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Sir Christopher Clark: Von Zeit und Macht

Reihe Literatur und Politik

Wiesbaden, 24. Oktober 2019 – Sir Christopher Clark, Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge, stellte an diesem Abend in den Kurhauskolonnaden in Wiesbaden im Rahmen der Reihe „Literatur und Politik“ sein Buch „Von Zeit und Macht – Herrschaft und Geschichtsbild vom Großen Kurfürsten bis zu den Nationalsozialisten“ vor. Die Moderation übernahm Winfried Sträter, Historiker und Redakteur beim Deutschlandfunk Kultur. Begrüßt wurden die rund 350 Gäste vom Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Alexander Jehn.

Im Gespräch mit Winfried Sträter erläuterte Sir Christopher Clark, worauf sich Macht und Herrschaft gründen, wie sich Herrscher die Macht erhalten, in welchem Verhältnis Macht und Zeit zueinanderstehen und welches Geschichtsbild dabei entsteht. In seinem Buch „Von Zeit und Macht“ konzentriert er sich bei diesen Betrachtungen auf den Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Friedrich den Großen, Bismarck und die Nationalsozialisten.

Bei letzteren konstatiert Clark einen eindeutigen Bruch mit der deutschen Geschichte. Die Nationalsozialisten wollten aus der Geschichte aussteigen und die Zeit beherrschen. Bismarck verfolgte mit seiner Politik das Ziel, die Führung Preußens in den deutschen Belangen zu zementieren und Preußen als Großmacht in das nächste Jahrhundert zu retten. Friedrich der Große sah sich als Herrscher, der seine eigene Zeit mitbestimmte und mitprägte und betonte, dass sich Geschichte wiederholen und zyklisch verlaufen würde. Beim Großen Kurfürsten formte sich nach dem Trauma des 30-jährigen Krieges ein Fortschrittsbewusstsein. Der Schrecken der Vergangenheit wirkte nach, aber der Blick war nach vorne und in die Zukunft gerichtet und der Drang war groß, etwas Neues entwickeln zu wollen.

Dieses Gefühl für die Zukunft, das der Große Kurfürst hatte, fehle derzeit in der Gesellschaft. An einer positiven Zukunftsvision müsse gearbeitet und dabei die Mitte der Gesellschaft gestärkt werden, so Clark abschließend.

Nach dem moderierten Gespräch hatten die Zuschauer Gelegenheit, Fragen zu stellen, was reichlich genutzt wurde. Im Anschluss daran konnten die Gäste das vorgestellte Buch erlangen und sich vom Autor signieren lassen.