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09. April 1848: 175. Geburtstag von Helene Lange

Helene Lange gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der bürgerlichen Frauenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Als Pädagogin, Akademikerin, Politikerin und Publizistin engagierte sie sich zeitlebens für gleichwertige Bildung, politische Rechte und gesellschaftliche Teilhabe von Mädchen und Frauen im Kaiserreich. Ihr politisches Erbe wirkt über die Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik bis heute nach.

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Helene Henriette Elisabeth Lange kam am 9. April 1848 als Tochter des Kaufmanns Carl Theodor Lange und seiner Frau Johanne, geborene tom Dieck, in Oldenburg zur Welt. Sie verlor ihre Mutter im Alter von sechs, den Vater im Alter von 16 Jahren, weswegen sie ab 1864 als Pensionstochter im Hause des protestantischen Pfarrers und Schriftstellers Max Eifert in Eningen in Württemberg lebte. Während sie durch ihre Eltern eine liberale Erziehung genossen hatte, verwehrte der Vormund ihr zunächst den Wunsch, das Lehrerinnenexamen abzulegen. Nach Erreichen der Volljährigkeit – was zu dieser Zeit mit dem 23. Geburtstag der Fall war – legte sie 1872 doch die Lehrerinnenprüfung in Berlin ab. Da Frauen im Kaiserreich vom Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung ausgeschlossen waren, studierte Lange die Fächer Latein, Geschichte und Philosophie privat und war anschließend als Hauslehrerin tätig. Ab 1876 arbeitete sie als Lehrerin in den von der Frauenrechtlerin Lucia Crain gegründeten „Crainschen Anstalten“, einem Zusammenschluss privater Höherer Mädchenschulen in Berlin, wo sie zur Leiterin des Lehrerinnenseminars aufstieg.

Engagement in der Frauenbewegung

Langes direkte Konfrontation mit den unzureichenden Ausbildungsinhalten für Mädchen als Lehrerin inspirierte sie zu ihrem Engagement für eine Reformation des Schulwesens. Am 9. Januar 1888 reichte sie gemeinsam mit fünf anderen Frauen eine Petition an das Preußische Unterrichtsministerium und das Preußische Abgeordnetenhaus ein, in der sie Forderungen nach der Beteiligung von Frauen am wissenschaftlichen Unterricht in Mittel- und Oberstufe bei gleichzeitiger Förderung der Ausbildung qualifizierter Lehrerinnen erhoben wurden. Trotz ihrer Ablehnung im Abgeordnetenhaus machte diese sogenannte „Gelbe Broschüre“ Helene Lange schlagartig auch über liberale und pädagogische Kreise hinaus bekannt. Sie begann gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen „Realkurse“ aufzubauen, die jungen Frauen einen Besuch von Universitäten – in erster Linie in der Schweiz – ermöglichen sollten. 1890 gründete sie den „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverband“, zu dessen Vorstand sie 1893 gewählt wurde. Zur gleichen Zeit gründete sie die Zeitschrift „Die Frau – Monatsschrift für das gesamte Frauenleben“, das als Kommunikationsblatt der bürgerlichen Frauenbewegung eine herausragende Rolle in jener Zeit einnahm. Ein Jahr später begann sie außerdem, sich im Vorstand des „Bundes Deutscher Frauenvereine“ zu engagieren. 1906 berief das Preußische Kultusministerium Helene Lange und Gertrud Bäumer in eine Kommission zur Reform des Höheren Mädchenschulwesens. Die Reform, die die Einführung eines sechsklassigen (Real-) Gymnasiums für Mädchen vorsah, trat zwei Jahre später in Kraft.

Politisches Engagement in der Deutschen Demokratischen Partei und Ehrungen

Nachdem das „Reichsvereinsgesetz“ Frauen im Jahr 1908 den Zutritt zu politischen Parteien ermöglichte, trat Helene Lange als Vertraute von Friedrich Naumann gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Gertrud Bäumer in die „Freisinnige Vereinigung“ ein, die 1910 in die „Fortschrittliche Volkspartei“ aufging. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie zu den Mitbegründerinnen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). 1919 wurde sie Alterspräsidentin des Hamburger Parlaments, zu dessen Ehrenvorsitzenden sie außerdem später gewählt wurde.

Wegen ihres sich zunehmend verschlechternden Gesundheitszustands zog sich Helene Lange nach dem Ersten Weltkrieg mehr und mehr aus der (politischen) Öffentlichkeitsarbeit zurück. 1923 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen, 1925 wählte sie der Parteitag der DDP zur Ehrenvorsitzenden. Am 13. Mai 1930 verstarb die Lichtfigur der deutschen Frauenbewegung im Alter von 82 Jahren in Berlin, wo sie wenige Tage später auch ihre letzte Ruhestätte fand.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind u.a. folgende Publikationen zum Thema erhältlich: