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6. Juli 1898: 125. Geburtstag von Hanns Eisler, dem Komponisten der Staatshymne der Deutschen Demokratischen Republik

In dem bewegten Leben und vielseitigen Schaffen des österreichischen Komponisten und Musiktheoretikers Hanns Eisler verbindet sich so Gegensätzliches wie Zwölftontechnik und Arbeiterlied, Kommunismus und Hollywood. Eisler beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Musik und Gesellschaft, komponierte schlagkräftige Propagandalieder und vertonte zahlreiche Werke Bertolt Brechts. In den 1950er-Jahren war er der bedeutendste Repräsentant der Musik der DDR.

Kindheit, Schulzeit, Militärdienst

Der am 6. Juli 1898 in Leipzig als drittes Kind des österreichischen Philosophieprofessors Rudolf Eisler und seiner Frau Ida Maria in Leipzig geborene Hanns Eisler wuchs ab 1901 in Wien auf. Von 1904 bis 1908 besuchte er die Hauptschule, anschließend das Gymnasium. Er verließ es 1916, als er als Soldat in der österreich-ungarischen Armee am Ersten Weltkrieg teilnehmen musste.

Schüler Arnold Schönbergs und Anton Weberns

Im Dezember 1918 kehrte er nach Wien, seit dem 12. November 1918 Hauptstadt der Republik Österreich, zurück. 1919 war er kurze Zeit Schüler am Neuen Wiener Konservatorium, wechselte aber noch im selben Jahr zu Arnold Schönberg, bei dem er bis 1923 privaten Kompositionsunterricht erhielt.

Eisler konnte in dieser Zeit als Notenkorrektor in dem Musikverlag Universal Edition arbeiten. Doch seine wirtschaftliche Situation blieb, auch nachdem er einen Kompositionspreis für seine erste Klaviersonate erhalten hatte, schwierig. Er leitete zwei Wiener Arbeiterchöre und gab musikalischen Grundunterricht für Arbeiter. Im August 1920 heiratete er die Sängerin und Kommunistin Charlotte Demant, die bei Anton Webern Musiktheorie studiert hatte. Bei ihm setzte Eisler seine Ausbildung fort, da Schönberg vollständig mit der Ausarbeitung der Zwölftontechnik beschäftigt war. 1928 wurde Eislers Sohn, der spätere Maler Georg Eisler geboren.

Berliner Jahre

In der Hoffnung, in Berlin seine Lebensverhältnisse verbessern zu können, nahm Eisler 1925 einen Lehrauftrag an dem angesehenen Klindworth-Scharwenka-Konservatorium an. Nach Berlin waren auch bereits Eislers Bruder und Schwester gezogen, wo sie als einflussreiche Funktionäre der KPD tätig waren. Auch Eisler beantragte die Aufnahme in die KPD, erhielt sie jedoch aus unbekannten Gründen nicht.

Ab 1925 begann er sich immer mehr vom bürgerlichen Konzertbetrieb zu distanzieren.  In Textbeiträgen für die Rote Fahne, dem Zentralorgan der KPD, stellte er sich gegen die hergebrachte Rolle von Musik. Ab November 1927 arbeitete er in der Agitpropgruppe „Das rote Sprachrohr“. 1928 komponierte er, von sowjetischen Agitationsstücken angeregt, für Bühnenstücke von Erwin Piscator und Lion Feuchtwanger und vertonte Bertolt Brechts „Ballade vom Soldaten“. Einen idealen Interpreten für die proletarischen Kampflieder fand Eisler in dem Schauspieler Ernst Busch. Vor allem das Lied „Roter Wedding“ und das für den Film „Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?“ entstandene „Solidaritätslied“ wurden weit über die Grenzen Berlins hinaus populär. 1930 komponierte er die Musik für Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“, das mit drei Berliner Großchören uraufgeführt wurde. Während ihn mit Brecht eine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit verband, kam es im Verhältnis zu Schönberg zeitweise zum Bruch.

