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10. Februar 1898: 125. Geburtstag von Bertolt Brecht

Bertolt Brecht schuf mit der Dreigroschenoper den größten Theatererfolg der 1920er-Jahre und war einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Als Dramatiker, Librettist und Lyriker schrieb Brecht mehr als 30 Theaterstücke, über 2.500 Gedichte und Lieder, drei Romane, mehrere Dramen- und Romanfragmente, über 150 Prosatexte sowie Tagebücher und Briefe. Brecht war unangepasster Kommunist, auch wenn so richtig eine Schublade der politischen Zuordnung nicht passt. In Brechts marxistischer Staats- und Gesellschaftsauffassung war die bürgerliche Demokratie eine „formale Angelegenheit“, welche er als ein taktisches Element auf dem Weg zu einer sozialistischen Gesellschaft wertete. Einer diktatorischen Machtausübung im Rahmen einer proletarischen Diktatur war er nicht grundsätzlich abgeneigt.

Ab 1948 baute sich der Antifaschist Brecht mit Hilfe der DDR-Staatsführung eine neue künstlerische Existenz im Ostsektor Berlins auf. Die SED unterstützte ihn mit Subventionen, einer eigenen Theatergruppe und einem eigenen Theater. Die Staatsführung versprach sich dadurch einen Prestigegewinn. Das Verhältnis Brechts zur jungen DDR war vielschichtig.

Kindheit und Schule

Der als Sohn eines Lithografen am 10. Februar 1898 in Augsburg geborene Eugen Berthold Friedrich Brecht (er bevorzugte später die Vornamen Bertolt oder Bert) besuchte ab 1904 die Volksschule und ab 1908 das Realgymnasium, das er 1917 mit einem Notabitur beendete. Er wuchs in gesicherten Verhältnissen auf und erhielt Klavier-, Geigen- und Gitarrenunterricht. Seine Mutter Wilhelmine Friederike Sophie starb an Brustkrebs, als er 22 Jahre alt war. Brecht litt schon in frühen Jahren an Herzbeschwerden, weshalb er zeit seines Lebens in ärztlicher Behandlung war.

Studium und Militärdienst im Ersten Weltkrieg

Brecht arbeitete als Hauslehrer bei einem Mitschüler aus reichem Elternhaus und schrieb Gedichte, Rezensionen und Reportagen für lokale Zeitungen. Zwar begann er in München Medizin zu studieren, besuchte jedoch lieber Seminare zur Gegenwartsliteratur. Im März 1917 hatte er sich zum Kriegshilfsdienst gemeldet, wurde jedoch davon zurückgestellt. Im Oktober 1918 wurde Brecht für vier Monate als Lazarettsoldat eingezogen. Im November trat er dem Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat bei. In dieser Zeit entstanden bekannte Gedichte wie die „Legende vom toten Soldaten“.

Turbulentes Privatleben und erfolgreiches Theaterleben in München und Berlin

1922 war für Brecht ein sehr erfolgreiches Jahr: Die Uraufführung seines ersten Bühnenstücks an den Münchner Kammerspielen, die Komödie „Trommeln der Nacht“, wurde sehr positiv aufgenommen. Ab Oktober erhielt er dort eine feste Stelle als Dramaturg und Regisseur. Außerdem erschien die Buchausgabe seines ersten Dramas „Baal“. In dieser Zeit lernte er die Schauspielerin Helene Weigel kennen.

Im November 1922 heiratete Brecht die Opernsängerin Marianne Zoff. Zeitgleich hatte er eine Liebesbeziehung zu Paula Banholzer, aus der ein Sohn hervorging. Im September 1924 zog er mit seiner Familie nach Berlin, wo er als Regisseur für Max Reinhardt am Deutschen Theater arbeitete. Es entstanden zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften, u.a. mit den Schriftstellerkollegen Arnolt Bronnen und Lion Feuchtwanger, der lebenslangen Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann sowie den Komponisten Kurt Weill und Hanns Eisler.

