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04. März 1948: 75. Todestag der schwedischen Philanthropin Elsa Brändström

Bei dem Versuch, eine treffende Bezeichnung für das Lebenswerk von Elsa Brändström zu finden, stolpert man beinahe unweigerlich über den Begriff der Philanthropie, was übersetzt so viel wie „allgemeine Menschenliebe“ bedeutet. Bekannt als „Engel von Sibirien“ pflegte die Schwedin Brändström zwischen 1914 und 1920 Soldaten, die unter den menschenunwürdigen Bedingungen in den russischen Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkrieges litten. Bis heute wird ihre Person als Leitfigur für Nächstenliebe, Empathie und Zivilcourage gesehen und in einem Atemzug mit Mahatma Gandhi und Mutter Teresa genannt.

Kindheit und Jugend

Elsa Brändström wurde am 26. März 1888 als Tochter des in Russland eingesetzten schwedischen Diplomaten Per Henrik Brändström und seiner Frau Anna Wilhelmina Eschelsson in Sankt Petersburg geboren. Bis zu ihrem 20. Lebensjahr genoss sie eine umfassende Ausbildung im Lehrerinnenseminar in Stockholm und führte ein vergleichsweise unbeschwertes Leben im Bildungsbürgertum. 1913 verstarb ihre Mutter.

Wirken im Ersten Weltkrieg

Bereits kurz nach Kriegsausbruch meldete Brändström sich freiwillig als Krankenschwester bei der russischen Armee und reiste 1915 mit dem Ziel, die hygienischen und medizinischen Bedingungen in russischen Kriegsgefangenenlagern zu verbessern, im Auftrag des Schwedischen Roten Kreuzes nach Sibirien. Die Zustände dort, geprägt von den überfüllten Baracken sowie einem Mangel an Kleidung, grassierenden bakteriellen und Infektionskrankheiten wie Fleckfieber und Typhus sowie Erfrierungen und Hunger, schockierten die junge Schwedin. Vier von fünf Gefangenen verstarben zu dieser Zeit im Lager Krasnojarsk. Nachdem sie selbst eine Fleckfiebererkrankung auskuriert hatte, gelang es Brändström, gemeinsam mit ihrer Helferin Ethel von Heidenstam die Sterblichkeitsquote auf 18% zu senken. Ein entscheidender Faktor für diesen Erfolg war die Koordination der Hilfen über das Deutsche, Schwedische und Österreichische Rote Kreuz. Entlang der transsibirischen Bahnstrecke wurde auf ihr Betreiben hin eine Kette von Speziallazaretten mit geschultem medizinischem Personal errichtet. 

Brändströms Arbeit wurde durch den Ausbruch der russischen Oktoberrevolution 1917 stark behindert, 1918 entzogen die Behörden ihr sogar die Arbeitserlaubnis. Als sie nach Ende des Krieges nach Schweden ausreisen wollte, um ihren schwer erkrankten Vater zu pflegen, musste sie eine sechswöchige Geiselhaft in Omsk absitzen.
 

Engagement in Friedenszeiten

Zurück in Schweden litt Brändström gleichzeitig unter dem Tod ihres Vaters im Jahr 1921 und unter dem Gefühl, sich nicht ausreichend um die trotz des Kriegsendes weiterhin in Sibirien festgehaltenen Gefangenen kümmern zu können. 1922 veröffentlichte sie ein Buch mit dem Titel „Unter Kriegsgefangenen in Russland und Sibirien 1914-1920“, in dem sie ihre Erlebnisse im Ersten Weltkrieg verarbeitete. Mit den so generierten Einnahmen errichtete Brändström ein Arbeitssanatorium für ehemalige deutsche Kriegsgefangene in Bad Marienborn. Außerdem gründete sie in der ehemaligen „Schreibermühle“ in der Uckermark ein Heim für die Kinder verschollener und traumatisierter Kriegsgefangener. In den 1920er-Jahren unternahm sie verschiedene Forschungsreisen durch die USA und Schweden. Brändström war außerdem Mitbegründerin der Studienstiftung des deutschen Volkes und bekam 1927 die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen verliehen.

Im Jahr 1929 heiratete Elsa Brändström den deutschen Ministerialbeamten und Pädagogik-Professor Robert Ulich, 1932 kam Tochter Brita in Dresden zur Welt. Anfang der 1930er-Jahre gab es von Seiten der aufstrebenden Nationalsozialisten Initiativen, ein Treffen zwischen Hitler und der beliebten Elsa Brändström-Ulich zu arrangieren. Dieses Treffen wurde von jener jedoch strikt abgelehnt. 1933 emigrierte das Ehepaar in die USA, wo sie Flüchtlingshilfe für ankommende Deutsche leisteten.

Wirken im Zweiten Weltkrieg, Tod und Gedenken

In den letzten Kriegsjahren organisierte Brändström Hilfsaktionen für notleidende Kinder. Sie wurden zum Grundstein für die immer noch aktiven Organisationen „Care International“ und „CRALOG“. Ihre letzte geplante Reise nach Deutschland konnte sie 1948 wegen ihrer Knochenkrebserkrankung nicht mehr antreten. Sie erlag ihr am 4. März 1948 im Alter von 59 Jahren. Bis heute erinnern auch in Hessen zahlreiche Straßen, Schulen und Plätze, die ihren Namen tragen, an das tugendhafte und selbstlose Leben der schwedischen Philanthropin. Unter anderem gibt es eine Elsa-Brändström-Schule in Frankfurt am Main und Homberg/Efze, nach ihr benannte Straßen in Langen, Gießen und Butzbach sowie einen Elsa-Brändström-Platz in Fulda.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung können u. a. folgende Publikationen zum Thema bestellt werden: