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10. Februar 1923: 100. Todestag des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Wilhelm Conrad Röntgen

Röntgen entdeckte am 8. November 1895 am Physikalischen Institut der Universität Würzburg die „X-Strahlen“, die später nach ihm benannten Röntgenstrahlen. 1901 erhielt er für die Entdeckung den Nobelpreis für Physik. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen war nicht nur ein medizinischer Meilenstein, sondern führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen wie zum Beispiel der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität oder ihrem Einsatz in der Röntgenastronomie, um das Universum sichtbar zu machen, oder in der Archäologie bei der Mumienforschung.

Kindheit und Schule

Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27. März 1845 als Sohn eines großbürgerlichen Tuchfabrikanten und Tuchhändlers in Lennep (heute ein Stadtteil Remscheids) geboren. Die Familie zog 1848 nach Apeldoorn in den Niederlanden. Von 1861 bis 1863 besuchte er eine technische Schule in Utrecht, die er ohne Abitur verließ.

Studium und wissenschaftliche Karriere

1865 begann Röntgen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ein Maschinenbaustudium, das nach einer Aufnahmeprüfung auch ohne Abitur möglich war. Drei Jahre später schloss er es mit einem Diplom ab. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der Experimentalphysik und wurde im Juni 1869 an der Universität Zürich zum Dr. phil. in Physik promoviert. 1871 und 1872 war er Assistent des bekannten Physikers August Kundt, mit dem er zusammen an die Universitäten in Würzburg und Straßburg ging. An letzterer habilitierte sich Röntgen 1874.

Im Jahr darauf folgte er einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim und erfüllte einen Lehrauftrag in Physik und Mathematik. 1876 kehrte er nach Straßburg zurück, wo er bis 1879 Physik lehrte. Die nächste Station seiner wissenschaftlichen Laufbahn war die Professur für Experimentalphysik an der Gießener Universität im Juni 1879, an der bis 1888 blieb. Von 1888 bis 1900 hatte er einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Würzburg inne, zu deren Rektor er 1893 und 1894 gewählt wurde. Im Zuge seiner Forschung zu Kathodenstrahlen stieß Röntgen am 8. November 1895 zufällig auf die kurzwelligen, sehr energiereichen Strahlen, die er wegen ihrer unbekannten physikalischen Eigenschaften als X-Strahlen bezeichnete. Er veröffentlichte seine Entdeckung im gleichen Jahr in einem Aufsatz für die Physikalisch-Medizinische Gesellschaft an der Universität Würzburg. Mit einer Röntgendarstellung der Hand seiner Frau demonstrierte er 1896 während eines Vortrags den medizinischen Nutzen seiner Entdeckung. Da er auf sie bewusst kein Patent anmeldete, konnte sich die Anwendung der Strahlung schnell verbreiten.

Ab dem Jahr 1900 war Röntgen bis 1920 an der Universität München als ordentlicher Professor für Physik tätig. In der bayerischen Hauptstadt wurde er u.a. auch Vorstand des Physikalischen Instituts.

Im September 1914 gehörte er zu den Unterzeichnern des „Manifests der 93“, das sich gegen die von den Kriegsgegnern des Deutschen Reichs erhobenen Vorwürfe wegen des harten Vorgehens des deutschen Militärs gegen die belgische Zivilbevölkerung richtete.

Ehrungen und Lebensende

Im Anschluss an seinen Vortrag im Januar 1896 benannte die Physikalisch-Medizinische Gesellschaft die neue Strahlung nach ihrem Entdecker „Röntgen-Strahlen“. Röntgen war Mitglied bzw. Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften des In- und Auslands. 1901 erhielt er als Erster den Nobelpreis für Physik. Bereits zuvor hatte er viele Auszeichnungen erhalten. Dazu gehörten u.a. der Verdienstorden der Bayerischen Krone, die britische Rumford-Medaille (1896) sowie die amerikanische Elliott-Cresson- und Barnard-Medaille (1897/1900). Später erhielt er u.a. den preußischen Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste (1911) sowie die Ehrendoktorwürde der Universitäten Würzburg, München und Frankfurt.

Wilhelm Conrad Röntgen starb am 10. Februar 1923 in München. Begraben wurde er jedoch entsprechend seinem testamentarischen Wunsch bei seinen Eltern auf dem Alten Friedhof in Gießen. Im Theaterpark der Stadt wurde ein von dem Berliner Künstler Erich Fritz Reuter 1962 entworfenes Denkmal zu seinen Ehren errichtet. Dessen Stahlstäbe symbolisieren die von Röntgen entdeckten Strahlen. An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Gießener Südanlage 17 ist außerdem eine Gedenktafel ihm zu Ehren angebracht.

100 Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch den deutschen Physiker Wilhelm Conrad Röntgen ist die Radiologie aus der medizinischen Diagnostik und Therapie nicht mehr wegzudenken. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg stiftete sie in vielen Ländern mit umfassenden Thorax-Screenings großen Nutzen bei der Bekämpfung der Volkskrankheit Tuberkulose. Die heute verbreitete Computertomographie ist die Weiterentwicklung der Röntgenaufnahmen als dreidimensionale Abbildung des Körperinneren.

Außer der Deutschen Röntgengesellschaft und der Universität Würzburg verleiht auch die Gießener Justus-Liebig-Universität seit 1960 einen nach Röntgen benannten Preis für hervorragende strahlenphysikalische, photonische oder strahlenbiologische Grundlagenforschung von Nachwuchswissenschaftlern.