28. März 1922: 100. Geburtstag von Theodor Paul Albrecht
Die zwei Brüder Theo und Karl Albrecht gründeten nach dem Zweiten Weltkrieg den Lebensmittel-Discounter „ALDI“ und machten aus dem elterlichen Lebensmittelgeschäft einen der größten Handelskonzerne Deutschlands. Das erfolgreiche Discount-Verkaufskonzept fand nicht nur im Lebensmittelhandel Nachahmer, sondern setzte sich auch in vielen anderen Branchen durch.
Gründerfamilie
Auf den 1913 vom Vater Karl senior in Essen-Schonnebeck gegründeten Backwarenhandel folgte 1919 die Eröffnung eines kleinen Lebensmittelladens. Beide wurden von seiner Frau Anna bis in die 1940er Jahre geführt. Am 28. März 1922 wurde Theo geboren, sein älterer Bruder Karl am 20. Februar 1920. Sie wuchsen in bescheidenen Verhältnissen auf und halfen schon früh im elterlichen Geschäft mit. Nach der Schulzeit machte Theo von 1936 bis 1938 eine Lehre im elterlichen Betrieb, Karl eine Einzelhandelsausbildung in einem Feinkostladen in Essen.
Beide Söhne waren als Soldaten im Zweiten Weltkrieg: Karl kehrte 1941 schwer verwundet aus der Sowjetunion nach Essen zurück, Theo war in Nordafrika und geriet später in amerikanische Gefangenschaft.
Theo Albrecht: „Unsere Werbung liegt im niedrigen Preis“
Nach dem Krieg übernahmen die Brüder 1946 das elterliche Lebensmittelgeschäft. 1948 expandierten sie mit weiteren Filialen. 1954 eröffneten sie den ersten Laden außerhalb von Essen, ein Jahr später gab es bereits 100 Filialen in Nordrhein-Westfalen. Ende der 1950er Jahre mischten die beiden Unternehmer den gesamten Handel mit ihrem Discountkonzept auf: Mit einem stark reduzierten Angebot verkauften sie hochwertige Eigenmarktprodukte zu Kampfpreisen. Die Waren lagen nicht im Regal, sondern wurden in Kartons hingestellt, aus denen sie von den Kunden entnommen werden mussten. Mit diesen Kosteneinsparungen wie auch den geringen Lagerhaltungskosten konnten die Betriebskosten geringgehalten und die weitere Ausbreitung der Filialen finanziert werden.
Aldi-Süd und Aldi-Nord
1960 benannten die Brüder das Unternehmen Albrecht-Diskont, kurz: „Aldi". 1961 entschlossen sie sich, das Unternehmen zu teilen. Unter der Leitung von Theo entstand die Albrecht KG Essen (heute: Aldi Nord), unter der von Karl die Albrecht KG Mülheim (heute: Aldi Süd). Die neuen Bundesländer, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, die drei Stadtstaaten und nördlichen Teile Hessens und Nordrhein-Westfalens gehören zum Einzugsgebiet von Aldi Nord, die Filialen von Aldi Süd liegen im südlichen und dichter besiedelten Teil Deutschlands. Das Konkurrenzverhältnis der Firmengründer stand der Abstimmung in wichtigen Fragen nicht entgegen.
Eroberung großer Marktanteile und gewaltige Umsatzsteigerungen
Der Expansionskurs ging auf internationaler Ebene weiter. 1967 übernahm Aldi Süd die österreichische Kette Hofer und stellte sie auf das Aldi-Prinzip um. Auf Grundlage klarer Absprachen ist Aldi Süd heute in elf Ländern vertreten, Aldi Nord in acht europäischen Ländern. In den USA sind beide präsent.
Um den Käuferkreis weiter zu vergrößern, wurden immer mehr Markenartikel aufgenommen und die Warenpräsentation an die des herkömmlichen Handels angeglichen. Mit dem Internethandel von Non-Food-Artikeln konnte der Kundenkreis erneut erweitert werden.
Zum Zeitpunkt der Teilung des Unternehmens setzte es rund 100 Millionen Mark um. 2007 lag der Umsatz der 4.200 Filialen bei etwa 27 Milliarden Euro, 2020 betrug er 31,1 Milliarden Euro, wobei Aldi Süd immer die höheren Zahlen als der nördliche Teil liefert. Den Rückgang des Umsatzes um 4 Prozent im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr, führt der Konzern auf die Modernisierung der Filialen und Firmensitze zurück.
Das Vermögen Theos wird auf 16,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Karl galt 2014 mit einem Gesamtvermögen von ca. 18,3 Milliarden US-Dollar als der reichste Mann Deutschlands. Dazwischen lag das Vermögen des Eigentümers der Lidl-Kette Dieter Schwarz, die ebenfalls nach dem Discount-Prinzip aufgebaut ist.
Scheu vor der Öffentlichkeit
Beide Brüder traten kaum öffentlich in Erscheinung. Beide Brüder waren sehr sparsam und passionierte Golfspieler. An Statussymbolen hatten sie kein Interesse. Theo galt als gläu¬bi¬ger Katho¬lik. Nach der Entführung Theos am 29. November 1971, die mit der Zahlung eines Lösegelds von sieben Millionen Mark beendet wurde, zogen sie sich noch stärker aus der Öffentlichkeit zurück. Theo starb am 24. Juli 2010 im Alter von 88 Jahren in Essen. Karls Tod am 16. Juli 2014 wurde erst fünf Tage später, am Tag seiner Beisetzung, bekannt. Nach dem Tod der Brüder setzten Erbstreitigkeiten ein, die den Erfolg der Firmengründer jedoch nicht beeinflusste.