31. August 1821: 200. Geburtstag des Universalgenies Hermann von Helmholtz
Bedeutende Wissenschaftspioniere finden selten den Weg in die politische Bildung. Dabei hätte das Universalgenie Herrmann von Helmholtz mehr Aufmerksamkeit verdient. „Gerade in einer Zeit, in der Gesetze, Verordnungen und Erlasse immer mehr Bereiche des Lebens- und Arbeitsalltags bestimmen, gehören Personen in den Blick, die auch die Perspektiven des Lebens- und Arbeitsalltags erweitern und demonstrieren, dass der Fortschritt nicht aus Regularien erwächst, sondern es besondere Forscher und Entwickler sind, die diesen voranbringen. Insoweit ist gerade Hermann von Helmholtz eine zutiefst politische Person, der auch auf seinem Grabstein den für Politiker passenden Bibelspruch ‚Der Geist der Wahrheit wird euch in alle Wahrheiten leiten‘, anbringen ließ. Dieses Motto befolgte Helmholtz sein gesamtes Leben,“ so HLZ-Direktor Dr. Alexander Jehn.
Am 31. August 1821 wurde Hermann von Helmholtz als Sohn einer einfachen, bürgerlichen Familie geboren. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen bekommt er später den Adelstitel und steht in einer Reihe mit Namen wie Alexander von Humboldt, Max Planck oder Charles Darwin. Und auch in unserem Alltag ist der Physiker noch überall präsent. Schulen, Forschungsinstitute und Straßen tragen seinen Namen. Der junge Helmholtz will schon früh Physiker werden. Doch sein Vater war dagegen. Er drängte den Sohn zum Medizinstudium, was er dann auch begann. Bereits als Medizinstudent forscht er im sogenannten Magnus-Haus in Berlin-Mitte, dem ersten physikalischen Institut Deutschlands. Benannt wurde das Magnus-Haus Berlin nach Gustav Magnus, einem Professor für Technologie. Er gründete 1842 das erste physikalische Institut Deutschlands. Studenten wie Helmholtz durften in seinem Laboratorium seine physikalischen Apparaturen mitbenutzen.
Der junge Helmholtz untersuchte die Prozesse wie Gärung oder Verrottung. Diese Versuche mündeten bei ihm in dem Erhaltungssatz der Energie: „Energie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Sie kann nur von einer Form in andere Formen umgewandelt oder von einem Körper auf andere Körper übertragen werden.“ Mit diesem Satz wird der erst 26 Jahre alte Helmholtz über Nacht eine wissenschaftliche Größe. Helmholtz forscht nicht in vorgefundenen Bahnen, sondern er geht in seinen Arbeiten quasi „quer Beet“, forscht etwa zur Anatomie, Physiologie oder Optik. 1850 entwickelt er ein Gerät, das die Augenheilkunde revolutioniert: den Augenspiegel.
Über einen schräg gestellten Spiegel mit einem Loch, eine einfache und gleichsam geniale Konstruktion, wird Licht in das Auge eingespiegelt. Der Arzt schaut durch das Loch, durch die Pupille des Patienten den Augenhintergrund an. Er entdeckt damit zum ersten Mal einen Organismus unter der Haut am Leben. Die Ophthalmoskopie ermöglicht es dem Mediziner den Augenhintergrund zu analysieren. Mit dem Ophthalmoskop wird die ganze moderne Bildgebung in der Medizin revolutioniert. Denn die Entwicklung des Augenspiegels ist mittlerweile über 170 Jahre her, aber noch heute baut die moderne Augenmedizin auf den Grundfesten auf, die Helmholtz mit seinem Augenspiegel initiiert hat: Präzise Diagnosen ohne den Körper zu verletzen.
Helmholtz wird der Gründer der sogenannten „Physikalisch-Technische-Bundesanstalt“, die 1887 im deutschen Kaiserreich unter der Kanzlerschaft Otto von Bismarcks als „Reichsanstalt“ gegründet wurde, und wird zum ersten Präsidenten dieser Reichsanstalt, die heute unumwunden als die erste große Forschungseinrichtung der Moderne gilt.
Hermann von Helmholtz stirbt am 8. September 1894 im Alter von 73 Jahren und wird auf dem Friedhof Wannsee in Berlin beigesetzt.