Exiljahre in Europa 1933–1937 und in den USA 1938–1948

Seine jüdische Herkunft und kommunistische Überzeugung zwangen Eisler 1933 zur Emigration. Nach der ersten Station in Wien reiste er im März in die Tschechoslowakei, wo er Louise (Lou) Jolesch kennenlernte, die er 1937 in Prag heiratete. 1935 war seine Ehe mit Charlotte Demant geschieden worden.

Das Ehepaar lebte ab Ende März 1933 in Paris, ab August in London. Im Januar 1934 fuhren sie nach Dänemark, wo Brecht im Exil lebte und schrieben gemeinsam das bekannte Einheitsfrontlied. 1935 machte Eisler eine äußerst erfolgreiche Vortrags- und Konzerttournee in den USA. 1937 folgten Vorträge und Radioauftritte in Belgien, Frankreich und in den Niederlanden. Im Januar 1938 konzertierte er im belagerten Madrid mit Interbrigadisten. Danach reiste er wieder nach Dänemark.

Im Januar 1938 trafen die Eislers in den USA ein, erhielten aber erst nach großen Schwierigkeiten ein dauerhaftes Immigrantenvisum. Während die erste Professur an der New School for Social Research wenig einträglich war, konnte sich Eisler in den 1940er-Jahren als Komponist von Filmmusik etablieren und 1942 ein Haus in Los Angeles kaufen. Seine Filmmusiken zu „Hangmen Also Die!“ (Regie: Fritz Lang) und „None But the Lonely Heart“ (Regie: Clifford Odets) wurden für den Oscar nominiert. 1944 erhielt er mit Unterstützung Schönbergs eine Gastprofessur an der University of California, 1946 eine Professur an der University of Southern California. Seine Musik zu Brechts englischsprachiger Fassung des „Lebens des Galilei“ wurde 1947 ein großer Erfolg. Das Jahr 1948 wurde zur Zäsur, als Eisler trotz der Solidaritätsbekundungen vieler Prominenter von Albert Einstein bis Igor Strawinsky wegen unamerikanischer Umtriebe ausgewiesen wurde.

Eisler in der DDR

In Wien, wo er seine erste Frau Charlotte und seinen Sohn Georg wiedersah und seine spätere dritte Frau, Stephanie Wolf, kennenlernte, begegnete man Eislers Musik wenig aufgeschlossen. Mit der Aussicht auf bessere Arbeitsmöglichkeiten ließ er sich 1949 in Ost-Berlin nieder. Im gleichen Jahr komponierte er im Auftrag Johannes R. Bechers, des späteren Kulturministers der DDR, eine Melodie zu dem Gedicht „Auferstanden aus Ruinen“, der Staatshymne der DDR ab 1950. Eislers Melodie der DDR-Hymne ist unvergessen, währenddessen Bechers Text u.a. wegen Zeilen wie „Lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland einig Vaterland“ bei der SED-Staats- und Parteiführung nicht mehr angesagt war.

Seit Ende 1949 war Eisler an der Gründung der Deutschen Akademie der Künste beteiligt und leitete eine Meisterklasse für Komposition. An die Deutsche Hochschule für Musik wurde er als Professor für Komposition berufen (nach seinem Tod wurde sie nach ihm benannt). In der DDR entfaltete er ein großes Schaffen, für das er 1950 und 1958 mit dem Nationalpreis I. Klasse der DDR ausgezeichnet wurde. Doch er scheute nicht den Konflikt, wie etwa mit seiner Kritik an der Kulturpolitik der SED im Dezember 1954. 1962 wurde er Präsident des Musikrats der DDR.

Im März 1955 ließ er sich von Ehefrau Louise scheiden. Im gleichen Jahr komponierte er viele Filmmusiken (u.a. für „Nuit et brouillard“ über den Holocaust). 1958 heiratete er Stephanie Wolf. Eisler starb am 6. September 1962 in Ost-Berlin.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung können u.a. folgende Publikationen bestellt werden: