15. Januar 1919: 100. Todestag Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Am 15. Januar 1919 wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von Freikorps-Offizieren in Berlin ermordet. Die stark von Karl Marx und Friedrich Engels beeinflussten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gehörten dem linken Flügel der SPD an. Die Loslösung von ihrer Partei begann kurz nach Kriegsbeginn des Ersten Weltkrieges. Beide wollten zusammen mit anderen Parteimitgliedern verhindern, dass weitere Kriegskredite vom Reichstag mit den Stimmen der SPD bewilligt werden, was jedoch nicht gelang. Auf Initiative von Rosa Luxemburg hatte sich bereits am 4. August 1914 innerhalb der SPD die „Gruppe Internationale“ gebildet, zu der u.a. Franz Mehring, Wilhelm Pieck und Karl Liebknecht gehörten. Die „Gruppe Internationale“ sah die SPD-Zustimmung zu den Kriegskrediten als Verrat an den Zielen der gesamteuropäischen Sozialdemokratie, besonders an der propagierten internationalen Solidarität der Arbeiterbewegung gegen den Krieg. Die Gruppe lehnte den Krieg als gegen die Interessen der Völker und des Proletariats gerichteten imperialistischen Völkermord der herrschenden Bourgeoisie ab. Rosa Luxemburg wurde, wie auch weitere Mitglieder der Gruppe, durch Anti-Kriegs-Aktivitäten mehrfach verurteilt und verbrachte die meiste Zeit während des Krieges im Gefängnis. Dort verfasste sie die „Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie“, die die programmatische Grundlage für die ab Januar 1916 reichsweit agierenden Spartakisten bildeten. Im April 1917 gründeten die Kriegsgegner innerhalb der SPD eine eigene Partei, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), der sich die Spartakisten anschlossen. Allerdings blieben die Spartakisten unabhängig und verfolgten vor allem ab Herbst 1918 das Ziel, eine Räterepublik nach sowjetischem Vorbild in Deutschland zu errichten.
Am 11. November 1918 wurde der „Spartakusbund“ auf Liebknechts Initiative hin neu gegründet. Er bildete nun eine eigenständige, parteiunabhängige, reichsweite Organisation, auch als Abgrenzung zur USPD. Der kommunistische Spartakusbund kämpfte in der Novemberrevolution für die Entmachtung des Militärs, Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und eine Räterepublik als künftige gesamtdeutsche Verfassung. Rosa Luxemburg verfasste das Programm, zu dessen Sofortmaßnahmen u.a. die Entwaffnung der Polizei und aller Angehörigen der herrschenden Klassen, die Bewaffnung des Proletariats und die Übernahme aller Gemeinderäte und Länderparlamente durch frei gewählte Arbeiter- und Soldatenräte gehörte.
Um den revolutionären Bewegungen Einhalt zu gebieten, hatte der Vorsitzende der Übergangsregierung, der Sozialdemokrat Friedrich Ebert, am 9. November 1918 mit General Wilhelm Groener von der Obersten Heeresleitung ein Geheimabkommen vereinbart. Die Übergangsregierung ließ dazu in Berlin zahlreiche Truppen zusammenziehen. Vergeblich versuchte Ebert den Reichsrätekongress der Spartakisten zu verhindern bzw. Einfluss darauf zu nehmen. Ende Dezember 1918 gründeten die Spartakisten in Berlin eine neue linksrevolutionäre Partei: die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).
Ab dem 8. Januar 1919 nahm Karl Liebknecht zusammen mit anderen KPD-Vertretern am Spartakusaufstand teil, um die Übergangsregierung Eberts mit einem Generalstreik zu stürzen. Daraufhin setzte diese Militär gegen die Streikenden ein. Es kam zu blutigen Straßenkämpfen mit mehreren Hundert Toten. Die Spartakisten- und KPD-Führer waren daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben. Bereits am Abend des 15. Januars 1919 wurden Luxemburg und Liebknecht verhaftet und anschließend von Freikorps-Offizieren erschossen.