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12. Mai 1921: 100. Geburtstag Joseph Beuys

„Ohne Beuys wäre die documenta in Kassel nicht die documenta“

Der im Mai 1921 in Krefeld geborene Joseph Heinrich Beuys gilt als einer der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegszeit. Als Bildhauer, Maler, Medailleur und Zeichner war er einerseits im traditionellen künstlerischen Sinne tätig, andererseits sorgte er als Aktionskünstler für spektakuläre Auftritte. Hinzu kommen seine sozialpolitischen Aktivitäten und seine Lehrtätigkeit als Professor (vor allem auch zur Kunsttheorie) in Düsseldorf.

Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander. Dies führte zu seiner spezifischen Definition eines „erweiterten Kunstbegriffs“ und zur Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk, indem er Ende der 1970er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik einforderte. Seinen künstlerischen Stempel drückte er der documenta-Stadt Kassel auf, denn ohne Beuys wäre die documenta in ihrer internationalen Strahlkraft nicht die documenta. Er gilt weltweit als einer der bedeutendsten, aber auch sehr umstrittenen Aktionskünstler des 20. Jahrhunderts und ist seinem Biografen Reinhard Ermen zufolge als „idealtypischer Gegenspieler“ Andy Warhols zu betrachten.

Joseph Beuys gilt als Auf- und Verarbeiter des eigenen Kriegserlebnisses. Beuys hatte sich im Zweiten Weltkrieg freiwillig zur deutschen Luftwaffe gemeldet, was als politisches Statement des jungen Beuys gewertet werden kann, und wurde 1944 bei einem Flugzeugabsturz auf der Krim verwundet. 1946 wurde er an der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen und studierte bis 1952 Malerei und Bildhauerei. 1961 wurde Beuys dort Professor für monumentale Bildhauerei. Elf Jahre später wurde Beuys allerdings fristlos entlassen, weil er zuvor abgelehnte Studenten in seine Klasse aufgenommen hatte, ein Protest gegen traditionelle Aufnahmeverfahren. Zusammen mit Nam June Paik und George Maciunas gehörte Beuys in den 1960er Jahren der Kunstbewegung Fluxus an. Seit 1964 nahm er regelmäßig an der Kasseler documenta teil.

Beuys entwickelte das Konzept der „Sozialen Plastik“, einer gesellschaftsverändernden Kunst, und ist bekannt für seinen „erweiterten Kunstbegriff“, mit dem er die Trennung von Kunst und Gesellschaft aufheben und Kunst demokratisieren wollte. Der streitbare Aktionskünstler und Bildhauer erregte ferner mit ungewöhnlichen Materialien wie Fett, Honig oder Filz Aufsehen. Als richtungsweisende Performance gilt I Like America and America likes Me (1974), für die der in Filz eingewickelte Künstler drei Tage mit einem von amerikanischen Ureinwohnern als heilig verehrten Kojoten in den Räumen einer New Yorker Galerie verbrachte.

Beuys war stets ein politischer Künstler oder auch ein über Kunst sich ausdrückender Politiker mit hohem Sendungsbewusstsein, ohne jedoch nur annähernd in die Kategorie eines Parteipolitikers gehört zu haben. Auf der documenta 7 1982 in Kassel setzte Beuys seine Skulptur Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung (7000 Eichen) in die Tat um. Das Ende der aufwändigen Pflanzaktion erlebte Beuys nicht mehr. Bis zu seinem frühen Tod (1986 in Düsseldorf) waren lediglich 5500 Eichen, zu denen jeweils eine Basaltstele gesetzt wurde, gepflanzt. Den letzten Baum pflanzte sein Sohn  während der documenta 8 im Juni 1987. Die Baum-Stein-Paare sind im Stadtbild Kassels bis heute präsent.

Große Sammlungen seiner Werke befinden sich in seiner Geburtsstadt Krefeld im Kaiser-Wilhelm-Museum, im Museum Kurhaus Kleve und im ehemaligen Friedrich-Wilhelm Bad (heute Joseph-Beuys-Westflügel).

In Hessen ist Beuys neben Kassel auch im Städel in Frankfurt und vor allem im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt mit einem umfangreichen Werkkomplex, dem Block Beuys, vertreten.