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26. November 1822: 200. Todestag von Karl August von Hardenberg

Die exponierte Stellung Preußens in der deutschen Nationalstaatsgeschichte ist untrennbar verbunden mit der Person Karl August von Hardenbergs, der Preußen nach der Abstufung zur Macht dritten Ranges infolge der Niederlage in den Kriegen gegen Napoleon als Reformer zu neuer Größe verhalf. Mit den Hardenbergschen Reformen ab 1810 legte er den Grundstein für den Wiederaufstieg Preußens im Laufe des 19. Jahrhunderts.

Kindheit, Jugend und frühe Karriere

Karl August von Hardenberg wurde am 31. Mai 1750 als ältestes von acht Kindern des Obersten Christian Ludwig von Hardenberg und seiner Frau Anna Sophia Ehrengart in Essenrode im heutigen Niedersachsen geboren. Er genoss eine umfassende, für einen jungen Adeligen zu der Zeit ungewöhnlich progressive Bildung und befasste sich neben Französisch und Latein mit Geschichte, Philosophie, Religion, Kunst, Pädagogik und Staatswissenschaften. Im Alter von 16 Jahren begann er ein Jurastudium an der Universität Göttingen. Nach Vermittlung einer ersten Stelle als Hilfskraft am Gericht im Jahr 1770 und einer Europareise, die dem Besuch verschiedenster Fürstenhöfe diente, heiratete er 1774 auf Wunsch seiner Eltern die fünfzehnjährige Christiane von Reventlow. Nach beruflichen Stationen im Rat der Hannoverschen Kammer, Minister im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel und leitender Minister in der Grafschaft Ansbach-Bayreuth folgte 1798 schließlich im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Verschwendung die Abordnung nach Berlin.

Karriere im preußischen Staatsdienst 1798-1822

1803 ernannte König Friedrich Wilhelm III. seinen Vertrauten Hardenberg zum Minister für Auswärtige Angelegenheiten. Aufgrund von inhaltlichen Divergenzen mit dem König in Bezug auf die Politik gegenüber dem expansiven Frankreich unter Napoleon trat er bereits 1806 wieder von diesem Amt zurück, was seine Person in der im Entstehen begriffenen deutschen Nationalbewegung enorm populär machte. 1807 wurde Hardenberg schließlich auf Betreiben des russischen Zaren Alexander I. wieder als leitender Minister eingesetzt, woraufhin Letzterer für einen gemeinsamen preußisch-russischen Kampf gegen Frankreich aussprach. Nach erneutem Verlust der Stellung als Bedingung Napoleons im Frieden von Tilsit 1807 verfasste er im Rigaer Exil die Rigaer Denkschrift „Über die Reorganisation des Preußischen Staates“ vom 12. September 1807, in der er eine Monarchie mit Freiheitsrechten und demokratischen Elementen skizzierte. 1810 wurde Hardenberg mit Billigung Napoleons zum preußischen Staatskanzler ernannt. In dieser Stellung befand er sich mit Befugnissen in den Ressorts Auswärtiges, Inneres und Finanzen auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Das Finanzedikt vom 27. Oktober 1810 markierte den Beginn der als Hardenbergsche Reformen bekannt gewordenen „Revolution von oben“, die die Grundlage für Preußens Wiederaufstieg nach der vernichtenden Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt 1806 und dem Diktatfrieden mit Frankreich bildete. Teil dieses umfassenden Reformwerks waren außerdem die Liberalisierung des preußischen Obrigkeitsstaats, die als „Bauernbefreiung“ bekannt gewordene Auflösung des Feudalsystems (zumindest de jure) und die Emanzipation der Juden. Gemeinsam mit Wilhelm von Humboldt und Karl vom und zum Stein entwarf er 1814 darüber hinaus eine Bundesverfassung, die jedoch nie in Kraft trat. Im selben Jahr erhob Friedrich Wilhelm III. ihn in den Fürstenstand. Auf dem Wiener Kongress sicherte er Preußen erhebliche Gebietsgewinne. Am 26. November 1822 verstarb Karl August Fürst von Hardenberg nach kurzer, schwerer Krankheit in Genua. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Politiker und Staatsreformer der neueren deutschen Geschichte.

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