09. Oktober 1948: 75. Jahrestag der Gründung der Weltnaturschutzunion „International Union for Conservation of Nature“
Die 1948 gegründete Weltnaturschutzunion („International Union for Conservation of Nature“; IUCN) ist die älteste und größte Naturschutzorganisation unter den internationalen Naturschutzakteuren. Bekannt ist sie vor allem durch die Rote Liste, die das Verschwinden und Aussterben von Pflanzen- und Tierarten dokumentiert.
Gründung
Auf Initiative des ersten Generaldirektors der UNESCO, dem britischen Biologen Julian Huxley, wurde die IUCN am 5. Oktober 1948 im Schloss von Fontainebleau bei Paris gegründet. Sie ist eine internationale Nichtregierungsorganisation und Dachverband zahlreicher internationaler Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen. Ihre bis 1956 datierende ursprüngliche Bezeichnung war „International Union for the Protection of Nature“ (IUPN). Zu ihrer Gründungszeit war sie die einzige internationale Organisation, die das gesamte Spektrum des Naturschutzes im Blick hatte. Denn es war immer deutlicher geworden, dass Naturschutz nicht an Landesgrenzen aufhören darf.
Aufgaben
Ziel des IUCN ist es, die menschlichen Gesellschaften für den Natur- und Artenschutz „weltweit zu beeinflussen, zu ermutigen und zu unterstützen, die Unversehrtheit und Vielfalt der Natur zu erhalten und sicherzustellen, dass jeglicher Gebrauch natürlicher Ressourcen gerecht und ökologisch nachhaltig erfolgt." (§ 2 der Satzung der IUCN)
Die IUCN erstellt u. a. seit 1964 die internationale Rote Liste gefährdeter Arten, mit der bis heute über 90.000 Pflanzen und Tiere in sieben wissenschaftlich basierte Gefährdungsstufen eingeteilt werden, die von „ausgestorben“ bis „nicht gefährdet“ reichen. Manchmal standen und stehen ihr wirtschaftliche Interessen entgegen wie etwa bei den Thunfischarten. Die Fischereilobby opponierte vehement gegen die Einstufung der begehrten Thunfischarten als „stark gefährdet“, wodurch sie nur noch in engen Grenzen gefangen hätten werden dürfen. Der Rote Thun wurde dennoch als „stark gefährdet“ ausgewiesen, der südliche Blauflossen-Thunfisch sogar als „vom Aussterben bedroht“. Als durch ein von der Weltbank finanziertes Staudammprojekt eine kleine Krötenart ausgestorben war, musste sie deren Lebensraum wiederherstellen lassen.
Seit ihrer Gründung kategorisiert die IUCN Schutzgebiete wie beispielsweise Nationalparks. Seit 1978 wendet sie dabei sechs Kategorien an, die sämtliche Schutzgebiete der Erde nach Schutzziel, Schutzmaßnahmen und dem Gebietsmanagement einteilt. Mit ihrem Umweltrechtsprogramm (ELP) versorgt die IUCN nationale, regionale und globale Institutionen und Entscheidungsträger wie beispielsweise das Welterbekomitee mit Informationen, rechtlichen Analysen, Beratung und Gesetzentwürfen und sorgt für den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Regierungen, nichtstaatlichen Organisationen und anderen Akteuren. Sie entwickelt außerdem internationale Standards wie den Standard zur Identifikation von „Key Biodiversity Areas“ („Schlüsselgebiete der biologischen Vielfalt“). Seit 1999 hat sie Beobachterstatus bei der UN-Vollversammlung.
Mitglieder und Kommissionen
Zu den Mitgliedern der IUCN gehören staatliche Ministerien und Regierungsbehörden, internationale und nationale Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) sowie Organisationen indigener Völker. Aktuell gehören der IUCN über 1.400 Mitglieder aus über 170 Ländern an. Dazu zählen 92 staatliche Mitglieder, worunter nicht Staaten, sondern staatliche Ministerien verstanden werden wie das deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, das Außenministerium der USA, Ministerien von EU-Staaten, das Umweltministerium Russlands und das Außenministerium der Volksrepublik China. Zu den 121 Regierungsorganisationen zählen für Deutschland das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Zu den deutschen NGO’s gehören u.a. der Naturschutzbund Deutschland, der Bund Naturschutz in Bayern, der WWF Deutschland sowie die Zoos in Berlin und Leipzig.
Zur Struktur der IUCN gehört ein Netzwerk von rund 16.000 freiwilligen Mitgliedern weltweit, die in sechs Kommissionen und zehn Regionalkomitees organisiert sind. Es handelt sich dabei um über 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedensten Ländern und Privatpersonen aus anderen Berufsgruppen, die sich in ihrer Freizeit um eine bestimmte Art oder Artengruppe kümmern. Die größte Kommission ist die „Species Survival Commission“ mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Die Kommissionsmitglieder sind meist in „Specialist Groups“ oder „Task Forces“ organisiert. Diese können geografisch, thematisch oder auf Klassifikation ausgerichtet sein. Sie beraten das Sekretariat und die Mitglieder der IUCN, führen Rote-Liste-Bewertungen durch, entwerfen und setzen Naturschutzstrategien für gefährdete Arten um und betreiben Öffentlichkeitsarbeit.
Etwa alle vier Jahre kommen die Mitglieder zum Weltnaturschutzkongress, dem „World Conservation Congress", zusammen und wählen den Rat, den Präsidenten und billigen das Arbeitsprogramm der IUCN der nächsten vier Jahre sowie den Haushalt. Im Zehn-Jahre-Turnus findet der „World Parks Congress" statt, auf dem Strategien und Ziele für Schutzgebiete erarbeitet werden.
Sitz
Der Hauptsitz der IUCN befindet sich im schweizerischen Gland; sie arbeitet jedoch dezentral über verschiedene Regionalbüros. Von Bonn aus werden seit 1970 die europäischen Aktivitäten koordiniert; über das Büro in Brüssel bringt sich die IUCN in europäische Themen ein. Seit 2004 koordiniert es die Aktivitäten rund um das „Grüne Band Europa“, mit dem ein Biotopverbund entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ geschaffen wurde, und die Erstellung europäischer Roter Listen.