlung nicht kontinuierlich, sondern in Energiepaketen, sogenannten Quanten, emittiert wird. ε ist der Betrag des Quantensprungs und damit Ausdruck des Bruchs mit dem Prinzip der Stetigkeit von Vorgängen in der Natur. Es galt bis dahin in der klassischen Physik und in der Philosophie das Postulat, dass es keine sprunghaften Veränderungen gebe. Als Planck am 14. Dezember 1900 auf der Sitzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (von 1905 bis 1909 und 1915/16 war er ihr Vorsitzender) seine Erkenntnisse vorstellte, war es die Geburtsstunde der Quantentheorie. 19 Jahre später erhielt er am 13. November 1919 dafür den Nobelpreis für Physik des Jahres 1918.
1905 las Planck die Abhandlung „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ des noch kaum bekannten, in Bern lebenden Albert Einstein und beschäftigte sich in den folgenden Jahren intensiv mit der darin eingeführten speziellen Relativitätstheorie. Seit seiner Wahl zum „Beständigen Sekretär“ der Preußischen Akademie der Wissenschaften im März 1912 und als Mitglied von dessen Präsidium bemühte sich Planck darum, Einstein nach Deutschland zu holen. Als er ihm eine Stelle an der Berliner Universität ohne Lehrverpflichtung anbot, sagte Einstein zum April 1914 zu.
Als Lehrer wurde Planck von den Studierenden sehr geschätzt. Er schuf jedoch keine eigene Schule, da er nur etwa 20 Doktoranden betreute. Zu ihnen gehörten Max Abraham, Moritz Schlick, Walther Meißner, Max von Laue (Nobelpreisträger 1914), Fritz Reiche, Walter Schottky, Ernst Lamla und Walther Bothe (Nobelpreisträger 1954).
Gründung renommierter Forschungseinrichtungen
Im Oktober 1920 gründeten Fritz Haber, Nobelpreisträger für Chemie 1918, und Max Planck die „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ (heute: „Deutsche Forschungsgemeinschaft“), die gezielt notleidendende Forschungsbereiche förderte. Diese wurde 1934 gleichgeschaltet. Der im Januar 1911 vor allem für die Grundlagenforschung gegründeten „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ stand Planck von 1930 bis 1936 vor. Als 1938 die Preußische Akademie der Wissenschaften gleichgeschaltet wurde, verließ er sie aus Protest. Nachdem nach einem Bombenangriff 1943 Plancks Wohnhaus in Berlin unbewohnbar geworden war, kamen er und seine Frau auf einem Gutshaus bei Burg Rogätz in Sachsen-Anhalt unter. Als diese Gegend Kriegsgebiet wurde, flüchtete das Ehepaar nach Göttingen. Nach dem Wiederaufbau der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wurde Planck von 1945 bis 1946 deren kommissarischer Präsident. 1948 wurde die Gesellschaft in „Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ umbenannt. Die Max-Planck-Gesellschaft ist heute die erfolgreichste Forschungsorganisation in Deutschland. Die derzeit 86 Max-Planck-Institute und Einrichtungen betreiben Grundlagenforschung in den Natur-, Bio-, Geistes- und Sozialwissenschaften im Dienste der Allgemeinheit. In Hessen sind 8 dieser Institute angesiedelt, wobei Frankfurt am Main mit sechs davon den regionalen Schwerpunkt bildet.
Private Schicksalsschläge
Das glückliche private und gesellschaftliche Leben in der Villenkolonie Berlin-Grunewald wurde überschattet, als am 17. Oktober 1909 Plancks Frau starb. Er heiratete zwei Jahre später eine Nichte seiner Frau, Margarete (Marga) von Hoeßlin, mit der er einen Sohn hatte. In den folgenden Jahren starben alle vier Kinder aus erster Ehe. Plancks ältester Sohn fiel 1916 bei Verdun. Seine Zwillingstöchter starben 1917 und 1919 bei der Geburt ihrer ersten Kinder. Sein Sohn Erwin wurde im Januar 1945 hingerichtet; er hatte zum Widerstandskreis des 20. Juli gehört. Trotz der zahlreichen Schicksalsschläge hatte er bis zu seinem Tod am 4. Oktober 1947 seine wissenschaftlichen Arbeiten fortgeführt.