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Erinnerung in Stücken
Zur Denkmalkultur der Weimarer Republik und ihren Spuren
- Autor: Braune, Andreas
- Wiesbaden: Hessische Landeszentrale für politische Bildung, 2024. - 20 Seiten
- Kategorie: Deutsche Geschichte,
- Diese Publikation ist ausschließlich als eBook verfügbar!
Zunächst ist wichtig zu betonen, dass es weder im Zuge der Revolution 1918/19 noch in ihrem Nachgang zu einer Bilder- oder Denkmalstürmerei gegen das Kaiserreich und seine Erinnerungskultur gekommen ist. Auch mit den verflossenen Fürsten, ihrem Eigentum und den unzähligen Schlössern wurde vergleichsweise mild bzw. schonend umgegangen. Allzu monarchistische Symbole und Bezeichnungen verschwanden zwar mehr oder minder stillschweigend aus dem öffentlichen Raum, aber zur betont antimonarchistischen Geste wuchs sich dies nicht aus. Diese Nachsicht mochte der Republik im Nachgang als Mangel an Selbstbewusstsein und republikanischem Sendungsbewusstsein ausgelegt werden, ähnlich wie die Kooperation mit den alten Eliten in Militär und Verwaltung nach 1945 als zu zögerlicher Aufbruch in die Demokratie gewertet wurde. In dem historischen Moment des Aufbruchs in die Republik war es aber durchaus eine bewusste und auch selbstbewusste Entscheidung, sich nicht in einem Bildersturm gegen das Ancien Régime zu stellen. Darin steckte einerseits das in sozialdemokratischen und linksliberalen Kreisen artikulierte Selbstbewusstsein, dass mit der Republikgründung historisch Notwendiges und Richtiges geschehe und sich damit ein Nachtreten gegen die alte Ordnung nicht lohne. Andererseits sollte den Anhängern der Monarchie eine Brücke in die neue Ordnung gebaut werden, was durch eine aggressive Diffamierung des Kaiserreichs oder einen republikanischen Triumphalismus erschwert worden wäre. Zudem stellte sich die Republik, indem sie den Staatsnamen „Deutsches Reich" weiterhin trug, durchaus auch in die Tradition der Reichsgründung von 1871. Angesichts von Gebietsabtretungen, alliierten Besatzungen und drohendem Separatismus an den Rändern bildete das Thema der Einheit des Reiches ein durchgehendes Motiv in der Weimarer Republik.