Zum Hauptinhalt springen

08. März 1899: 125. Jahrestag der Gründung von Eintracht Frankfurt

„Fußball ist nicht nur die schönste Nebensache der Welt. Vielleicht ist kein Thema so aufschlussreich wie die Beschäftigung mit einem Spiel, dass nicht nur ein Sport ist. Soziale Probleme wie Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung erscheinen im Fußball wie unter einem Brennglas.“ In diesem Zitat spricht Sportjournalist und Historiker Diethelm Blecking nur eine der zahlreichen gesellschaftlichen Funktionen des Leistungssports an: Zusammenkommen in Fangemeinden, Nachwuchsförderung und Talentsuche, Fair Play sowie eine Vorbildfunktion für „sauberen“Sport. Dabei nimmt der Fußball in der Fülle der Sportarten aufgrund seiner Popularität eine besondere Stellung ein. Einer der traditionsreichsten hessischen Fußballvereine, Eintracht Frankfurt, feiert am 8. März sein 125. Gründungsjubiläum. Bekannt für die seit der Gründung der Liga dort vertretene Mannschaft in der Fußball-Bundesliga der Männer, umfasst die „Eintracht vom Main“ heute Abteilungen 19 weiterer Breiten- und Leistungssportarten. Wo liegen die Ursprünge des Frankfurter Sportvereins? Welche sportlichen und gesellschaftlichen Vorbilder brachte er hervor? Und wie gelang der Aufstieg zum mit aktuell 139.000 Mitgliedern sechstgrößten Sportverein Deutschlands und elftgrößten Sportverein der Welt?

Vorgängervereine im Kaiserreich und der Weimarer Republik

Am 08. März 1899 wurde der „Frankfurter Fußball-Club Victoria 1899“ in einem Gasthaus in der Hohenzollernstraße 14 (der heutigen Düsseldorfer Straße) gegründet. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die aus England stammende Ballsportart, die häufig abwertend als „Fußlümmelei“ oder „englische Krankheit“ betitelt wurde, nach Kontinentaleuropa importiert. Die Frankfurter Victoria gehörte bereits ein Jahr nach ihrer Entstehung zu den Gründungsvereinen des „Deutschen Fußball Bunds“ (DFB).  Am 13. Mai 1911 fusionierte die sie mit ihrem vermutlich ebenfalls 1899 gegründeten Kontrahenten, dem „Frankfurter Fußball-Club Kickers“, zum „Frankfurter Fußballverein“ (FFV). Vor dem Ersten Weltkrieg zählte der Verein bereits an die Tausend Mitglieder, wobei neben Fußball Hockey, Cricket, Fechten und Leichtathletik betrieben wurden. Nach Kriegsende kam es zu verschiedenen Zusammenschlüssen und Trennungen mit und von anderen Spartenvereinen, bis 1928 nach der Fusion mit der „Turn- und Fechtgemeinde Eintracht Frankfurt 1861“ die „Eintracht Frankfurt e.V.“ entstand.

Aufstieg der Eintracht zur Spitzenmannschaft und Zeit im Nationalsozialismus

Ab der Saison 1920/21 konnten bis zu 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer den Heimspielen der Eintracht im Riederwaldstadion in Seckbach beiwohnen.1928 qualifizierte sich das Team als süddeutscher Vizemeister erstmals für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, 1932 feierte man den süddeutschen Meistertitel und musste sich bei der deutschen Meisterschaft lediglich dem FC Bayern mit 0:2 geschlagen geben. Obwohl die Eintracht in den 1920er-Jahren ein Verein des liberalen Bildungsbürgertums gewesen war und auch über jüdischen Sponsoren und Funktionäre verfügte, unterzeichnete sie bereits am 09. April 1933 die „Stuttgarter Erklärung“, in der sich 14 Fußballclubs zum Ausschluss jüdischer Mitglieder und zur Aufnahme von Wehrsportprogrammen verpflichteten. Die Erfolge in der ab 1933 neu gebildeten „Gauliga Südwest“ blieben überschaubar. Wie die meisten deutschen Sportvereine litt auch die Eintracht nach Kriegsbeginn unter Spielermangel, da junge Männer mehrheitlich als Soldaten eingezogen wurden. Vor diesem Hintergrund bildete der Verein in der Saison 1944/45 mit dem FSV Frankfurt die „Kriegssportgemeinschaft Frankfurt“, die trotz des alliierten Bombardements und der Not, die der Zweite Weltkrieg in den letzten Kriegsjahren auch über die deutsche Bevölkerung hereinbrechen ließ, bis in den Januar 1945 hinein Spiele bestritt. Infolge eines alliierten Bombenangriffes war das Riederwaldstadion bereits 1943 vollständig abgebrannt.

Neuformierung nach dem Krieg und (Wieder-) Aufstieg in der Bundesrepublik

Nur ein Jahr nach Kriegsende gewann das neuformierte Team der Eintracht den Hessenpokal. Um der zunehmenden Professionalisierung des Fußballsports Rechnung zu tragen, entstand 1948 eine Vertragsspieler-Abteilung für Profi-Fußballer im Verein. 1959 triumphierte die „Eintracht vom Main“ erstmals bei der deutschen Meisterschaft in West-Berlin. Als erste deutsche Mannschaft erreichte sie 1960 außerdem das Finale des Europapokals in Glasgow. Mit solchen internationalen Auftritten trugen deutsche Sportlerinnen und Sportler – im Geiste des Weltmeisterschaftsgewinns 1954, dem „Wunder von Bern“ – auch zum Wiederaufstieg des westdeutschen Nachkriegsstaates in die internationale Staatengemeinschaft bei. 1963 gehörte die Eintracht zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga, wo sie die erste Saison auf Rang drei beendete. Ab 1964 spielte mit dem in Wiesbaden-Biebrich geborenen Jürgen Grabowski das bis heute vielleicht bekannteste Gesicht der Eintracht in der Frankfurter Mannschaft. Gemeinsam mit Bernd Hölzenbein vertrat dieser die Eintracht darüber hinaus in der Weltmeistermannschaft von 1974. Auch Karl-Heinz („Charly“) Körbel gilt heute als „Legende“ der Eintracht mit seinen 602 zwischen 1972 und 1991 im Adler-Trikot bestrittenen Spielen. 1974, 1975, 1981 und 1988 wurde die Eintracht außerdem Pokalsieger, 1980 triumphierte die Mannschaft im UEFA-Pokal. 1996 stieg die Fußballmannschaft erstmals aus der Bundesliga ab, erst 2002/03 gelang der Wiederaufstieg. Seitdem ist der Frankfurter Traditionsclub ununterbrochen in der Bundesliga vertreten.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: