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07. April 1948: Weltgesundheitstag und 75. Jahrestag der Gründung der Weltgesundheitsorganisation

In ihrer ersten Satzung von 1946 formulierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Grundrecht eines jeden Menschen, sich einer möglichst guten Gesundheit zu erfreuen. Das zugrundeliegende Gesundheitskonzept wurde zuletzt 1986 in der Ottawa-Charta erweitert und definiert Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens sowie als einen wesentlichen Bestandteil des alltäglichen Lebens. Um dieses Ziel zu verwirklichen, übernimmt die Organisation die grenzübergreifende Koordination im Gesundheitsbereich, unterstützt die Mitgliedsländer mit fachlicher und technischer Expertise und vernetzt sie untereinander. Als Erinnerung an die Gründung der WHO und als jährlicher Auftakt für längerfristige Kampagnen ist der 7. April seit 1950 Weltgesundheitstag.

Aufbau der WHO

Die Hauptorgane der am 7. April 1948 gegründeten Weltgesundheitsorganisation (engl. World Health Organization), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sind die Weltgesundheitsversammlung, auf der alle 194 WHO-Mitglieder (Stand 2023) jedes Jahr im Mai in Genf zusammentreffen und finanzielle und organisatorische Fragen klären, sowie der Exekutivrat, dem 34 Experten aus den Mitgliedstaaten angehören. Zu seinen zentralen Aufgaben gehören die Ausführung der Beschlüsse und Richtlinien der Versammlung. 2017 wählte die Versammlung den Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus zum Generaldirektor. Zudem gibt es sechs Regionalbüros: in Europa (Kopenhagen), Amerika (Washington), Afrika (Brazzaville), im östlichen Mittelmeerraum (Kairo), im westlichen Pazifikraum (Manila) und in Südostasien (Neu-Delhi). Dem Regionalbüro Europa sind 53 Mitgliedstaaten zugeordnet.

ICD-Klassifikation

Nicht nur an der Bekämpfung von Krankheiten ist die WHO beteiligt. Bei ihrer Gründung wurde sie auch mit der „International List of Causes of Death“ (ICD, Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) betraut. Seit 1967 sind die Mitgliedsländer verpflichtet, die aktuellste ICD-Version zu verwenden, die den jeweiligen Fortschritt dokumentiert.

Fortschritte und Misserfolge durch die WHO

In ihren ersten Jahren konzentrierte sich die WHO auf die Bekämpfung von Malaria, der Gesundheit von Mutter und Kind, der Behandlung von Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten sowie auf Ernährung und Umwelthygiene. Gegen Ende der 1970er-Jahre resümierte die WHO den Kampf gegen die Malaria als gescheitert.

Als größter Erfolg in der 75-jährigen Geschichte der WHO gilt die Ausrottung der Pocken, die 1967 mit einem internationalen Impfprogramm begann. Am 8. Mai 1980 erklärte die WHO-Versammlung die Erde für pockenfrei. Zuvor waren allein im 20. Jahrhundert vermutlich mehr als 500 Millionen Menschen an Pocken gestorben.

An Polio (Kinderlähmung) erkrankten Ende der 1980er-Jahre jährlich 250.000 Menschen, von denen rund 25.000 starben. Aufgrund der 1988 begonnenen Impfkampagne gilt Europa zwar seit 2002 als poliofrei, es halten sich aber noch verschiedene Typen des Poliovirus in Pakistan, Afghanistan und Nigeria.

Das globale, 1987 gestartete Programm gegen HIV und Aids wurde 1996 durch die Einrichtung des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zu HIV/Aids (UNAIDS) ersetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt starben mehr als 4,6 Millionen Menschen an Aids und mehr als 20 Millionen waren mit HIV infiziert.

Im August 2010 wurde das Ende der Schweinegrippe bekannt gegeben. Allerdings handelte sich die WHO bei dieser Epidemie den Vorwurf ein, sie habe die Situation überdramatisiert, indem sie von einer zu hohen Mortalitätsrate ausgegangen sei, was allein den Pharmaunternehmen genutzt habe. Vor allem mit dem Ebola-Ausbruch im Jahr 2014 in Westafrika mit rund 10.000 Toten wurde der WHO vorgeworfen, zu langsam gehandelt zu haben.

Seit 2012 bemüht sie sich erneut, die Tropenkrankheit Frambösie auszurotten. Von 1954 bis 1964 war ihre Bekämpfung trotz der Penizillinversorgung von 300 Millionen Menschen in 46 Ländern fehlgeschlagen. Unbehandelt führt die Krankheit vor allem bei 5- bis 15-jährigen Kindern zu schweren Behinderungen.

Das Jubiläumsjahr 2018 war das Jahr einer Vielzahl von WHO-Kampagnen. Sie richteten sich gegen Antibiotikaresistenzen, gegen die anhaltende HIV-Pandemie und die hohe Sterberate aufgrund von Atemwegserkrankungen durch Rauchen. Es gab Programme für eine bessere Versorgung mit Arzneimitteln und für den Kampf gegen Genitalverstümmelungen. Von letzteren sind rund 200 Millionen Mädchen und Frauen in 30 Ländern Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens betroffen. Außerdem rückte der ungesunde Lebenswandel in den Industriestaaten in den Fokus, wie etwa das erhöhte Darm- und Magenkrebsrisiko infolge des Verzehrs von rotem Fleisch.

Als sich Anfang 2020 von China ausgehend die COVID-19-Krankheit in Europa ausbreitete, stufte die WHO das Infektionsgeschehen im März als Pandemie ein. Die USA, Australien und Japan kritisierten den späten Zeitpunkt. US-Präsident Donald Trump warf der WHO zudem vor, Taiwans schon 2019 geäußerte Warnung vor Corona missachtet zu haben und zu freundlich gegenüber der Volksrepublik China zu sein. Den angekündigten Austritt der USA aus der WHO nahm sein Nachfolger Joe Biden im Januar 2021 zurück. Als China im Dezember 2022 seine drastischen Lockdowns aufgab und das Virus auf eine nur unzureichend geimpfte Bevölkerung traf, forderte die WHO von China mehr Transparenz und bot zugleich Unterstützung an. Schätzungen zufolge starben in China in dieser Zeit täglich 5.000 Menschen.

Finanzierung und Kritik

Die WHO wird inzwischen zu über 70 Prozent von privaten Geldgebern und Stiftungen finanziert. Die seit der Jahrtausendwende von der Bill & Melinda Gates Foundation gespendeten 2,5 Milliarden Dollar kamen vor allem „technischen“ Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten, wie Impfkampagnen und der Verteilung von Medikamenten, zugute. Andere wichtige Aufgaben, wie der Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme in armen Ländern, wurden indes vernachlässigt. Die Nichtregierungsorganisation „Transparency International“ kritisiert die niedrigen Pflichtbeiträge der WHO-Mitgliedstaaten und bemängelt wie auch andere Kritiker einen ständig wachsenden Einfluss der Pharmabranche und eine zu geringe personelle Ausstattung infolge der Unterfinanzierung. Dementsprechend sind die Forderungen nach umfassenden Reformen der WHO lauter geworden.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung können folgende Titel zum Thema bestellt werden: