31. August 1870: 150. Geburtstag der Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin Maria Montessori
Montessori war eine Bildungsrevolutionärin. Ihre Ideen beeinflussten pädagogische Richtlinien weltweit. Ihr Konterfei zierte die letzte 1.000-Lire-Banknote Italiens. Ihr ging es sehr stark darum, dem Kind stets Liebe und Respekt zu zeigen. Kinder bräuchten Zeit zum Spielen. Würde entspringt bei ihr der Aktivität, denn wer sich bedienen lasse, sei in seiner Unabhängigkeit eingeschränkt.
Maria Montessori wurde am 31. August 1870 in Chiravalle bei Ancona geboren. Ihre Eltern zählten zur politischen Elite Italiens. Bereits in ihrer Schulzeit interessierte sich Maria Montessori für Naturwissenschaften und besuchte eine technische Oberschule. Nach dem Schulabschluss wollte sie Medizin studieren, wurde jedoch an der Universität in Rom 1890 abgelehnt. Stattdessen studierte sie Naturwissenschaften. Nach dessen Abschluss erhielt sie 1892 dann doch im zweiten Anlauf die Berechtigung zum Medizinstudium. Damit war Maria Montessori eine der ersten Frauen in Italien, die Medizin studierte und einen Doktortitel der Medizin (1896) erlangte.
Entwicklung der Grundzüge ihrer Pädagogik
In den letzten beiden Studienjahren arbeitete Montessori bereits als Assistentin an einer psychiatrischen Klinik in Rom. Nach ihrer Promotion spezialisierte sie sich auf Kinderheilkunde und setzte diese Tätigkeit als Assistenzärztin in der Abteilung für Kinderpsychiatrie der römischen Universitätskinderklinik fort. Ihr besonderes Interesse galt den dort nur notdürftig versorgten geistig behinderten Kindern, für die sie Lernmaterialien entwickelte. Durch Studien in den Fächern Anthropologie, Pädagogik und Experimentalpsychologie erweiterte sie parallel ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und verknüpfte diese mit ihren praktischen Erfahrungen. Daraus ableitend entwickelte sie ihre anthropologisch-biologische Theorie und die ersten Grundzüge ihrer Pädagogik (Polarisierung der Aufmerksamkeit, Kinder mit verschiedenen Sinnesübungen erreichen …).
1909 entsteht ihr Hauptwerk „Il metodo della pedagogica scientifica“
1907 erhielt sie von der italienischen Regierung die Möglichkeit, die wissenschaftliche Leitung in einem Kinderhaus in San Lorenzo (Arbeiterviertel in Rom) zu übernehmen und ihre Lernpädagogik an normalbegabten Kindern auszuprobieren. Die nachweisbaren Lernerfolge bei den Kindern führten dazu, dass sich ihr erfolgreiches Kinderhaus-Konzept in Italien rasch verbreitete und zahlreiche neue Kinderhäuser entstanden. 1909 veröffentlichte Maria Montessori ihr Hauptwerk „Il metodo della pedagogica scientifica“, in dem sie die Grundlagen ihrer Pädagogik erläuterte, ergänzt durch von ihr entwickelte Lernmaterialien.
Verbreitung Ihrer Pädagogik weltweit
1913 nahm sie ihren Sohn Mario bei sich auf, 15 Jahre nachdem sie ihn als uneheliches Kind in eine Pflegefamilie gegeben hatte. Mario begleitete sie in der Folge (er wurde schließlich ihr engster Berater) bei ihren zahlreichen Reisen in verschiedene Länder, wo Maria Montessori ihre Pädagogik durch Kurse und Vorträge bekannt machte. Die Verbreitung ihrer Pädagogik führte zur Eröffnung zahlreicher Montessori-Kinderhäuser und -Schulen in Europa und Amerika.
Vertreibung aus Italien und Flucht nach Indien
Italiens faschistischer Diktator Mussolini führte nach seiner Machtübernahme 1925 in Italien die Methoden Maria Montessoris an allen italienischen Schulen ein und erklärte ihre Pädagogik zur nationalen Erziehungstheorie Italiens. Nachdem die Faschisten jedoch die Pädagogik zunehmend zu ihren politischen Zwecken missbrauchten (z.B. Uniform tragen), floh Montessori nach Amsterdam. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wanderte sie nach Indien aus, wo sie von 1939 bis 1946 mit ihrem Sohn Mario lebte. Dort entstand in der Folgezeit eine starke indische Montessori-Bewegung. In dieser Zeit entwickelte sie u.a. auch das Prinzip der „Kosmischen Erziehung“ (Montessori-Pädagogik für das Alter zwischen 6 und 12 Jahren) und den „Erdkinderplan“.