12. März 744: 1275. Jahrestag Gründung Kloster Fulda: Eine Perle des hessischen Städtetourismus feiert
Fulda hat viele Gesichter: Barockstadt, Tagungs- und Tourismus-Perle, Hochschulstadt, aber auch Lieblingskloster und Grabstätte des wohl prominentesten „Gastarbeiters“ Deutschlands, des aus Wessex in Südwestengland stammenden Missionars Winfried.
2019 werden in Fulda mehrere Jubiläen gefeiert: Die Weihe der Ratgar-Basilika 819, die Bestattung König Konrads I. 919 in Fulda und die Verleihung der Markt- und Münzrechte 1019. Ganz am Anfang steht jedoch die Gründung des Kloster Fulda 744.
Das Kloster Fulda wurde am 12. März 744 von Sturmius im Auftrag von Winfried Bonifatius in der Nähe einer Fuldaaue gegründet. Nach der Ermordung von Bonifatius 754 wurde er in seinem eigenen Kloster begraben. Danach entwickelte sich rasch ein Kult um den Märtyrer Bonifatius und sein Grab – das Kloster Fulda wurde zu einem stark besuchten Wallfahrtsort. Zwischen 791 und 819 wurde die Ratgarbasilika erbaut, die zu einer der größten und innovativsten Kirchenbauten nördlich der Alpen der damaligen Zeit zählte.
Im 9. Jahrhundert war das Kloster Fulda wissenschaftlicher Mittelpunkt des Reiches. Über 600 Mönche waren hier ansässig, zahlreiche Schüler und Gelehrte kamen aus allen Reichsteilen nach Fulda. Die Bibliothek umfasste rund 2.000 Handschriften, eine der größten Sammlungen zu dieser Zeit u.a. mit seltenen Werken antiker Autoren wie Tacitus oder Ammianus Marcellinus.
Im 10. Jahrhundert siedelten sich die ersten Bauern und Handwerker in der Umgebung des Klosters an. 1019 erhielt die Abtei und die Siedlung das Münz-, Markt- und Zollrecht durch Kaiser Heinrich II. 1114 wurde Fulda erstmals als Stadt erwähnt. In der Folgezeit versuchte die Stadt verstärkt seine Rechte gegenüber der Abtei durchzusetzen. 1220 wurde die Abtei durch Kaiser Friedrich II. zur Fürstabtei erhoben. In der 1312 vollendeten Abtsburg, die im 17. Jahrhunderte zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde, residierte von nun an der Fürstabt. 1356 verlieh Kaiser Karl IV. dem Fürstabt den Ehrentitel „Erzkanzler der Kaiserin“. Im 15. Jahrhundert wurde das Reichsstift zu einem Territorialfürstentum. Die reformatorischen Bestrebungen im 16. Jahrhundert durch Bauernaufstände, Konflikte mit der Stadt und dem Stiftsadel wurden abgewehrt und ab Anfang des 17. Jahrhunderts die Gegenreformation durchgesetzt. Nach dem Prager Frieden 1635 wurde das Reichsstift restituiert. 1700 begann der Bau eines neuen Doms (anstelle der Ratgarbasilika) und eines Stadtschlosses im barocken Stil. 1734 wurde die Universität Fulda gegründet, die allerdings nur bis 1805 Bestand hatte. Das Fürstbistum Fulda zählte mit den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg quasi zum fränkischen Fürstbistums-Block, hatte mit Schloss Johannisberg im Rheingau aber auch Besitzungen jenseits von Rhön und Franken.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1802 wurde das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst. Die fuldischen Besitzungen gingen an Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Provinz Fulda aufgelöst und 1816 als Großherzogtum Fulda Teil von Kurhessen. Nach 1058 Jahren endete damit die eigenständige Geschichte des Klosters Fulda. Kirchenrechtlich und faktisch blieb das Bistum Fulda mit einigen territorialen Veränderungen und Zuständigkeiten jedoch bis zum heutigen Tage bestehen. Keinen Bestand jedoch hatte das Grab Konrads I., das im Laufe der Jahrhunderte verloren ging.