Zum Hauptinhalt springen

14. Juni 1920: 100. Todestag Max Weber – Ein politisches Akademikergenie

„Der Gelderwerb ist – sofern er in legaler Weise erfolgt – innerhalb der modernen Wirtschaftsordnung das Resultat und der Ausdruck der Tüchtigkeit im Beruf.“ In diesem Zitat ist vieles miteinander verbunden, was den Juristen, Nationalökonomen, Historiker, Soziologen und Kunstwissenschaftler Max Weber ausmacht. Weber ist alles und doch einzig nur er selbst, ein durchaus selbstbewusster bürgerlicher Gelehrter.

Max Weber gilt als Gründervater der deutschen Soziologie und zählt zu den anerkanntesten und einflussreichsten deutschen Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts. Für ihn galt die Soziologie als Wissenschaft, „welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will“.

Maximilian Carl Emil „Max“ Weber wurde am 21. April 1864 als Sohn des Juristen Max Weber (später Abgeordneter der Nationalliberalen Partei) und dessen Frau Helene) in Erfurt geboren. 1869 siedelte die Familie nach Berlin um. Nach dem Abitur 1882 studierte er in Heidelberg, Straßburg, Berlin und Göttingen Jura, nebenher aber auch Nationalökonomie, Philosophie, Theologie und Geschichte. 1889 legte er in Jura seine Promotion und 1892 seine Habilitation für Römisches Recht und Handelsrecht in Berlin ab.

Parallel zu seiner Habilitation erstellte er zwischen 1891–1892 im Auftrag des „Vereins für Socialpolitik“ die Studie „Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland“, die schon früh seinen wissenschaftlichen Ruf begründete. 1893 heiratete er seine Großcousine, die Industriellentochter und spätere Frauenrechtlerin, Malerin, Publizistin und Soziologin Marianne Schnitger (1870–1954). 1893 wurde er zum Außerordentlichen Professor der Nationalökonomie an der Universität Berlin berufen. 1894 folgte er der Berufung zum Professor für Nationalökonomie an die Universität Freiburg/Breisgau. In seiner dortigen Antrittsvorlesung forderte er, wissenschaftliche Tatsachenaussagen nicht mit Werturteilen (Werturteilsstreit) zu vermischen. 1897 wechselte er an die Universität Heidelberg, um dort als Professor seine Lehrtätigkeit für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft aufzunehmen. Allerdings nur für kurze Zeit, da er aufgrund eines Nervenleidens in den folgenden sieben Jahren nur sehr begrenzt arbeiten konnte. 1903 wurde er schließlich als ordentlicher Professor in den Ruhestand versetzt.

Ab 1903 gab er das „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ heraus. 1909 war er Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“. Seit 1904 veröffentlichte Weber zahlreiche soziologische Schriften u.a. „Die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“ (1904) und „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904). In letzterer kritisierte und ergänzte Weber die materialistische Geschichtsauffassung (auch in Abgrenzung zu Marx) durch seine religionssoziologisch begründete Theorie der Entstehung des modernen Kapitalismus, die als Theorie der protestantischen Ethik weite Verbreitung fand. Er sah vor allem das Christentum und die Industriegesellschaft als entscheidende Kräfte für die Formung unserer Kultur und betrachtete den Kapitalismus und die „äußeren Güter dieser Welt“ im Speziellen als „schicksalsvollste Macht unseres modernen Lebens “.

1913 begann er mit seinem soziologischen Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“, das erst 1922 nach seinem Tod erschien. Darin führte er den Idealtypus als soziologischen Unterscheidungsbegriff ein und entwickelte die als typisch geltenden Strukturen und Prozesse („Idealtypen“), wie Staat, Herrschaft, Wirtschaft und Ethik. Er beschrieb u.a. auch die modernen, leistungsfähigen Strukturen von Wirtschaft und Verwaltung, die von Verwaltungen in Büros (Bürokratiemodell) gekennzeichnet sind in Abgrenzung zu früheren Herrschaftsformen.

Zu Kriegsbeginn 1914 unterstützte Weber die Politik der Reichsregierung, revidierte diese aber dann und veröffentlichte in der Folgezeit kritische Artikel in Tageszeitungen. Seine nationale Haltung wechselte zu einem liberaleren Denken, was 1918 auch dazu führte, dass er einer der Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wurde. 1919 wurde er als Ordentlicher Professor der Nationalökonomie an die Universität München berufen. Außerdem nahm er im selben Jahr als Sachverständiger der deutschen Delegation an der Konferenz zum Versailler Vertrag teil. Am 14. Juni 1920 starb Weber in München.