Seine Beziehung zu Helene Weigel führte im November 1924 zur Geburt ihres gemeinsamen Sohns Stefan. Nach der Scheidung von Marianne 1927, die ein Jahr zuvor eine Tochter zur Welt gebracht hatte, heiratete Brecht im April 1929 Helene Weigel. Im Oktober 1930 kam ihr zweites Kind zur Welt.

In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre wurde Brecht zum überzeugten Kommunisten und stand in Kontakt mit bedeutenden sozialistischen Theoretikern und Künstlern, trat aber nie selbst in die Kommunistische Partei ein. Er begann das bürgerliche Theater zu kritisieren und verfolgte mit Theaterstücken, wie dem 1926 uraufgeführten Stück „Mann ist Mann“, aber auch mit Gedichten, Liedern, Erzählungen und Hörspielen das Ziel, die herrschenden Missstände offenzulegen. 1928 feierte er einen überwältigenden Erfolg mit der von Kurt Weill vertonten „Dreigroschenoper“ am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. In ihr verwendete er Mittel des „epischen Theaters“ wie Verfremdungseffekte („V-Effekt“), um eine kritische Distanz der Zuschauer zu den Protagonisten der Stücke herzustellen.

Als im März 1930 die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Leipzig uraufgeführt wurde, kam es zu Störaktionen von Anhängern der NSDAP im Publikum. Das Drama „Die Maßnahme“, Ende 1930 in Berlin uraufgeführt, war ein sogenanntes Lehrstück mit einer bewusst einfach gehaltenen Aufführungspraxis. Der proletarische Film „Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?“, dessen Drehbuch hauptsächlich Brecht geschrieben hatte, wurde 1932 wegen kommunistischer Agitation verboten, kam aber in einer abgeänderten Fassung wieder zur Aufführung.

Flucht und Exil

Einen Tag nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 verließ Brecht Deutschland. Nach Stationen in Prag, Wien und der Schweiz ließ er sich bis 1938 in Svendborg in Dänemark nieder. Während seine Werke in Deutschland verboten und verbrannt wurden und ihm 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wurde, wurde er zu einem wichtigen Autor von sozialistischer und experimenteller Exilliteratur. Er schrieb zahlreiche, dem antifaschistischen Kampf gewidmete Gedichte. 1937 wurde das Stück „Die Gewehre der Frau Carrar“, mit Helene Weigel in der Hauptrolle, in Paris uraufgeführt. 1938 entstand das „Leben des Galilei“. Außerdem verfasste er Beiträge für Emigrantenzeitschriften in Prag, Paris und Amsterdam.

Wegen des deutschen Vormarschs in Skandinavien war er zwischen 1939 und 1941 bis zur Einreise in die USA ständig auf der Flucht. Dort wurde er Mitglied beim „Council for a Democratic Germany“. 1943 fiel sein Sohn aus erster Ehe als deutscher Soldat an der Ostfront.

1945 änderte er unter dem Eindruck der von den USA über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben das im dänischen Exil verfasste Theaterstück „Leben des Galilei“ und zog sich damit das Missfallen des Komitees für unamerikanische Umtriebe zu. Im November 1947 kehrte er für ein Jahr in die Schweiz zurück, nur sie erteilte ihm eine Aufenthaltserlaubnis. In Zürich wurde 1948 das 1940/41 geschriebene Stück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ und im Januar 1949 die Antikriegsdichtung „Mutter Courage und ihre Kinder“ uraufgeführt.

Rückkehr nach Berlin und Tod

1948 fand Brecht mit seiner Familie in Ost-Berlin Aufnahme. Brecht gründete 1949 das „Berliner Ensemble“. Als es 1954 das „Theater am Schiffbauerdamm“ als eigenes Schauspielhaus übernahm, bewältigte Brecht jedes Jahr ein gewaltiges Arbeitspensum und schaffte mit zwei Gastspielen in Paris den internationalen Durchbruch. 1949/50 war er an der Gründung der Deutschen Akademie beteiligt, deren Vizepräsident er 1954 wurde. Im Oktober 1951 erhielt er den Nationalpreis der DDR. Er starb im August 1956 im Alter von 58 Jahren an Herzversagen.