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Gedenkstätte Breitenau

 

 

Die Gedenkstätte in Guxhagen, 15 km südlich von Kassel, befindet sich seit 1984 am historischen Ort des Arbeitshauses Breitenau. Hier war zwischen 1933 und 1945 u.a. ein frühes Konzentrationslager, ein Sammel- und Durchgangslager sowie ein sog. Arbeitserziehungslager untergebracht. Die Gedenkstätte geht auf ein Forschungsprojekt der Gesamthochschule Kassel zurück, bei dem im Jahr 1979 umfangreiche Aktenbestände zur Lagergeschichte erschlossen wurden. Unterstützt wird die Gedenkstätte seit ihrer Gründung durch den Landeswohlfahrtsverband Hessen und die Universität Kassel.

Zur Geschichte

Frühes Konzentrationslager

Das Konzentrationslager Breitenau bestand zwischen Juni 1933 und März 1934. Es wurde in der bereits bestehenden „Korrektions- und Landarmenanstalt“ Breitenau eingerichtet, ein 1874 im ehemaligen Benediktinerkloster Breitenau eröffnetes Arbeitshaus. Das KZ Breitenau zählt zu den frühen Konzentrationslagern, die seit Frühjahr 1933 überall im „Deutschen Reich“ in der Zeit der Machtetablierung entstanden. In Breitenau waren politische Gegner der Nationalsozialisten aus dem Regierungsbezirk Kassel inhaftiert: In der Mehrzahl Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftsangehörige, aber auch bereits aus antisemitischen Motiven Verfolgte.

Arbeitshaus und Polizeihilfsgefängnis

Auf Grundlage des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (1934) wurden bis 1939 mindestens 21 Insassen des Arbeitshauses Breitenau zwangssterilisiert. Die Anträge zur Unfruchtbarmachung stellte der Anstaltsarzt.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938, als die Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland eine neue Eskalationsstufe erreichte, diente die Anstalt vorübergehend als Haftort für Juden aus Guxhagen und Umgebung. Seit Ende 1939 ließ die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Kassel außerdem sog. Schutzhaftgefangene in die Anstalt einweisen, die ohne Gerichtsurteil auf ihre Überstellung in ein Konzentrationslager warten mussten.

„Arbeitserziehungslager“

Zwischen 1940 und 1945 war in der Landesarbeitsanstalt Breitenau ein sog. Arbeitserziehungslager (AEL) der Gestapo Kassel untergebracht. 80 Prozent der Inhaftierten waren ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Ihnen wurden Verstöße gegen die Arbeitsdisziplin oder Übertreten der in den rassistischen „Polen-„ und „Ostarbeitererlassen“ formulierten Vorschriften vorgeworfen. Darüber hinaus waren deutsche Gestapo-Gefangene im AEL Breitenau eingesperrt, unter ihnen viele jüdische Verfolgte. Etwa 1.800 der 8.300 Gefangenen wurden von Breitenau aus in die großen Konzentrationslager wie Ravensbrück, Buchenwald, Sachsenhausen oder Auschwitz deportiert.

Nachnutzung

Das Arbeitshaus Breitenau wurde auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung im Jahr 1949 aufgelöst. Zwischen 1952 und 1973 befand sich auf dem ehemaligen Anstaltsgelände das Landesjugendheim Fuldatal. Die hier praktizierten Erziehungsmethoden sind beispielhaft für die Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik.

Angebote

Im Zentrum der Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte Breitenau stehen der historische Ort und die rund 3.000 überlieferten Fallakten von Gestapo-Gefangenen. Die baulichen Relikte der Lagergeschichte werden im Rahmen von Führungen erschlossen. Darüber hinaus bietet die Gedenkstätte im Bereich der Erwachsenenbildung Vorträge, Lesungen, aber auch individuell angepasste Angebote wie Workshops und Tagesseminare an. Mindestens dreimal im Jahr finden außerdem Fortbildungen für Lehrkräfte, angehendes Lehrpersonal sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren statt.

Als außerschulischer Lernort bilden Jugendliche und junge Erwachsene die wichtigste Zielgruppe der Gedenkstättenarbeit. Das Basisangebot der Gedenkstätte sieht einen zeitlichen Rahmen von drei Stunden (inklusive Pause) vor. Es besteht aus einer Führung über das historische Gelände und den ehemaligen Haftort sowie der Arbeit mit reproduzierten Fallakten. Anhand dieser Reproduktionen erhält die Lerngruppe einen mehrperspektivischen Zugang zu den einzelnen Verfolgungswegen und individuellen Schicksalen der Inhaftierten. Die Lerngruppe wird dabei von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern der Gedenkstätte angeleitet und unterstützt. Nach Absprache können die Basismodule durch Vertiefungsmodule erweitert werden. Das ausführliche pädagogische Angebot mit allen Basis- und Vertiefungsmodulen können Sie der Homepage der Gedenkstätte Breitenau entnehmen.

Gruppenführungen werden nach Anmeldung angeboten. Für die selbstständige Erkundung des Gedenkstättengeländes steht ein QR-Code-Rundgang mit Lageplan vor Ort zur Verfügung. 

Anschrift

Gedenkstätte Breitenau
Brückenstraße 12
34302 Guxhagen
Telefon: +49 (0) 56 65 35 33

info@gedenkstaette-breitenau.de

Homepage und Social Media

www.gedenkstaette-breitenau.de

Facebook: www.facebook.com/breitenauerinnern

Instagram: Instagram.com/gedenkstaettebreitenau/

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 9.00 bis 16.00 Uhr
Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr (Führungen für Einzelbesucherinnen und –besucher um 14.30 Uhr)
Samstag und Feiertage geschlossen

Eintritt, Führungen und Gruppenangebote sind für Schulklassen kostenfrei.

Leitung

Dr. Ann Katrin Düben

Träger

Verein zur Förderung der Gedenkstätte und des Archivs Breitenau e. V.

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