25. Juli 1949: 75. Jahrestag der Auszeichnung Thomas Manns mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main
Thomas Mann zählt dank Werken wie „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ oder „Doktor Faustus“ zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, entwickelte Mann in der Weimarer Republik zunehmend auch eine politische Stimme. Der aufstrebenden nationalsozialistischen Partei stand der Schriftsteller schon früh kritisch gegenüber. Bereits wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Klaus Mann mit mehreren Familienmitgliedern über die Schweiz und Frankreich in die USA. Aus dem Exil setzte der Schriftsteller seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus fort, indem er sich unter anderem in monatlichen Radiosendungen mit dem Titel „Deutsche Hörer!“ an die deutsche Zivilbevölkerung wandte. Für eine Reise anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Wolfgang von Goethe nach Deutschland kehrte Mann nach 16 Jahren in sein Heimatland zurück und wurde am 25. Juli 1949 mit dem renommierten Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Sein Leben erzählt von 80 Jahren wechselvoller deutscher Geschichte und steht symbolisch für die Weitsicht und den Mut derjenigen Minderheit der Deutschen, die die Grausamkeit der nationalsozialistischen Ideologie erkannten und sich einer Beteiligung an deren Realisierung durch Flucht entzogen.Thomas Mann zählt dank Werken wie „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ oder „Doktor Faustus“ zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, entwickelte Mann in der Weimarer Republik zunehmend auch eine politische Stimme. Der aufstrebenden nationalsozialistischen Partei stand der Schriftsteller schon früh kritisch gegenüber. Bereits wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Klaus Mann mit mehreren Familienmitgliedern über die Schweiz und Frankreich in die USA. Aus dem Exil setzte der Schriftsteller seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus fort, indem er sich unter anderem in monatlichen Radiosendungen mit dem Titel „Deutsche Hörer!“ an die deutsche Zivilbevölkerung wandte. Für eine Reise anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Wolfgang von Goethe nach Deutschland kehrte Mann nach 16 Jahren in sein Heimatland zurück und wurde am 25. Juli 1949 mit dem renommierten Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Sein Leben erzählt von 80 Jahren wechselvoller deutscher Geschichte und steht symbolisch für die Weitsicht und den Mut derjenigen Minderheit der Deutschen, die die Grausamkeit der nationalsozialistischen Ideologie erkannten und sich einer Beteiligung an deren Realisierung durch Flucht entzogen.
Herkunft, Jugend und Ausbildung
Paul Thomas Mann kam am 6. Juni 1865 als zweiter Sohn des Kaufmanns und dortigen Senators für Wirtschaft und Finanzen Thomas Johann Heinrich Mann und dessen aus Brasilien stammender Frau Julia (geborene da Silva-Bruhns) in Lübeck zur Welt. Mann wuchs mit seinem älteren Bruder Heinrich und drei weiteren Geschwistern behütet in einer wohlhabenden Familie auf, obwohl der Vater 1891 an Blasenkrebs starb. Bereits während der Schulzeit begann er mit dem Schreiben für die Schülerzeitung. 1894 verließ er das Lübecker Katharineum mit der Mittleren Reife in Richtung München. Die Tätigkeit für eine Feuerversicherungsgesellschaft stellte er jedoch bereits nach wenigen Monaten wieder ein, da ihm der Erfolg seiner ersten Novelle „Gefallen“ im Zusammenspiel mit dem 21. Geburtstag, nach dem ihm 180 monatliche Mark aus dem väterlichen Vermögen zustanden, ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichten.
Schriftstellerische Tätigkeit und Rezeption des Ersten Weltkriegs
In den folgenden Jahren widmete sich Mann – zeitweise auch gemeinsam mit seinem ebenfalls schreibenden Bruder Heinrich – vollständig der Schriftstellerei. In dieser Zeit entstanden unter anderem die Romane „Buddenbrooks“ und „Felix Krull“, Mann schrieb jedoch auch für die satirische Wochenzeitschrift „Simplicissimus“ und einige Beiträge für die Monatsschrift „Das zwanzigste Jahrhundert“, die Heinrich Mann 1895/1896 herausgab und die mit antisemitischen Äußerungen auffiel. Seine militärische Laufbahn endete nach seinem Einzug als „Einjähriger-Freiwilliger“ zum Münchner Leibregiment bereits nach wenigen Wochen, da ihm ein Arzt unter dem Einfluss seiner Mutter Dienstuntauglichkeit wegen Plattfüßen attestierte. 1905 heiratete Mann Katharina („Katia“) Pringsheim, mit der er zwischen 1905 und 1919 sechs Kinder bekam, von denen vier selbst schriftstellerisch tätig wurden. Dem Kriegsausbruch 1914 stand Mann im Gleichklang zur Euphorie zahlreicher bürgerlicher Intellektueller, nicht aber mit seinem Bruder Heinrich, grundsätzlich begrüßend gegenüber, wie etwa seine konservativ-nationale „Betrachtung eines Unpolitischen“ verdeutlicht.
Engagement für die Weimarer Republik und gegen den Nationalsozialismus
Von seiner einstigen Kriegsbegeisterung distanzierte Mann sich nach 1918 in der Öffentlichkeit zügig. Besonders im Zusammenhang mit der Ermordung des jüdischen Industriellen, Reichsaußenministers und liberalen Politikers Walther Rathenau (DDP) durch Mitglieder der nationalistisch-antisemitischen „Organisation Consul“ im Juni 1922 trat Mann öffentlich als Verfechter von Demokratie und Republik in Erscheinung – so etwa im Oktober 1922 mit seiner Rede „Von deutscher Republik“. 1929 wurde der inzwischen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) beigetretene Schriftsteller, vorrangig für seinen Roman „Buddenbrooks“, mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Schon früh wandte Mann sich gegen die junge nationalsozialistische Partei: So etwa im Oktober 1930, nachdem die NSDAP ihren Stimmenanteil bei der Reichstagswahl von 2,6 auf 18,3 Prozent versiebenfacht hatte, in Form eines „Appells an die Vernunft“ mit dem Aufruf zu Republiktreue angesichts der Bedrohung durch den Nationalsozialismus an das deutsche Bürgertum. Von einer Ferienreise im März 1933 nach Arosa in der Schweiz kehrten Thomas und Katia Mann nicht mehr ins inzwischen von Adolf Hitler regierte Deutschland zurück. Die Familie Mann ließ in Deutschland großes Sachvermögen zurück und emigrierte 1938 gemeinsam mit den erwachsenen Kindern Erika und Klaus über Frankreich und die Schweiz endgültig in die USA.
Wirken aus dem amerikanischen Exil
Ab September 1937 gab Mann die kulturgeschichtliche deutsche Exilzeitschrift „Mass und Wert“ heraus, 1938 bekam er eine Gastprofessur an die Universität Princeton angeboten. Während seiner vorerst letzten Europareise im Sommer 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht am 1. September Polen – der Zweite Weltkrieg war ausgebrochen. Mann engagierte sich unter anderem ab 1940 mit Formulierungen wie der folgenden im Rahmen seiner monatlichen Radiosendungen „Deutsche Hörer!“ gegen Krieg und Nationalsozialismus: „Den Krieg, an dem eure lügenhaften Führer Juden und Engländern und Freimaurern und Gott weiß wem die Schuld geben, während er doch für jeden Sehenden gewiss war von dem Augenblick an, wo sie zur Macht kamen und die Maschine zu bauen begannen, mit der sie Freiheit und Recht niederzuwalzen gedachten.“ Manns Radiosendungen und sein offener Brief „Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre“ brachten ihm nach dem Krieg von vielen Deutschen den Vorwurf ein, er sei ein Vertreter der Kollektivschuld aller Deutschen an den Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten.
Europareise und Auszeichnung mit dem Goethe-Preis
1949 entschloss sich Mann – nicht zuletzt wegen seiner zunehmenden Unzufriedenheit mit der Politik des US-Präsidenten Harry Truman – anlässlich der Feierlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag doch nach Deutschland zurückzukehren, wo die deutsche Teilung nach der Verkündung des westdeutschen Grundgesetzes am 23. Mai 1949 bereits abzusehen war. Auf persönliche Einladung des Rektors der Frankfurt Goethe-Universität und späteren Staatssekretärs im Kanzleramt und Auswärtigen Amt, Walter Hallstein, reisten Thomas und Katia Mann ins Gästehaus der Stadt Frankfurt in Schönberg am Taunus. Am 25. Juli wurde er in der Frankfurter Paulskirche mit dem im Andenken an Goethes Wirken vergebenen Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Seine Festrede „Goethe und die Demokratie“, in der er sich auch ausführlich zur Kritik an seiner Person äußerte, übertrugen die Verantwortlichen mit Lautsprechern auf den Frankfurter Paulsplatz. Besonderes Aufsehen erregte vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Kriegs seine Entscheidung, in den folgenden Tagen auch das in der Sowjetischen Besatzungszone gelegene Weimar als langjährige Wirkstätte Goethes zu besuchen. Dort verliehen ihm Johannes Becher, der Präsident des Kulturbundes und spätere DDR-Kultusminister sowie Oberst Sergei Tjulpanow, Leiter der Informationsabteilung der Sowjetischen Militäradministration gemeinsam den Goethe-Nationalpreis. Die DDR ehrte Thomas Mann darüber hinaus 1975 mit der Herausgabe einer 5-Mark-Sonderprägung. Seinen Bruder Heinrich verewigte sie bereits 1971 auf einer 20-Mark-Umlaufmünze mit einer Auflage von 3 Millionen Exemplaren.