"Sprache Macht Rassismus" – Buchvorstellung mit Gudrun Hentges und Astrid Messerschmidt
Vor einigen Jahren erregte die Debatte um rassistische Sprache, u.a. in Kinderbüchern, mediale Aufmerksamkeit, und die Auseinandersetzung um Sprache, Wissen und Rassismus, wie sie seit geraumer Zeit in den Sozial- und Kultur- sowie den Sprachwissenschaften diskutiert wird, gewann
erneut an Relevanz.
Rassistische Aussagen und Begriffe finden sich in Bundestagsdebatten und parlamentarischen Initiativen (Kleine und Große Anfragen, Anträge, Gesetzentwürfe). Bundestagsdrucksachen waren (und sind) durchzogen von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die sich vor allem gegen Migrantinnen und Migranten, BIPoC, Muslima und Muslime, Geflüchtete und Sinti und Sintizze und Roma und Romnja richtet. Journalistinnen und Journalisten wiederholen diese rassistischen Aussagen in ihrer Berichterstattung und reproduzieren somit Hate Speech.
Der neu erschienene Band "Sprache Macht Rassismus" (2014 / 2023) greift diese Fragen auf. Im Rahmen der Buchvorstellung befassen wir uns mit Begriffsbildungen in der Auseinandersetzung mit Rassismus gegen Sinti und Sintizze und Roma und Romnja.
Eingeladen sind: Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
Nana Djamila Adamou, Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ)
Mechtild M. Jansen, Mit-Herausgeberin
Wer spricht wie über Rassismen und welche Begriffe eignen sich dafür? Im Vortrag werden die Auseinandersetzungen um den Begriff des Antiziganismus skizziert. Dabei geht es um die Ambivalenz von Reproduktion und Kritik, die sich hier besonders deutlich zeigt, die aber auch den Begriff des Rassismus selbst betrifft. Inwiefern werden rassistische Stereotype im Begriffsgebrauch wiederholt? Wie kann vermittelt werden, dass es sich um analytische, historisch reflexive Begriffe handelt, die auf Gewaltverhältnisse hinweisen? Vor dem Hintergrund von Verfolgungs- und Genozidgeschichten ist rassismuskritisches Sprechen meist komplex und herausfordernd. Dennoch lohnt es sich, nach Ausdrucksformen zu suchen, die weniger verletzend und weniger ausgrenzend wirken. Der Vortrag greift Einsichten der „Unabhängigen Kommission Antiziganismus“ auf, die 2021 ihren Bericht „Perspektivwechsel. Nachholende Gerechtigkeit. Partizipation.“ im Auftrag der Bundesregierung vorgelegt hat. Zur Diskussion gestellt werden zudem Überlegungen im Beitrag „Begriffsreflexive Kritik des Antiziganismus und seiner institutionellen Ausprägungen“ aus der Neuauflage des Bandes „Sprache – Macht – Rassismus“, den Gudrun Hentges mit anderen 2023 mit freundlicher Unterstützung durch die HLZ im Verlag Metropol herausgegeben hat.
Astrid Messerschmidt, Erziehungswissenschaftlerin, Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität an der Bergischen Universität Wuppertal. Arbeitsschwerpunkte: Migrationsgesellschaftliche Bildung und Rassismuskritik, Antisemitismuskritik;
erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung; Bildungsarbeit in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus; Kritische Bildungstheorie. Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus im Bundesinnenministerium (2019-2021).
Gudrun Hentges, Politikwissenschaftlerin, Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildungspolitik und politische Bildung an der Universität zu Köln. Arbeitsschwerpunkte: formale und nonformale politische Bildung, Alte und Neue Rechte, extreme und populistische Rechte, Rassismus- und Antisemitismuskritik, (Flucht)Migration und Demokratietheorien. Gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Decker leitet sie das Kolleg "Autoritäre Entwicklungen, extrem-rechte Diskurse und demokratische Resonanzen", angesiedelt an den Universitäten Köln und Leipzig.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sind hier zu finden. Das vorgestellte Buch ist hier über die Hessische Landeszentrale für politische Bildung erhältlich.
- Datum:
- 22.05.2023
- Uhrzeit:
- 14:00 - 15:30
- Veranstaltungsort:
- Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Gronewaldstr. 2, Gebäude 216, 1. OG, Raum S131
- Veranstalter:
- Universität zu Köln in Kooperation mit Referat II/4 der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung