09. September 1989: 35. Jahrestag der Gründung des „Neuen Forums“
Am 9. September 1989, nur wenige Tage nach der ersten Montagsdemonstration in Leipzig, wurde in der DDR die Oppositionsgruppe „Neues Forum“ gegründet. Diese Gründung markierte einen weiteren entscheidenden Wendepunkt in der friedlichen Revolution, die letztlich zum Sturz des SED-Regimes und zur Wiedervereinigung Deutschlands führte. Das „Neue Forum“ brachte erstmals in großem Stil Menschen zusammen, die sich gegen die starre, autoritäre und menschenfeindliche Politik der DDR-Führung stellten und für eine grundlegende Erneuerung des Landes eintraten.
Bürgerinnen und Bürger fordern eine Wende
Die Gründung des „Neuen Forums“ war eine direkte Antwort auf die immer lauter werdende Unzufriedenheit in der DDR-Bevölkerung. Die Bürgerinnen und Bürger waren zunehmend frustriert über die politische Stagnation, die fehlende Meinungsfreiheit und die schlechte wirtschaftliche Lage. Im Sommer 1989 hatten bereits viele DDR-Bürgerinnen und -Bürger das Land verlassen, während andere in verschiedenen Städten, angeführt von Leipzig, auf die Straßen gingen, um Reformen zu fordern. In diesem Klima der Unruhe und des wachsenden Widerstands entschlossen sich engagierte Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler, das „Neue Forum“ als politische Plattform für den Dialog und die Erneuerung der Gesellschaft zu gründen.
Das „Neue Forum“: Ein Hoffnungsträger der Erneuerung
Zu den Gründungsmitgliedern des „Neuen Forums“ gehörten prominente Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler wie die Malerin Bärbel Bohley, der Physiker Martin Böttger, die Ärztin Erika Drees, die Heimerzieherin Katja Havemann, der Jurist Rolf Henrich, die Zahnärztin Jutta Seidel, der Physiker Reinhard Meinel, der Physiker Sebastian Pflugbeil, der Arzt und Molekularbiologe Jens Reich, der Betonfacharbeiter Reinhard Schult, der Physiker Rudolf Tschäpe, der Student Michael Arnold sowie der Pfarrer und Direktor der Evangelischen Akademie Magdeburg Hans-Jochen Tschiche. Diese vielfältige Gruppe von Menschen, die aus unterschiedlichen sozialen und beruflichen Hintergründen stammten, vereinte die gemeinsame Vision einer demokratischen und erneuerten DDR. Innerhalb weniger Wochen schlossen sich rund zehntausend Menschen dem „Neuen Forum“ an, das schnell zur größten Oppositionsgruppe in der DDR wurde.
Die Reaktion des Regimes: Einschüchterung und Verbote
Die SED-Führung reagierte auf die Gründung des „Neuen Forums“ mit großer Besorgnis. Schon wenige Tage nach seiner Gründung wurde das „Neue Forum“ offiziell verboten und als „staatsfeindlich“ eingestuft. Die Führung hoffte, durch dieses Verbot die aufkommende Oppositionsbewegung im Keim ersticken zu können. Doch statt einzuschüchtern, mobilisierte das Verbot nur noch mehr Unterstützung für das „Neue Forum“. Die Menschen in der DDR ließen sich nicht mehr von den Repressionen des Regimes einschüchtern und nahmen weiter an den Demonstrationen teil, forderten Dialog und politische Reformen.
Hessen und das „Neue Forum“: Verbindungen und Solidarität
Auch in Hessen wurde die Gründung des „Neuen Forums“ aufmerksam verfolgt. Die Medien berichteten ausführlich über die neue Oppositionsgruppe, und in den westdeutschen Bundesländern, darunter auch Hessen, wuchs die Solidarität mit den Menschen in der DDR. Viele Hessinnen und Hessen unterstützten die Forderungen des „Neuen Forums“ nach Freiheit, Demokratie und einer grundlegenden Erneuerung der Gesellschaft. Zahlreiche Solidaritätsaktionen, Diskussionen und Veranstaltungen fanden in Hessen statt, um auf die Situation in der DDR aufmerksam zu machen und den demokratischen Aufbruch zu unterstützen.
Vom „Neuen Forum“ zur deutschen Einheit
Das „Neue Forum“ spielte eine zentrale Rolle im weiteren Verlauf der friedlichen Revolution. Trotz der Repressionen wuchs der Druck auf das SED-Regime, das schließlich nicht mehr in der Lage war, den Forderungen nach Reformen zu widerstehen. Das „Neue Forum“ war maßgeblich an den Gesprächen beteiligt, die letztlich zum politischen Umbruch führten und den Weg für die Wiedervereinigung Deutschlands bereiteten. Auch in Hessen wurde die Wiedervereinigung mit Spannung und großer Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft verfolgt.