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27. August 1770: 250. Geburtstag Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel gilt als der bedeutendste Philosoph des 19. Jahrhunderts, als großer Philosoph des deutschen Idealismus und als einer der wichtigsten und meist rezipierten Philosophen überhaupt. Hegels Wirkung auf Philosophie und Geschichte nach ihm war enorm. Der Marxismus wäre ohne Hegel nicht denkbar gewesen. Gleichwohl gilt Hegel heute als eher als sperrig. Freiheit bedeutet bei ihm nicht uneingeschränktes, sondern vernunftgebundenes Handeln. Bei Hegel sind Freiheit und Vernunft immer als Paar zu denken. Beispielsweise unmenschliches Agieren ist für ihn, den Revolutions-Aufarbeiter und Napoleon-Lernenden, kein freies Handeln, sondern lediglich willkürliches Handeln. Die Rede von der Einschränkung etwa des Marktes durch staatliche Gesetze bedeutet für Hegel nicht eine Beschränkung der Freiheit, sondern die Beschränkung des Willkürlichen. So lautet ein bekanntes Zitat von Hegel: „Zum Handeln gehört wesentlich Charakter, und ein Mensch von Charakter ist ein anständiger Mensch, der als solcher bestimmte Ziele vor Augen hat und diese mit Festigkeit verfolgt.“ Und die Ziele formieren sich nicht zufällig: „Nichts kommt ohne Interesse zustande.“

Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde am 27. August 1770 in Stuttgart als Sohn einer pietistischen Beamtenfamilie geboren. Mit fünf Jahren kam er auf die Lateinschule, mit sechs Jahren auf das Gymnasium. 1788 zog die Familie nach Tübingen, wo Hegel an der Eberhard-Karls-Universität sein Studium in Evangelischer Theologie und Philosophie begann und in das sogenannte Tübinger Stift aufgenommen wurde. Mit Friedrich Hölderlin teilte Hegel seine Stube. 1790 stieß Friedrich Wilhelm Schelling dazu. Die drei Freunde trafen sich fortan oft früh morgens zum „Disput“. Die Freiheit des Geistes wurde von ihnen sehr geschätzt und durch das Stift geradezu gefördert. Von der französischen Revolution waren alle begeistert. Hegel wurde sogar Mitglied in einem „politischen Club“ in Tübingen, in dem die revolutionären Entwicklungen und Errungenschaften diskutiert wurden. Allerdings wich die anfängliche Revolutionsbegeisterung der Tübinger Studenten angesichts des Terrors und der Revolutionskriege nach und nach der Ernüchterung.

Vom Hauslehrer zum preußischen Staatsphilosophen

Pfarrer wurde Hegel allerdings nicht nach der Stiftszeit (übrigens genauso wenig wie Hölderlin und Schelling). Zunächst arbeitete er als Hauslehrer in Bern, danach in Frankfurt. a. M. 1801 habilitierte er in Jena, wo er Mitherausgeber des „Kritischen Journal der Philosophie“ wurde und eine außerordentliche Professur erhielt, die Hegel allerdings 1805 wieder aufgab. 1805-1808 war er Redakteur der Bamberger Zeitung und berichtete u.a. über die Napoleonischen Kriege. In dieser Zeit schrieb er sein Hauptwerk „Phänomenologie des Geistes“. 1808-1816 war er Direktor des Ägidiengymnasiums in Nürnberg, 1816-1818 Professor in Heidelberg. Von 1818 an war Hegel Professor (und damit Staatsbeamter) an der Universität Berlin in Preußen, wo seine Vorlesungen zu philosophischen Themen vor überfüllten Hörsälen stattfanden, die nicht nur von Studenten, sondern auch von Geheimen Räten, Obristen oder Offizieren besucht wurden. Der schwäbisch philosophierende Hegel wurde dadurch zum „preußischen Staatsphilosophen“ und befürwortete die konstitutionelle Monarchie. In Berlin lebte er mit seiner 22 Jahre jüngeren Ehefrau und zwei gemeinsamen Söhnen unter der besonderen Gunst König Friedrich Wilhelms III., der ihn auf den philosophischen Lehrstuhl an der Universität Berlin berufen hatte. Hegel starb 1831 vermutlich an einem chronischen Magenleiden. Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte begraben.

Hegels philosophisches System

U.a. von Heraklit, Plato, Aristoteles, Spinoza, Kant, Fichte und Schelling beeinflusst, entwickelte Hegel ein umfassendes System der Philosophie, das alle Aspekte der Wirklichkeit vereinte und einem Vernunftganzen unterstellt wurde. Damit begründete er eine neue Weltanschauung und Methodik, den Panlogismus, der aus einer logischen, dialektischen Denkhaltung heraus Erkenntnisse gewinnt und verständlich macht. Das Seiende ist in Hegels Philosophie die Manifestation einer absoluten Wirklichkeit, die Idee, Vernunft und Denken ist und sich in der Natur wie auch im Bewusstsein entfaltet. Hegels Denken enthält viele Denkanstöße, die auch seine christliche Gesinnung zeigt und heute wie damals bedeutungsvoll sind: Freiheit, Rechtsgleichheit und gesellschaftlicher Fortschritt sind u.a. Ziele, nach dem der „Weltgeist“ strebt.

Der Weltgeist als ordnende Kraft

Diesen Weltgeist sah er in tatkräftigen Persönlichkeiten, die die Geschichte in einem dialektischen Prozess vorantreiben. Und diesen Weltgeist spürte Hegel sogar selbst, als er Napoleon in Jena während der Besetzung und Plünderung der Stadt durch die Franzosen 1806 gegenüberstand: „Es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier, auf einen Punkt konzentriert auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht.“ Zwar setze der Weltgeist auf die „List der Vernunft“, so Hegel und schlussfolgert: „Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig.“ Allerdings räumt er auch ein: „Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr.“

Das philosophische System Hegels umfasst zahlreiche Schriften zu Wissenschaft der Logik, Naturphilosophie und Philosophie des Geistes und wurde nach seinem Tod in großen Werkausgaben veröffentlicht.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung können u. a. folgende Publikationen zum Thema bestellt werden: