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2024: 35. Jubiläum der friedlichen Revolution in der DDR

Das Jahr 1989 stellt ein bedeutendes Kapitel in der deutsch-deutschen Geschichte dar. 1989 war ein Jahr, das tiefgreifende Veränderungen sowohl für die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als auch für die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sich brachte. Es gilt als Kulminationspunkt einer Reihe von Ereignissen, die die Weltordnung grundlegend veränderten und den Weg für das Ende des Kalten Krieges ebneten. In der DDR wuchs die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem autoritären Regime stetig an. Getrieben von einem Verlangen nach Freiheit und Demokratie, nutzten Tausende von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern die sich öffnenden Grenzen in Ungarn und der Tschechoslowakei, um in den Westen zu fliehen. Diese Massenflucht – eine „Abstimmung mit den Füßen“ gegen das Regime – war ein deutliches Zeichen für das bröckelnde Fundament des sozialistischen Systems. Gleichzeitig brandete in Leipzig eine Welle des Protests auf, die sich bald über das ganze Land ausbreitete. Die Montagsdemonstrationen wurden zu einem Symbol des friedlichen Widerstands und der Forderung nach politischer Veränderung.

Der Höhepunkt dieser revolutionären Stimmung war die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989. Dieses historische Ereignis symbolisierte nicht nur das Ende der physischen und ideologischen Trennung Deutschlands, sondern auch das Scheitern des sozialistischen Unrechtsregimes in der DDR. Es markierte den Anfang vom Ende der Teilung Deutschlands und Europas. Die Ereignisse in der DDR hatten weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Welt. Sie inspirierten ähnliche demokratische Bewegungen in anderen kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas und trugen maßgeblich zum Zusammenbruch der Sowjetunion bei. Das Jahr 1989 veränderte dementsprechend auch die internationale Landschaft, indem es das Ende des Kalten Krieges einläutete und den Weg für eine neue Weltordnung ebnete.

Aus der Perspektive der politischen Bildung ist das Jahr 1989 von unschätzbarem exemplarischen Wert. Es lehrt uns die Kraft des friedlichen Protests und die Bedeutung von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten. Die Ereignisse dieses Jahres sind ein Schlüsselmoment für das Verständnis der Rolle Deutschlands in der heutigen Weltordnung. Sie erinnern uns daran, wie historische Momente die Gegenwart prägen und wie wichtig es ist, Geschichte zu kennen, um aus den Ereignissen Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen zu können. Daher ist es aus Sicht der politischen Bildung von großer Bedeutung, sich an das Jahr 1989 zu erinnern – auch vor dem Hintergrund von Hessens Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu Thüringen. Das Jahr 1989 dient als mahnendes Beispiel dafür, wie Bürgerrechte und Freiheiten erstritten und erkämpft wurden und warum es wichtig ist, diese Werte zu bewahren und zu verteidigen. Das Jahr 1989 steht somit nicht nur für das Ende einer Ära, sondern auch für den Beginn eines neuen Verständnisses von Demokratie und Freiheit in der deutschen Geschichte.

In der Rubrik „Kalenderblätter“ auf unserer Webseite werden Textbeiträge zu einzelnen, das Jahr 1989 prägenden Ereignissen erscheinen, die in das Geschehene einführen sollen. Darüber hinaus können thematisch passende Publikationen bei der HLZ bestellt werden, die bestimmte Jahrestage oder deren größere Zusammenhänge vertiefen. Zu folgenden Ereignissen werden Kalenderblätter erscheinen:

11. Januar: Flucht von 20 ausreisewilligen DDR-Bürgerinnen und Bürgern über die Bonner Ständige Vertretung

28. MärzTreffen zwischen Bundeswehr und NVA in Hamburg

7. Mai: Erste Kommunalwahlen in der DDR unter teilweiser unabhängiger Kontrolle

25. Mai: Wahl Michael S. Gorbatschows zum Staatspräsidenten der Sowjetunion

7. Juli: Abkehr der Sowjetunion von der Breschnew-Doktrin auf der Ostblock-Gipfelkonferenz

10. August: Einrichtung der ersten innerdeutschen Fluglinie zwischen Frankfurt am Main und Leipzig

17. August: Schüsse an der hessisch-thüringischen innerdeutschen Grenze auf Wahlhausen

19. August: Massenflucht von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern über Ungarn

4. September: Erste Montagsdemonstration in Leipzig

9. September: Gründung der Oppositionsgruppe "Neues Forum"

1. Oktober: Ankunft von 900 DDR-Bürgerinnen und -Bürger im Notaufnahmelager Gießen aus der bundesdeutschen Botschaft in Prag

7. Oktober: Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der DDR

18. Oktober: Entbindung Erich Honeckers von allen politischen Ämtern

7./8. November: Rücktritt von Ministerrat der DDR und Politbüro der SED

9. November: versehentliche Verkündung der Reisefreiheit und anschließend Öffnung der Grenzübergänge zwischen DDR und BRD

3. Dezember: Rücktritt von Politbüro und Zentralkomitee der DDR

4. Dezember: Besetzung der Erfurter Stasi-Zentrale und dazugehöriger Haftanstalt

16. Dezember: Umbenennung der SED in SED-PDS

Zentrale Fragen dieser das gesamte Kalenderjahr 2024 andauernden Rückschau auf das Jahr 1989 mit einem Schwerpunkt auf der deutsch-deutschen Geschichte und vom Standpunkt der historisch-politischen Bildungsarbeit aus werden sein: Wie beeinflussten die Ereignisse des Jahres 1989 die politische Landschaft in Deutschland und Europa? Welche Rolle spielte der Bürgerprotest in der friedlichen Revolution der DDR und wie kann er als Beispiel für zivilgesellschaftliches Engagement verstanden werden? Was waren die Ursachen für den Zusammenbruch der DDR und wie wirkten sich diese international auf das Ende des Kalten Krieges aus? Wie gestaltete sich der Prozess der deutschen Wiedervereinigung und welche Herausforderungen ergaben sich daraus? Welche Bedeutung haben die Ereignisse von 1989 für das Verständnis von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten? Und was können wir aus den Ereignissen von 1989 für die heutige Zeit lernen, insbesondere in Bezug auf politisches Engagement und die Bewahrung demokratischer Werte?

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: