24. Februar 2022: Beginn des Ukraine-Krieges: Schwerter zu Pflugscharen?
In Europa herrscht wieder Krieg. Russland hat nach dem militärischen Eingriff in Georgien 2008 und der Annexion der Krim im Jahr 2014 eine neue Eskalationsstufe ausgerufen und völkerrechtswidrig die Ukraine überfallen. Viele Menschen sterben oder sind auf der Flucht. Angst und Ohnmacht, Tod und Vertreibung sind wieder im Herzen Europas angekommen. Wieder einmal wird der Gewalt der Vorzug vor der Diplomatie gegeben. Präsident Putin greift mit der Ukraine einen souveränen Staat aus geschichtsrevisionistischen Gründen an und zerstört damit historisch gewachsene russisch-ukrainische Familienbande. Schmerz und Leid, Zerstörung und Flucht, Hass und Gewalt sind die Folgen.
Die Friedensbewegung in der ehemaligen DDR trug den Slogan „Schwerter zu Pflugscharen“. Dieses Motto stammt aus der Bibel. Beim Propheten Micha heißt es in Mi 4,1–4:
„In den letzten Tagen aber wird der Berg, auf dem Gottes Haus steht, feststehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: ‚Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!‘
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.“
Diese Bibelstelle beim Propheten Micha half den Menschen in der DDR, die Freiheit und Frieden in Selbstbestimmung ersehnten, zu hoffen, dass in der geschichtlichen Situation Gott wirklich die Möglichkeit hat, Geschichte zu verändern, neue Dinge zu gestalten und dass er das Unmögliche möglich macht. Den Menschen in der Ukraine bleibt in diesen Stunden ebenfalls nur genau diese Hoffnung.
Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch war ein sehr prominenter sowjetischer Bildhauer, der 1908 im heute zu der Ukraine gehörenden Jekaterinoslaw geboren wurde. Der 1974 in der sowjetischen Hauptstadt Moskau verstorbene Wutschetitsch erlangte große Aufmerksamkeit durch seine beeindruckenden heroischen Monumente im allegorischen Stil. Wutschetitsch, von montenegrinischer Herkunft und kein Russe, erhielt zahlreiche Ehrenzeichen, etwa 1970 den Leninpreis, fünfmal den Stalinpreis, zweifach den Leninorden. Vor 55 Jahren wurde er zum Held der sozialistischen Arbeit ernannt. Im Dezember 1959 schenkte die Sowjetunion der UNO eine Bronzeskulptur von Wutschetitsch, die das besagte biblische Motiv bildlich-plastisch darstellt. Die Skulptur zeigt einen muskulösen Helden, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet. Sie hebt im Geiste des Sozialismus die Schöpferkraft des arbeitenden Menschen hervor, derweil sie parallel ein Appell an das Friedensziel der UN-Charta darstellt. Vor der UNO steht sie bis heute.
Mit dem Geschenk an die UNO unterstrich die seinerzeit kommunistische Kreml-Führung ihre damals offiziell verlautbarte Bereitschaft zur friedlichen Koexistenz mit dem „Klassenfeind“. Sie stellte ihr Land immer als Friedensmacht und dessen Hochrüstung als einzig defensiven Zwecken dienend dar – nicht ahnend, welche Ereignisse der „Prager Frühling“ und dessen Niederschlagung 1968 die Welt sehen ließ.
Heute reißt das UNO-Denkmal von Wutschetitsch den Kriegspolitikern des Kremls die Maske vom Gesicht: Krieg ist keine Lösung! Europa und die Welt braucht Frieden und Sicherheit! Stoppt den Krieg!