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15. Mai 1773: 250. Geburtstag von Klemens Fürst von Metternich

Klemens Wenzel Fürst von Metternich war „der“ österreichische Diplomat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig aber auch Antagonist nationaler und liberaler Bewegungen nach dem Ende der napoleonischen Hegemonie in Mitteleuropa. Das nach ihm benannte „System Metternich“ prägte als Gefüge aus autoritärer Fürstenherrschaft, Pressezensur und Überwachung zwischen 1815 und 1848 die Lebensrealität der Menschen im auf sein Betreiben hin geschaffenen Deutschen Bund. Als erster Repräsentant dieses Staatsaufbaus wurde er durch die Märzrevolution 1848 zur Flucht aus Wien gezwungen – kehrte dorthin aber 1851 nach dem Scheitern der Revolution wieder zurück. Anhand seiner politischen Karriere lassen sich sechs Jahrzehnte deutsche und österreichische Geschichte von Napoleon bis Vormärz und Revolution nacherzählen.

Metternich und der Rheingau: Die hessische Sichtweise

1814 wurde die lukrative Domäne Schloss Johannisberg bei Geisenheim von den Verbündeten der Anti-Napoleon-Allianz beschlagnahmt. Auf dem Wiener Kongress fiel zwar der Rheingau an das Herzogtum Nassau, allerdings wurde der Johannisberg ausgeklammert. Eigentlich gelangte der Johannisberg im Juni 1815 unter die Ägide der Habsburgermonarchie, die die begehrte Liegenschaft jedoch trotz des florierenden Weinbaus nicht verwalten konnte. Metternich griff mit glücklicher Hand zu, zumal die Wurzeln seiner Familie am Rhein zu finden waren. Eine bekannte Sektmarke zeugt noch heute Metternichs Verbindungen in den Rheingau.

Kindheit, Jugend und frühe politische Karriere

Klemens von Metternich wurde am 15. Mai 1773 als Sohn von Franz Georg Karl Graf von Metternich-Winneburg-Beilstein und dessen Frau Maria Beatrix (geborene Gräfin Kageneck) im damals zum Kurfürstentum Trier zugehörigen Koblenz geboren. Er genoss eine umfassende, aufgeklärte Bildung durch Hauslehrer und begann 1788 in Straßburg ein Studium der Staatswissenschaften, das er an der Universität Mainz abschloss. Durch den Vater knüpfte der junge Metternich bereits früh Kontakte zu Kaiser Franz II., der später als Franz I. Kaiser von Österreich wurde, dem Prinzen von Wales und späteren König Georg IV. und führenden europäischen Politikern. Durch das Vordringen der französischen Revolutionstruppen verlor die Familie Metternich infolge des Jahres 1794 einen Großteil ihres Besitzes, was ihn nachhaltig weltanschaulich prägte.

Karriere im österreichischen Staatsdienst

Durch verwandtschaftliche Beziehungen wurde Metternich der Eintritt in den österreichischen Staatsdienst ermöglicht, sodass er 1801 Gesandter in Dresden wurde und 1803 nach Berlin wechselte. Dort versuchte er zunächst vergeblich, Preußen im Sinne einer antinapoleonischen Koalition an Österreich zu binden. Sein Verhältnis zu den Reformkräften Karl August von Hardenberg und Friedrich vom und zum Stein gestaltete sich eher kühl. Nach dem Ende des dritten Koalitionskriegs zwischen Frankreich und Österreich wurde Metternich 1805 Gesandter am Hof Napoleons. Dort schärfte er sein Profil als konservativer Diplomat mit weitreichendem Netzwerk, der Presse und Öffentlichkeit für sich zu nutzen wusste. Nach der erneuten Niederlage im Krieg zwischen Frankreich und Österreich übernahm Metternich 1809 das österreichische Außenministerium und die Leitung der Staatskanzlei, was ihn faktisch zum mächtigsten Diplomaten der Habsburgermonarchie machte. Nun plädierte er für eine abwartende Haltung gegenüber der französischen Hegemonialmacht, die er als ein temporäres Phänomen einschätzte. Nachdem er noch 1812 einen für Österreich günstigen Bündnisvertrag mit Napoleon verhandelt hatte, löste Metternich das Kaisertum Österreich in den folgenden beiden Jahren der Befreiungskriege Stück für Stück wieder aus der Koalition. Unmittelbar nach der erfolgreichen Völkerschlacht bei Leipzig 1813, in der die preußisch-österreichisch-russische Allianz das napoleonische Frankreich entscheidend schlug, erhob Kaiser Franz I. den einflussreichen österreichischen Staatsmann in den Fürstenstand.

Wiener Kongress und Vormärz

Fürst von Metternich war die dominierende Persönlichkeit auf dem Wiener Kongress zur Neuordnung Europas nach dem Ende der Herrschaft Napoleons 1815. Auf sein Betreiben hin entstand der Deutsche Bund als loser Fürstenbund ohne Zentralgewalt und einheitliche Verfassung. Metternichs diplomatisches Geschick war der entscheidende Faktor für die Erneuerung der Allianz zwischen den Großmächten Russland, Preußen, Österreich und Großbritannien im Sinne des Konservatismus und der Wiederherstellung der vornapoleonischen Ordnung. Innenpolitisch schuf er im Deutschen Bund ein polizeistaatliches System geprägt von Zensur, Bespitzelung und Denunziation, in dem mittels der Karlsbader Beschlüsse von 1817 jegliche politische Opposition, die liberale und nationalstaatliche Reformen forderte, unterdrückte werden sollte. Trotz der Repressionen etablierte sich die nationalliberale Bewegung im Deutschen Bund und entwickelte sich zur Trägerschicht der Deutschen Revolution von 1848/49. Am 13. März 1848 zwangen die revolutionären Kräfte ihn als Repräsentant der Restauration, Wien zu verlassen. Nachdem die Revolution in den Folgejahren gesamteuropäisch mit Ausnahme der Schweiz scheiterte, kehrte Metternich 1851 wieder nach Wien zurück, wo er bis zu seinem Tod die österreichische Regierung unter Kaiser Franz Joseph I. beriet. Die Ausnahmefigur der europäischen Politik des 19. Jahrhunderts verstarb am 11. Juni 1859 in Wien.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind u.a. folgende Publikationen zum Thema erhältlich: