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16. Februar 1821: 200. Geburtstag Heinrich Barth

Heinrich Barths größter Verdienst ist die weitgehend vorurteilsfreie und aufgeschlossene Erforschung der afrikanischen Kulturen, die heute noch als Grundlage der modernen Afrikawissenschaften gilt. Barth begegnete den afrikanischen Kulturen mit Respekt und Anerkennung und nicht mit dem im 19. Jahrhundert weit verbreiteten imperialistischen Auftreten der Europäer. Barth, heute allgemein vergessen, war vielleicht der „erste Afrikaner“, der ein Bild von Afrika zeichnete, das nicht vom Imperialismus-Wahn und der Abenteuer-Sehnsucht etwa eines Karl May geprägt war. „Neudeutsch würde man formulieren: Barth näherte sich auf Augenhöhe und nicht von Vorurteilen geleitet dem afrikanischen Kontinent und seinen Bewohnern. Während die kolonialen Spurleger der europäischen Mächte auf dem afrikanischen Kontinent noch heute bekannt sind, ist Barth so etwas wie ein ungesetztes frühes Denkmal der politischen Bildung in Bezug auf die Haltung Afrika gegenüber,“ unterstreicht Dr. Alexander Jehn, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung.

Barth, geboren 1821 in Hamburg als Sohn eines reichen Hamburger Kaufmanns, war ein Sprachengenie. Bereits als junger Mann sprach er fließend Englisch, lernte alsbald Arabisch und erweiterte seine Sprachkenntnisse in zahlreichen afrikanischen Sprachen und Dialekten, ebenso sprach er Französisch, Spanisch, Italienisch und Türkisch. 1839 ging er nach Berlin, wo er Philologie, das klassische Altertum und Archäologie studierte, belegte aber auch Kurse in Geographie, Germanistik, Geschichte und Recht. 1844 promovierte er über die Handelsbeziehungen des alten Korinths. 1845 unternahm er seine erste größere Forschungsreise zu den Schauplätzen der Antike. Er bereiste die nordafrikanischen Küstenländer, Ägypten, Kleinasien und Südosteuropa. Schon zu dieser Zeit notierte und skizzierte Heinrich Barth alles, was er sah. Zurück in Berlin habilitierte sich Barth 1847 mit seinen „Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeers“.

1849 nahm er an einer britischen Expedition unter Führung von James Richardson teil, die von Tripolis aus durch die Sahara bis zum Tschadsee führte. Ziel der Reise war die Erkundung der Handelsrouten durch die Sahara, die Sicherung von Handelsmöglichkeiten mit Innerafrika und die Unterbindung des Sklavenhandels. Nach dem Tode Richardsons 1851 übernahm Barth die Leitung der Expedition, auf der er sich Abd el-Kerim, Diener des Allerhöchsten, nannte. Dabei kam Barth ohne Dolmetscher aus, denn er beherrschte mehrere afrikanische Sprachen und sprach so gut Arabisch, dass er sich intensiv mit islamischen Gelehrten austauschen konnte. Barth reiste weiter nach Timbuktu, das er 1853 erreichte. Von Timbuktu aus ging es wieder zum Tschadsee und nach Tripolis. Schließlich kehrte er 1855 nach Europa zurück.

Fast 20.000 Kilometer legte Heinrich Barth bei seiner Expedition in Afrika zurück. Dabei war er „in vielen Bereichen ein bahnbrechender Forscher“, so die Einschätzung des Historikers Prof. Dr. Christoph Marx. Als Erster entdeckte und interpretierte Barth Felszeichnungen in der Sahara, klärte den Verlauf von Nil und Niger am Tschadsee auf und dokumentierte Zeugnisse indigener Geschichtsschreibungen.

Von 1855 bis 1888 arbeitete Heinrich Barth an seinem rund 3.000 Seiten umfassenden Expeditionsbericht, den er auf Deutsch und Englisch veröffentlichte und in dem sich sein breites Forschungsinteresse widerspiegelte. Der Bericht machte ihn in Fachkreisen und in der Wissenschaft zu einem viel geehrten und einflussreichen Afrikaexperten. Ein Publikumserfolg wurde das umfassende Werk allerdings nicht. Denn Berichte von Reisen nach Afrika waren zur Zeit Heinrich Barths vor allem eines: Abenteuergeschichten wie etwa die Reiseerzählungen von David Livingstone oder Henry Morton Stanley. Sie handelten von gefährlichen Abenteuern, wilden Tieren und exotischen Menschen. Ein differenziertes Afrikabild, wie es Heinrich Barth entwarf, war in der Zeit des Imperialismus in Europa nicht populär.

1863 erhielt er in Berlin eine außerordentliche Professur. Im Alter von 44 Jahren starb Heinrich Barth am 25. November 1865 in Berlin und geriet schon bald in Vergessenheit.