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11. Dezember 1948: 75. Jahrestag der Gründung der FDP im südhessischen Heppenheim

Die Kreisstadt Heppenheim an der Bergstraße beherbergte vom 10. bis 12. Dezember 1948 die Gründungsversammlung der „Freien Demokratischen Partei“ Deutschlands. Bei der Wahl des Ortes knüpften die Organisatoren bewusst an die Tradition der „Heppenheimer Versammlung“ aus dem Jahr 1847 an, in deren Rahmen 18 führende deutschsprachige Liberale über Ursachen und Bekämpfung der prekären politischen und wirtschaftlichen Situation weiter Bevölkerungsteile im restaurativen Deutschen Bund diskutierten und damit den Weg zur Deutschen Revolution von 1848/49 ebneten.

Geschichte Heppenheims als Versammlungsort von Liberalen in Deutschland

Die „Heppenheimer Versammlung“, die am 10. Oktober 1947 im Gasthof „Zum halben Monde“ stattfand, verband die Kleinstadt Heppenheim bereits im 19. Jahrhundert eng mit dem Wirken des politischen Liberalismus im deutschsprachigen Raum. Der preußische Unternehmer David Hansemann, der die Tagung 1847 gemeinsam mit dem badischen liberalen Karl Mathy organisiert hatte, wählte Heppenheim wegen der eher ländlichen Lage abseits potentieller Revolutionsherde sowie der guten Schienenanbindung als Veranstaltungsort. Unter den 18 liberalen Politiker, die sich an jenem Oktobertag an den Diskussionen über wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Teilhabe im Deutschen Bund beteiligten, fand sich auch der aus Hessen-Nassau stammende spätere Präsident der Frankfurter Nationalversammlung, Heinrich von Gagern.  Ein Novum der deutschen Presse- und Mediengeschichte stellte der Zeitungsbericht von Karl Mathy über die während der „Heppenheimer Versammlung“ erarbeiteten Forderungen dar, vor allem die Forderung nach Einheit im Nationalstaat, Verfassungsstaatlichkeit und Volkssouveränität. Die Heppenheimer Forderungen wirkten, verstärkt durch die Debatten im Paulskirchenparlament, über ein Jahrhundert lang auf die deutsche Nationalstaats- und Verfassungsgeschichte, bis ihr Geist schließlich 1948/1949 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben wurde.

Bereits im Paulskirchenparlament zeichnete sich mit der Spaltung des politischen Liberalismus eine Entwicklung ab, die die Handlungsfähigkeit der Revolutionsbewegung 1848/49 entscheidend schwächte, sich im Deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik fortsetzte und schließlich erst mit der Gründung der FDP 1948 ein Ende fand.

Politischer Neubeginn des Liberalismus 1948

Unter dem Eindruck des nationalsozialistischen Unrechtsregimes gründeten sich nach 1945 zunächst zahlreiche liberale Organisationen – wie von den Besatzungsmächten vorgegeben – auf kommunaler Ebene neu. Besonders im traditionell liberalen Süddeutschland entstanden Interessensverbände wie die im Januar 1946 unter Mitwirkung von Theodor Heuss formierte „Demokratische Volkspartei“. Die für den 18. Januar 1948 geplante Gründung einer gesamtdeutschen liberalen Partei in Frankfurt am Main scheiterte wegen der zunehmenden Entfremdung zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion, die unmittelbar in ein zunächst wirtschaftliches und rasch auch politisches Auseinanderdriften der westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone im Osten resultierte.

Schließlich gelang im Rahmen des „Gesamtvertretertages der liberalen, demokratischen Parteien aus den nicht sowjetisch-besetzten Teilen Deutschlands und seiner Hauptstadt Berlin“ am 11. und 12. Dezember 1948 die Beseitigung der seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Spaltung des politischen Liberalismus und die Zusammenführung der bestehenden liberalen Verbände in einer Partei, der „Freien Demokratischen Partei“. Bindeglieder der verschiedenen Strömungen des Liberalismus war die Übereinkunft auf das freie marktwirtschaftliche Ordnungsmodell, für das die Liberalen zuvor bereits im „Frankfurter Wirtschaftsrat“ gemeinsam votiert hatten, sowie das uneingeschränkte Bekenntnis zum Wert der individuellen Freiheit. Bei der ersten Vorstandswahl wurde mit Theodor Heuss ein ehemaliger Reichstagsabgeordneter der linksliberalen „Deutschen Demokratischen Partei“ zum Vorsitzenden gewählt. Der studierte Politikwissenschaftler Heuss wurde 1949 zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.

Entwicklung der „Freien Demokratischen Partei“ in der Bundesrepublik

Bei der ersten Bundestagswahl im August 1949 erreichte die FDP 11,9 Prozent der Stimmen und etablierte sich in den kommenden Jahren mit ähnlichen Ergebnissen als drittstärkste parteipolitische Kraft der Bundesrepublik. Bis 1956 koalierte die Partei auf Bundesebene mit der CDU/CSU von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Während in den Anfangsjahren der FDP noch ein programmatischer Gegensatz zwischen dem linksliberalen und dem politisch rechten, nationalistischen Lager bestand, bekannte sich die FDP 1957 mit dem „Berliner Programm“ zu einem „Kurs der Mitte“ als dritte politische Kraft zwischen SPD und CDU. Im Zuge der Wiedervereinigung gingen die „Liberal-Demokratische Partei Deutschlands“ sowie die „National-Demokratische Partei Deutschlands“ als ehemalige DDR-Blockparteien und außerdem die der DDR-Bürgerrechtsbewegung entstammende „Deutsche Forumpartei“ und die „Freie Demokratische Partei der DDR“ in der FDP auf. Zwischen 1949 und 2013 war die Partei ohne Unterbrechung im Bundestag vertreten und stellte bis heute insgesamt acht Vizekanzler. Nach den hohen Stimmenverlusten bei der Bundestagswahl 2013 zog sie 2017 mit 10,7 Prozent wieder in den Bundestag ein. Seit 2021 bildet die FDP gemeinsam mit der SPD und Bündnis90/Die Grünen eine Regierungskoalition auf Bundesebene.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind u.a. folgende Publikationen zum Thema erhältlich: