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22. Juni 1898: 125. Geburtstag von Erich Maria Remarque, Autor des Weltbestsellers „Im Westen nichts Neues“

Mit der Geschichte eines jungen Soldaten, der den Krieg nicht überlebt und dessen Tod an der Front keine Meldung wert ist – im Westen nichts Neues –, wurde der deutsch-amerikanische Schriftsteller Erich Maria Remarque über Nacht weltberühmt.

Kindheit, Lehrerausbildung, Erster Weltkrieg

Der am 22. Juni 1898 in Osnabrück geborene Erich Maria Remarque (eigentlich Erich Paul Remark) wuchs als zweites von vier Kindern in bescheidenen Verhältnissen auf. Von 1904 bis 1912 besuchte er die Volksschule in Osnabrück. Anschließend machte er an der Präparandenanstalt (Vorbereitungseinrichtung für Lehrerseminare) und ab 1915 am katholischen Königlichen Volksschullehrer-Seminar in Osnabrück eine Lehrerausbildung. Er beendete sie 1916 mit einem Notexamen. Nach dem Krieg setzte er seine Ausbildung fort und war bis 1920 im Schuldienst.

Im November 1916 wurde er als Reserve-Rekrut eingezogen und kam 1917 in Flandern an die Front, wo er schwer verwundet wurde. Während seines Aufenthalts im Lazarett in Duisburg begann er mit dem Schreiben eines ersten Romans „Über den Krieg“, der seine pazifistisch-antimilitaristische Haltung zum Ausdruck bringt.

Anfänge als Schriftsteller

Der während seiner Lazarettzeit entstandene Text „Ich und Du“ erschien im April 1918 und der Roman „Die Traumbude“ 1920 in der rassistisch ausgerichteten Zeitschrift „Die Schönheit“. Remarque nahm verschiedene Gelegenheitsarbeiten an, bis er 1921 Redakteur beim Osnabrücker Tageblatt wurde. 1922 zog er nach Hannover um, wo er als Werbetexter arbeitete und für die Werkszeitung des Reifenherstellers Continental AG zu schreiben begann, ab 1922 in einem festen Beschäftigungsverhältnis. In dieser Zeit erschienen ca. hundert kürzere Prosatexte in diversen Tages- und Wochenzeitungen. 1925 wechselte er zum Berliner Scherl-Verlag, schrieb aber bis 1926 an der von ihm erfundenen Comicserie „Die Contifiguren“ bis 1926 weiter. Außerdem arbeitete er einige Monate für das zum national-konservativen Hugenberg-Konzern gehörende Blatt „Sport im Bild“ bis zu seiner fristlosen Kündigung im November 1928. Ein Jahr zuvor war sein Roman „Station am Horizont“ erschienen, in dem es um eine Liebesgeschichte, mondänes Gesellschaftsleben und Autorennen geht.

Künstlername

Der Familienname Remark geht auf hugenottische Vorfahren namens Remacle zurück. Den Künstlernamen Erich Maria Remarque benutzte er ab Anfang der 1920er-Jahre. Der zweite Vorname Maria sollte die Verehrung Rainer Maria Rilkes und seiner Mutter Anna Maria zum Ausdruck bringen.

Der Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues"

1929 erschien im Ullstein Verlag als erster Teil einer Trilogie der autofiktionale Roman „Im Westen nichts Neues", der mit dem Tabu vom Heldentod der Soldaten bricht. Er beschreibt das Leben des jungen Soldaten Paul Bäumer, der in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs kämpft. Mit der Darstellung der Grausamkeiten des Krieges verarbeitete Remarque außer eigenen Erfahrungen insbesondere Erzählungen verwundeter Soldaten, die er im Lazarett kennengelernt hatte. Das Buch wurde noch im Erscheinungsjahr in 26 Sprachen übersetzt. Bis heute gibt es Ausgaben in mehr als 60 Sprachen. Weltweit wurde das Buch schätzungsweise 60 bis 80 Millionen Mal verkauft. Durch den Roman und seine Hollywood-Verfilmung 1930 wurde Remarque international bekannt.

Die nationalsozialistische Presse verunglimpfte Remarque nach der Veröffentlichung des Buchs u. a. mit der Behauptung, er habe nicht am Krieg teilgenommen, und behinderte die Aufführung des Films in Berlin, bis dieser Anfang 1933 vollständig verboten wurde. 1931 erschien „Der Weg zurück", der zweite Teil der Trilogie. Die Bücher fielen am 10. Mai 1933 der Bücherverbrennung in Berlin zum Opfer.

Remarque – der „Anti-Jünger“

Verarbeitungsliteratur zu den Erlebnissen im Ersten Weltkrieg gab es zuhauf. Meist wurde jedoch das Fronterlebnis verherrlicht. Beispielhaft für diese Verklärungsliteratur sind die Werke von Ernst Jünger „In Stahlgewittern“, „Feuer und Blut“, „Der Kampf als inneres Erlebnis“ oder „Sturm“. Auch ist das Buch „Der rote Kampfflieger“ zu erwähnen. Es ist eine 1917 erstmals erschienene autobiographische Schrift des deutschen Jagdfliegers Manfred von Richthofen, der „Rote Baron“. Das Buch ist simpel geschrieben; erfüllt sicher nicht im engeren Sinne die Kategorie Literatur. In diesem weit verbreiteten Werk beschreibt Richthofen sich als ritterlich-ehrenhaften Kriegsheroen, der seinem Gegner grundsätzlich überlegen ist und das Luftduell als nahezu sportliche Betätigung interpretiert. Bis zum Überfall auf Polen erreichten alle Ausgaben zusammengenommen eine Auflagenhöhe von 1,3 Millionen Exemplaren und macht das Richthofen-Buch zum meistverkauften Buch an der Spitze der deutschen Weltkriegsliteratur, noch vor Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ und den kriegsverherrlichenden Jünger-Büchern.

Im Exil

Remarque verließ Deutschland am 29. Januar 1933 und machte seine 1931 gekaufte Villa in Ronco sopra Ascona im Schweizer Kanton Tessin zu seinem Wohnsitz. Dort stand er mit anderen Exilanten wie Thomas Mann, Carl Zuckmayer und Else Lasker-Schüler in Kontakt. 1937 erschien der dritte Teil der Trilogie, „Drei Kameraden“.

1938 wurde Remarque die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Von 1939 an lebte er in den USA, wo er viele Verleger und Filmproduzenten traf. 1947 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ab 1948 lebte er abwechselnd in den USA und in der Schweiz.

1941 erschien in London der Roman „Flotsam" („Strandgut“) über deutsche Flüchtlinge auf Englisch, in Schweden auf Deutsch. Schicksale von Flüchtlingen stehen auch im Zentrum des Romans „Arch of Triumph" („Arc de Triomphe"), der 1946 zuerst in den USA veröffentlicht wurde und ein Welterfolg wurde. Die späteren Romane „Der Funke Leben" (1952), „Zeit zu leben und Zeit zu sterben" (1954), „Der schwarze Obelisk" (1956), das Theaterstück „Die letzte Station" (1958), „Die Nacht von Lissabon" (1963) und sein letzter Roman „Schatten im Paradies" (posthum 1971) konnten nicht an die früheren Erfolge anknüpfen.

Remarque starb am 25. September 1970. Er wurde auf dem Friedhof von Ronco sopra Ascona beigesetzt.

Liebling der Frauen

Fernab der Literatur genoss der Kunstsammler Remarque das mondäne Leben. Er trug schicke Anzüge, fuhr schnelle Autos und war von 1925 bis 1930 das erste Mal und von 1938 bis 1957 ein zweites Mal mit der Tänzerin Jutta Ilse Zambona verheiratet. Zu seinen Affären zählten unter anderem Margot von Opel, Marlene Dietrich, Greta Garbo und die Zarencousine Natalia Paley. 1958 heiratete er den Hollywood-Star Paulette Goddard, die frühere Frau von Charlie Chaplin.

Ehrungen

Remarque wurde sowohl für den Friedens- als auch für den Literaturnobelpreis des Jahres 1931 nominiert. 1967 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1968 wurde er als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Seit 1991 vergibt die Stadt Osnabrück alle zwei Jahre den mit 25.000 Euro dotierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis für belletristische, wissenschaftliche oder journalistische Werke, die sich mit dem Thema Frieden auseinandersetzen.

Bei der Hessischen Landeszentrale können u. a. folgende Publikationen zum Thema bestellt werden: